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MARCO POLO Reiseführer Lüneburger Heide, Wendland

Titel: MARCO POLO Reiseführer Lüneburger Heide, Wendland
Autoren: Klaus Bötig
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die im Sommer oft zu stimmungsvollen Konzerten einladen. Farbig bemalte und reich beschnitzte Fachwerkhäuser schmücken viele Städte. Am schönsten sind sie in Celle, während in Lüneburg die Werke der Backsteingotik faszinieren. Da biegen sich mancherorts sogar die Wände, weil sich der Boden über den alten Salzstöcken teilweise senkt. Noch kurioser ist ein Neubau bei Bispingen: Da steht ein Haus auf dem Kopf – Sie durchstreifen es auf den Zimmerdecken und sehen Sessel, Tische, Betten und sogar die Sanitäranlagen über sich.
    Ein Auto brauchen Sie für einen Urlaub in der Heide nicht unbedingt. Zumindest können Sie es des Öfteren stehen lassen. Im weiten Umkreis von Lüneburg, Wilseder Berg und Uelzen bringen Sie im Sommer Busse kostenlos von Ort zu Ort, ermöglichen Punkt-zu-Punkt-Wanderungen auch durch den Naturschutzpark. Teilweise haben Sie Anschluss ans Eisenbahnnetz, das Sie mit dem Niedersachsenticket der Bahn kostengünstig nutzen können. Und überall in der Heide ist das Radwegenetz ausgezeichnet; mehrere bestens markierte Radfernwege führen durch die ganze Region.
Intensiv die Natur erleben, ob zu Fuß, mit Rad, Esel oder Kanu
    Allerdings werden Sie besonders beim Radfahren spüren, dass die Heide keineswegs platt ist. Fast wie in einem Mittelgebirge fühlen Sie sich nicht nur am Wilseder Berg, sondern auch in der Clenzer Schweiz oder auf der Elbuferstraße. Die beiden letzten Eiszeiten haben diese reich bewegte Landschaft geformt. Findlinge genannte, gewaltige Felsbrocken zeugen als Schmuck vieler Dörfer und Vorgärten sowie – besonders aufschlussreich – im Findlingspark bei Clenze von der einstigen Kraft der Gletscher.
    Den schönsten Wald finden Sie nahe der Elbe in der Göhrde. Im Herbst kommen Großstädter aus Hamburg hierher, um Pilze zu sammeln; Jäger bringen viel schmackhaftes Wild aus den Wäldern auf die Speisekarten regionaler Esskultur. Misch- und Eichenwälder wie dieser bedeckten ursprünglich die ganze Region. Doch dann begannen Bauern im 9. Jh. damit, ihn für Ackerbau und Viehzucht zu roden. In der Umgebung von Lüneburg trug zudem die Brennholzgewinnung für die Siedepfannen der Salinen zu einem drastischen Rückgang der Waldgebiete bei. Auf den nährstoffarmen Böden breitete sich die Strauchheide mit Besen- und Glockenheide aus. Die Heidebauern wandten sich nun fast vollständig der Zucht von Heidschnucken zu. Diese Wildschafart ernährt sich von den jungen Trieben der Heidesträucher und verbeißt alle Baumtriebe, verhindert also eine natürliche Wiederverwaldung. Nur die spitzen Nadeln des Wacholders sind für sie ungenießbar. Die Schnucken hielten die Heideblüten auch von Spinnweben frei und ermöglichten so eine intensive Bienenzucht.
    Diese typische Heidebauernwirtschaft dauerte bis ins 19. Jh. hinein. Doch die Heideflächen selbst gingen bereits seit dem 18. Jh. wieder zurück. Das Bevölkerungswachstum machte neue Äcker notwendig, die Kohlebergwerke und Stahlhütten an Ruhr und Saar verlangten nach Holz aus schnell aufgeforsteten Wäldern. Die Heidschnucken fanden immer weniger Futter, Wollimporte verdrängten die drahtige Schnuckenwolle vom Markt. Die Heide schien als Landschaftsform dem Untergang geweiht.
    Inzwischen hatten jedoch Dichter und Maler die Schönheit der Heide entdeckt. Ihre romantische Propaganda stieß in den rasant gewachsenen Großstädten auf offene Augen und Ohren. Die noch verbliebene Heide wurde zum beliebten Ausflugsziel, der Wilseder Berg zur Keimzelle des heutigen Naturschutzparks. Sein Erfolg führte dazu, dass immer mehr neue Heideflächen angelegt wurden. Heute sind sie wieder zum wichtigen Wirtschaftsfaktor geworden, denn Heide will schließlich jeder Heideurlauber sehen.
     
    Nirgends können Sie prächtigere Giebel bewundern als an Lüneburgs großem Altstadtplatz Am Sande
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    8000 v. Chr.
    Am Ende der letzten Eiszeit hat die Heideregion ihre heutige Gestalt erhalten
    6.–8. Jh.
    Der germanische Stamm der Sachsen besiedelt die Heide; im angrenzenden Wendland lassen sich slawische Wenden niede
    1267
    Gründung des Fürstentums Lüneburg
    1378
    Celle wird Residenzstadt der Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (Haus Lüneburg)
    1705
    Das Haus Lüneburg geht im Hannoveraner Zweig des Herzogtums auf
    1814
    Hannover wird Königreich
    1866
    Das Königreich Hannover wird von Preußen annektiert
    1922
    Gründung des Naturschutzgebiets Lüneburger Heide
    1946
    Gründung des Bundeslands Niedersachsen
    2010
    Der zwölfte
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