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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen
Autoren: Andreas M.
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nett aus.“
    „Conil de la Frontera … das liegt natürlich direkt am Strand. Wenn wir Pech haben mit dem Wetter … aber das Hotel sieht gut aus!“, dachte Marianne laut nach. „Ist auch nicht so weit vom Flughafen … Luxuriös … Ziemlich teuer …“
    „ Ein bißchen Luxus haben wir uns ja wohl verdient. Und leisten können wir’s uns ja wohl auch. Du, guck mal!“ Kathrin stupste ihre Mutter mit dem Ellenbogen. „Da kommt der Steiner.“
    Marianne wandte den Kopf, bemerkte die erschrockenen Augen ihrer Tochter und folgte dann deren Blick durch das große Fenster vor der Rezeption. Tatsächlich war gerade der große, schwere Mercedes von Josef Steiner vorgefahren, dem Bürgermeister. Seit er Marianne in Zimmer 312 benutzt hatte, war sie ihm nicht mehr begegnet.
    „Soll ich ihn abwimmeln “, fragte Kathrin besorgt. Intuitiv legte sie den Arm um ihre Mutter, wie um sie zu schützen.
    Aber Marianne schüttelte den Kopf. Da öffnete sich auch schon die Schiebetür , und Josef Steiner kam herein. Nur war sein Auftritt diesmal nicht so gewichtig und leicht pompös wie sonst. Eher trat er auf wie ein Schuljunge, sichtlich schüchtern und unsicher. Zögernd trat er zu den beiden Frauen. Röte stieg ihm ins Gesicht, noch bevor er etwas sagte, und er konnte ihren Blicken kaum standhalten.

    „Marianne, bitte, kann ich Sie sprechen?“, fragte er mit für ihn ungewohnt leiser Stimme. Und als die beiden Frauen nicht reagierten, fuhr er fort. „Bitte! Herr Stadler war bei mir gewesen und er … Wir hatten da ein Gespräch … Ich …“ Er hob kurz den Aktenkoffer an, den er in der Hand trug. „Ich hätte da … Bitte … Ich … Frau Marianne, kann ich Sie bitte sprechen?“, stammelte er. „Unter vier Augen?“
    „Wir gehen ins Büro “, sagte Marianne mehr zu Kathrin als zu ihm. „Bleibst du bitte hier und hältst die Stellung?“
    „Klar “, entgegnete Kathrin nur und warf dabei einen feindseligen Blick zum Bürgermeister, dessen Röte mittlerweile auch den Hals überzogen hatte.
    „ Na gut. Dann kommen Sie!“, beschied ihm Marianne knapp, machte auf dem Absatz kehrt und ging mit schnellen, energischen Schritten in den kleinen Raum hinter der Rezeption.

    „Marianne, ich habe hier die Sachen, die Herr Stadler … die …“ Er holte tief Luft. „Um die Herr Stadler mich … gebeten hat.“ Er stand neben dem Schreibtisch und knetete den Griff des Aktenkoffers mit beiden Händen.
    „Darf ich sehen?“
    Josef Steiner zögerte kurz, dann legte er den Aktenkoffer vor sie auf den Schreibtisch. Marianne ließ die Verschlüsse aufschnappen und öffnete den Deckel. Steiner hätte eine Reaktion erwartet, aber dies war nicht der erste Koffer seiner Art, den Marianne in dieser Woche sah, und sie blieb von dem Anblick seines Inhalts ungerührt. In dem Koffer lag obenauf ein mehrseitiges Schriftstück, das sie mit spitzen Fingern herausnahm und ohne Hast Seite für Seite durchblätterte, wie um es auf Vollständigkeit zu prüfen. Ihrem kritischen Blick entging dabei nicht die Unterschrift Steiners, die auf jeder Seite prangte, und über die sie auf jeder Seite demonstrativ ihren Zeigefinger streichen ließ. Nachdem sie auf der letzten Seite angelangt war, legte sie das Schriftstück beiseite und schloß den Koffer wieder. Die fünfundzwanzig ordentlich bebänderten Geldbündel darin würdigte sie mit keinem Blick.
    „Marianne …“, hob Steiner an, und in seiner Stimme lag ein flehender Tonfall. „Wenn ich nur gewußt hätte … Mein Gott, Frau Marianne … ich hätte doch nie im Leben …“
    „Wenn Sie was gewußt hätten?“ Marianne lehnte sich in ihrem Drehsessel zurück und sah den Bürgermeister vor ihr an. Ihr Gesicht verriet keine Regung.
    „Wenn ich gewußt hätte, daß Sie das gar nicht freiwillig …“ Er nestelte mit den Händen an seiner Krawatte. „Ich wußte doch nicht, daß Svenja Sie dazu zwingt!“, rief er verzweifelt. „Das hätte ich doch … Ich hätte doch nie …“
    „ Was hätten Sie nie?“ Marianne zeigte nicht die geringste Regung, aus der er auf Milde oder Versöhnlichkeit hätte schließen können.
    Hektisch drehte Steiner den Hals in seinem Hemdkragen, der ihm offenbar zu eng geworden war und ihn würgte. Panisch griff er mit einem Finger hinein und versuchte, sich durch kräftigen Zug etwas mehr Luft zu verschaffen. „Frau Marianne, ich hätte mir nie erlaubt, Sie so … Sie zu …“ Er rang nach Worten, nestelte mühsam den obersten Hemdknopf hinter dem
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