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Mariannes Traenen

Mariannes Traenen

Titel: Mariannes Traenen
Autoren: Andreas M.
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Geld brauchen, das Freier wie Sie dafür bezahlt haben? Oder weil sie sonstwie dazu gezwungen werden? Erregt es sie, wenn die Frauen Ihnen nicht freiwillig dienen?“
    Steiner schwieg betreten.
    „Haben Sie vor mir auch schon dafür bezahlt, Sklavinnen benutzen zu dürfen? Die Sie anketten und auspeitschen durften, bevor Sie sie benutzten?“
    Wieder nickt er nur, brachte aber keinen Ton hervor.
    „Ist Ihnen noch nie in den Sinn gekommen, daß diese Mädchen, aus Rumänien, Ungarn, Weißrußland, Slowenien oder was weiß ich woher dazu gezwungen werden? So wie ich auch dazu gezwungen wurde?“ Marianne ließ die Frage eine Weile für sich stehen, bevor sie weitersprach.
    „Sie wollen mir doch nicht allen Ernstes erzählen, daß Ihnen noch nie in den Sinn gekommen sei, daß die se Mädchen von den Zuhältern dazu erpreßt werden? Was denken Sie eigentlich, wenn Sie Zuhälter für die Dienste von Frauen bezahlen?“ Und leise fügte sie hinzu: „So, wie Sie Svenja Geld dafür gegeben haben, mich erniedrigen und mißbrauchen zu dürfen.“
    Steiner stand da wie vom Blitz getroffen. Die Röte in seinem Gesicht war während Mariannes unbarmherzig bohrender Fragen mehr und mehr einer fahlen Blässe gewichen.

    Doch Marianne hatte sich dafür entschieden, unversöhnlich zu bleiben. „Was ich Ihnen ebenfalls niemals werde verzeihen können – und wenn ich niemals sage, dann meine ich das so“, fügte sie mit verachtungsvollem Unterton hinzu, „ist das, was sie Svenja angetan haben.“
    „Was ?“, entfuhr es ihm schwach. „Mit … mit … mit Svenja? “ Er kramte ein Taschentuch hervor und wischte sich damit panisch den kalten Schweiß ab, der sich in Tropfen auf seiner Stirn gebildet hatte. „Svenja …“, stammelte er. „Aber sie hat … Sie war es doch … Sie war es doch, die … die … “ Ihm versagte die Stimme.
    „Richtig “, bestätigte ihm Marianne. „Sie war es. Svenja hat mich erpreßt. Und dafür haben Sie sie dann geschlagen und – entschuldigen Sie, aber so war es doch – dann haben Sie Svenja zur Strafe vergewaltigt. “ Marianne ließ die Ungeheuerlichkeit der Beschuldigung eine Weile setzten.
    „ Ist das die Art, wie Sie eine Frau bestrafen? Mit erzwungenem Sex? “
    Steiner ließ die Hände sinken und sah sie fassungslos an.
    „Sie haben eine Frau mit erzwungenem Sex bestraft“, wiederholte Marianne leise. „ Sie bestrafen Frauen mit Sex! “ Marianne schüttelte mit sichtlichem Ekel den Kopf. „Ganz ehrlich, Herr Steiner! Ich weiß nicht, was ich verachtungswürdiger finde. Frauen als Sklavinnen zu kaufen – als echte Sklavinnen wohlgemerkt, die sich nicht dagegen wehren können, sondern das alles nur erdulden müssen. Und glauben Sie mir, es ist alles andere als lustvoll, das über sich ergehen lassen zu müssen. Oder daß sich jemand erdreistet, eine Frau mit Schlägen und Sex auf ihren Platz zu verweisen. Oder was er für ihren Platz hält.“ Marianne schloß die Augen und nutzte die entstehende Pause, um tief durchzuatmen.
    „ Verstehen Sie jetzt, warum ich jede Achtung vor Ihnen verloren habe?“ Sie sah ihn ruhig und mit festem Blick an. Doch er blieb ihr auch hierauf eine Antwort schuldig. „Nein!“, sagte sie leise, aber bestimmt. „Ich kann, will und werde Ihnen das nicht verzeihen. Niemals! “

    Steiner schwieg. Was hätte er auch sagen sollen? Mariannes Gründe waren unwiderlegbar. Außer schwachen, kleinen Entschuldigungen und noch schwächeren, noch kleineren Ausreden hätte er nichts vorbringen können.

    „Gehen Sie jetzt bitte!“, befahl Marianne leise.
    „Gehen Sie bitte, und richten Sie nie wieder ein persönliches Wort an mich!“ Sie sah ihn an, und ihr Blick war von eisiger Strenge.
    „Marianne …“, bat er schwach um Milde.
    „ Gehen Sie!“, wiederholte sie schroff ihr Urteil und erhob sich aus ihrem Sessel.
    „Ich beende hiermit die Freundschaft zwischen uns beiden. Sie und ich haben nichts mehr miteinander zu schaffen. Als Bürgermeister werde ich Sie öffentlich weiterhin respektieren, jedoch werden Sie sich ab sofort in allen geschäftlichen Belangen an meinen Schwiegersohn wenden, der meine Interessen Ihnen gegenüber vollmächtig vertreten wird. Sie dürfen auch jederzeit weiter hier einkehren; sie bekommen von uns nach wie vor Ihr Essen und Trinken – gegen Entgelt. Erwarten Sie von mir aber nicht mehr als die Höflichkeit, die ich jedem Gast entgegenbringe, der mir dafür zwanzig Euro Umsatz einbringt. Sprechen Sie mich nie wieder
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