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Margaret Mitchell

Margaret Mitchell

Titel: Margaret Mitchell
Autoren: Vom Winde verweht
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Kerl«, sagte Brent anerkennend, »man kann immer darauf rechnen, daß
sie das Richtige tut und einen nicht vor den Leuten blamiert.«
    »Ja, aber
es sähe ihr ähnlich, uns heute abend, wenn wir nach Hause kommen, vor Vater und
den Mädchen gewaltig zu blamieren«, sagte Stuart düster. »Sieh mal, Brent, das
wird wohl heißen, daß wir nicht nach Europa dürfen. Man hat doch gesagt, wenn
wir noch einmal hinausgeworfen werden, dürfen wir unsere große Reise nicht
machen.«
    »Zum
Teufel, was liegt uns schon daran, was gibt es denn Großes in Europa zu sehen?
Die dort können uns nichts zeigen, was wir nicht ebensogut in Georgia haben.
Ich wette, ihre Pferde sind nicht so schnell und ihre Mädchen nicht so hübsch,
und ich weiß genau, daß ihr Whisky bei weitem nicht an Vaters heranreicht.«
    »Ashley
Wilkes sagt, es gäbe da eine Menge Landschaft und Musik. Der hat Europa gern
und spricht immerfort davon.«
    »Nun, du
weißt ja, wie die Familie ist, sie sind alle so sonderbar mit Musik und Büchern
und Landschaften. Ma sagt, das kommt, weil ihr Großvater aus Virginia ist. In
Virginia sollen die Leute viel auf so etwas geben.«
    »Das
schenke ich ihnen. Gib mir ein gutes Pferd zum Reiten, einen guten Schnaps zum
Trinken, ein gutes Mädchen für die Liebe und ein böses fürs Vergnügen, dann
können die da ihr ganzes Europa behalten ... Und wenn wir nun jetzt in Europa
wären und es gäbe Krieg, dann kämen wir nicht rechtzeitig nach Hause. Ich gehe
tausendmal lieber in den Krieg als nach Europa!«
    »Ich auch,
lieber heute als morgen ... Hör mal, ich weiß, wohin wir zum Abendessen gehen,
wir reiten zur Able Wynder und melden uns fertig zum Exerzieren zurück.«
    »Das ist
ein guter Gedanke. Dort hören wir alles Neue von der Truppe und erfahren
endlich, zu welcher Farbe sie sich für die Uniformen entschlossen haben.«
    »Wenn es
die Zuavenuniform ist, so hol mich der Teufel, wenn ich noch Lust dazu habe.
Ich komme mir in den weiten roten Hosen wie ein Waschlappen vor. Die sehen ja
aus wie die Flanellhosen bei den Weibern.«
    »Wollen
denn Masters beide zu Master Wynder?« ließ sich jetzt Jeems vernehmen. »Da gibt
nicht viel Abendbrot, Köchin ist tot und sie noch keine neue kaufen, und nun
kochen eine Pflückerin, und die Schwarzen mir erzählen, das die schlechteste
Köchin im ganzen Staat.«
    »Du meine
Güte, warum kaufen sie sich denn keine neue Köchin?«
    »Wie
sollen denn weißes Bettelpack sich Neger kaufen? Die nie mehr als höchstens
vier Stück haben.«
    In Jeems'
Stimme klang unverhohlene Verachtung. Seine eigene gesellschaftliche Stellung
war gesichert, denn Tarletons besaßen hundert Neger, und wie alle Sklaven der
großen Plantagenbesitzer sah er auf die kleinen Farmer herab, die nur wenige
Sklaven hielten.
    »Ich ziehe
dir das Fell über die Ohren!« Stuart war wütend. »Daß du mir Able Wynder nicht
>weißes Pack< nennst! Gewiß ist er arm, aber durchaus kein Pack, und hol
mich der Teufel, wenn ich erlaube, daß irgend jemand, weiß oder schwarz,
wegwerfend von ihm spricht. Einen besseren Mann gibt es nicht in der Provinz.
Warum hätte die Truppe ihn sonst zum Leutnant gewählt?«
    »Das ich
auch nie verstehen«, erwiderte Jeems, der sich durch den Anschnauzer seines
Herrn nicht aus der Ruhe bringen ließ. »Ich immer denken, sie wählen alle
Offiziere unter den reichen Masters und nicht aus dem Pack vom Unterland.«
    »Ich sage
dir, es ist kein Pack, willst du ihn etwa mit richtigem weißen Pack wie den
Slatterys vergleichen? Able ist nun einmal nicht reich, aber wenn wir alle so
viel von ihm halten, daß wir ihn zum Leutnant wählen, dann hat kein Schwarzer
über ihn herzuziehen. Die Truppe weiß schon, was sie tut.«
    Vor drei
Monaten war die Kavallerietruppe aufgestellt worden, an demselben Tag, an dem
sich Georgia von der Union lossagte, und von dem Augenblick an hatten die
Rekruten nach Krieg geschrien. Einen Namen hatte das Kontingent noch nicht,
obwohl an Vorschlägen kein Mangel war. Jeder hatte seine eigenen Gedanken und
wollte sie durchaus nicht lassen, ebenso wie jeder bei Farbe und Schnitt der
Uniform mitzureden haben wollte. »Die Wildkatzen von Clayton«, »Feuerfresser«,
»Husaren von Nordgeorgia«, »Zuaven«, »Jäger aus dem Innern« (obwohl die Truppe
mit Pistolen, Säbeln, Jagdmessern und nicht mit Flinten bewaffnet war), »Die Grauen
von Clayton«, »Blut und Donner«, »Rauh und Rasch« - alles hatte seine Anhänger.
Bis darüber Beschluß gefaßt war, hieß die
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