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Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer

Titel: Marcus Gladiator 02 - Strassenkämpfer
Autoren: Simon Scarrow
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an und wunderte sich darüber, wie der andere Junge einen solch blinden Glauben an seinen Herrn haben konnte. »Diesmal hat er es beinahe nicht bekommen.«
    Draußen vor den Quartieren der Sklaven hörte man Menschen hin und her laufen und rufen, während die letzten Vorbereitungen für das Festmahl getroffen wurden. Köstliche Düfte strömten aus der Küche den Korridor entlang. Jetzt, da er sich ausgeruht hatte, verspürte Marcus Heißhunger. Er stand auf und reckte sich. Lupus rappelte sich auch hoch. Er wollte unbedingt mehr wissen.
    »Der Kelte, den du besiegt hast, war ein Riese.«
    »Er war größer als ich«, antwortete Marcus. »Aber nicht so schnell.«
    »Und nicht so ehrenhaft. Dass er versucht hat, dich von hinten zu erstechen!«
    Marcus erinnerte sich an den Hass, der in Ferax’ Augen aufgeflammt war, und ihn schauderte.
    »Das war niederträchtig.« Lupus schüttelte den Kopf. »Er hat den Tod verdient.«
    Marcus starrte ihn an. »Er war ein Sklave, Lupus, wie du und ich. Keiner von uns hatte die Wahl. Wir mussten kämpfen, weil unsere Herren uns dazu gezwungen haben.« Das stimmt nicht ganz, überlegte Marcus. Caesar hatte angedeutet, dass Marcus den Kampf hätte ablehnen können, aber Marcus fragte sich, was dann geschehen wäre. Vielleicht war Caesar gerissen genug, um zu wissen, dass Marcus die Herausforderung annehmen würde. Und dass es besser war, wenn er freiwillig in den Kampf zog, als wenn er ihn dazu zwang. Marcus lächelte vor sich hin, denn er verstand nun, was die Größe seines Herrn ausmachte – die Fähigkeit, andere seinem Willen zu unterwerfen, ihnen aber das Gefühl zu geben, sie träfen ihre eigenen Entscheidungen. Schlau. Wirklich sehr schlau.
    Seine Gedanken wanderten wieder zu seinem letzten Satz zurück. »Lupus, niemand verdient den Tod, nur weil er ein Sklave ist.«
    Lupus schaute ihn verständnislos an und zuckte dann die Schultern. »Ich habe gehört, es wäre ein guter Kampf gewesen. Festus meint, dass du in den nächsten Jahren einer der größten Gladiatoren in Rom sein wirst.«
    »Das hat er gesagt, was?«
    »Oh ja!« Lupus nickte eifrig. »Er sagt, dass er noch nie jemanden gesehen hat, der so vielversprechend ist.«
    Marcus fand wenig Vergnügen an diesem Lob. Er hatte es sich nicht ausgesucht, Gladiator zu werden, und er hatte sich längst geschworen, er würde seine Freiheit gewinnen und nie wieder zum Vergnügen anderer Menschen Kämpfe austragen. Und doch merkte er, dass sich etwas in seinem Herzen regte – ein Gefühl des Stolzes und vielleicht auch eine Vorahnung seines Schicksals. Das Blut des Spartakus floss durch seine Adern, und die gleiche Wut über die Ungerechtigkeit der Sklaverei erfüllte seine Gedanken. Vielleicht hatten die Götter größere Pläne mit ihm, als er annahm.
    »Jedenfalls«, fuhr Lupus fort, »hat mich Festus geschickt, um dich zu wecken. Er sagt, du sollst am Festmahl des Herrn teilnehmen und an Caesars Seite stehen. Das ist eine große Ehre. Jetzt muss ich aber wieder in den Garten. Flaccus hat mich für heute Abend als Caesars Becherträger ausgewählt.«
    Lupus eilte aus dem Zimmer und Marcus war allein. Er strich seine Tunika glatt und fuhr sich durchs Haar, dann holte er tief Luft, ehe er mit steifen Schritten aus der Zelle trat, den Korridor hinunter und über den Hof zum Haupthaus ging. Die Wolken, die am Tag über Rom gehangen hatten, waren verschwunden und nun war der Abendhimmel klar und von einem goldenen Schimmer überzogen. Das Festmahl wurde im Garten abgehalten, wo man entlang der Wege die Speiseliegen aufgestellt hatte. Die Bänke und anderen Gartenmöbel hatte man weggeräumt und an den Mauern entlang aufeinandergestellt.
    Die wichtigsten Gäste saßen bei Caesar im hinteren Bereich des Gartens, mit Blick auf das Atrium. Portia hatte nicht weit von ihrem Onkel entfernt neben einem kräftig gebauten Mann mit schütterem blondem Haar Platz genommen. Die Ähnlichkeit seiner Gesichtszüge mit denen von General Pompeius war verblüffend. Marcus wurde das Herz schwer, als er begriff, dass er auf den Mann schaute, den Portia heiraten sollte.
    Man hatte bereits Öllampen auf hohen Ständern angezündet und dünne Rauchfäden kräuselten sich in den abendlichen Himmel. Die Gäste hatten schon mit dem ersten Gang begonnen – Platten mit kleinen Teigtaschen, die mit gewürztem Fleisch gefüllt waren. Sklaven eilten mit Gefäßen voller Wein von Tisch zu Tisch, und die Truppe griechischer Pantomimen wärmte sich am Rand auf, um
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