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Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Mark Beamon 01 - Der Auftrag

Titel: Mark Beamon 01 - Der Auftrag
Autoren: Kyle Mills
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er gesucht hatte. Es hing zwar kein Schild über der Tür, aber die Schaufensterpuppen im Fenster trugen auffällige Perücken und historische Kostüme, und ein Plakat an der Tür kündete die ›Scarlett-O’Hara-Woche‹ an – was immer das auch war.
    Eine Glocke läutete bei seinem Eintritt. Der Mann hinter der Theke warf seine Zeitschrift zur Seite und sprang auf.
    »Kann ich Ihnen helfen?«, fragte er und schien hoch erfreut, einen Kunden zu haben
    »Ich denke schon«, erwiderte Hobart und verriegelte die Tür.
    »Wir … wir haben noch geöffnet …«
    Hobart zog seine Waffe aus dem Rucksack, der über seiner rechten Schulter hing. »Es dauert nur ganz kurz.«
    Der Mann wollte die Hände heben, aber Hobart hinderte ihn daran.
    »Es ist heute nicht viel los gewesen«, erklärte der Ladenbesitzer, als Hobart ihn ins Hinterzimmer schob. »Deshalb ist kaum was in der Kasse, aber das dürfen Sie gern nehmen. Ich habe auch noch ein paar Scheine in meiner Brieftasche.«
    Hobart zog eine Grimasse. Schon zum zweiten Mal innerhalb von zwei Stunden hielt man ihn für einen gewöhnlichen Kriminellen.
    Im Hinterzimmer des Ladens stapelten sich in scheinbar willkürlichem Durcheinander ganze Kostümberge. Eine der Wände war komplett verspiegelt. Auf der anderen Seite des Raums stand ein alter Schminktisch. Zwei Halogenlampen wirkten ziemlich deplatziert auf seiner verwitterten Holzplatte.
    »Umdrehen«, befahl Hobart und nahm seine Perücke ab. »Ich will hier als Frau rausgehen.«
    Beinahe hätte er laut gelacht, so absurd erschien ihm alles. Sein Plan, Amerikas verheerendstes Problem zu lösen, war gescheitert. Und nun war er nicht nur gezwungen, aus seinem Heimatland zu fliehen, er musste auch noch in einem Fummel flüchten. Dieser gottverdammte Mark Beamon.
    Der Ladenbesitzer schaute ihn verständnislos an. Hobart hob die Waffe und ging einen Schritt auf ihn zu. Diese stumme Drohung hatte den gewünschten Effekt. Hastig begann er, in den Sachen zu wühlen und raffte Kleider, Makeup, Perücken, Polster und anderen Kram zusammen. Immer wieder musterte er nachdenklich seinen Kunden, um dessen Größe abzuschätzen.
    Es mag vielleicht nicht besonders würdevoll sein, so aus dem Land zu verschwinden, dachte Hobart, aber dafür ist es der sicherste Weg. Das FBI hatte garantiert sämtliche Flughäfen dichtgemacht, allerdings suchte man nach einem Mann, und sein Freund, der Fälscher, konnte ihm binnen einer Stunde einen Pass und einen Führerschein anfertigen. Mit ein wenig Glück würde er heute Abend im Flugzeug sitzen.
    »Wenn Sie für einen Moment mit nach vorn kommen könnten, wo das Licht besser ist?«
    Hobart folgte dem Ladenbesitzer, der langsam um ihn herumging – und ihn zu seiner Überraschung plötzlich fest um die Taille packte.
    Herrgott – ein verfluchter Held.
    Hobart riss seinen freien Arm hoch und wollte ihm den Ellbogen an den Kopf rammen, als er den kalten Lauf einer Waffe im Nacken spürte.
    »FBI, Mr. Hobart. Sie sind verhaftet.« Die Nervosität war aus der Stimme des Ladenbesitzers verschwunden. Ein zweiter Mann kam langsam aus der Toilette und zündete sich eine Zigarette an.
    »Ja, auch mir hat dieser Laden am besten gefallen, John«, sagte Mark Beamon. »Ruhige Gegend, viele leer stehende Geschäfte.«
    Hobart ließ die Waffe fallen. Er leistete keinen Widerstand, als man ihn mit dem Gesicht nach unten auf den Boden drückte und ihm die Arme auf den Rücken zog. Von seiner Position aus konnte er nur Beamons Knie sehen.
    ***
    Es dauerte volle zwei Sekunden, bis Hobart ganz begriffen hatte, was passiert war.
    Der junge Agent, der ihm eben noch Handschellen angelegt hatte, lag neben einer geschwärzten Schaufensterpuppe auf dem schmutzigen Boden des Ladens. Sowohl er wie die Puppe waren regelrecht gespickt mit Glasscherben, Backsteintrümmern und Holzsplittern. Rauch und aufgewirbelter Staub trieben in der Luft.
    Hobart schaute sich um und entdeckte Mark Beamon, der sich gerade hochrappelte, ohne die Kugeln zu beachten, die ihm um die Ohren flogen. Er wirkte ein wenig benommen, hatte aber keine sichtbaren Verletzungen. Die Hauptwucht der Druckwelle hatte sein Partner abbekommen.
    Fast die gesamte Vorderfront des Ladens war verschwunden. Nichts war mehr übrig von dem großen Schaufenster, in dem eben noch die Kostüme ausgestellt gewesen waren, und die Reste des hölzernen Fensterrahmens brannten.
    Das Dröhnen in seinen Ohren ließ langsam nach. Hobart begann vorsichtig auf eine schwere Vitrine in
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