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Marcel Proust fuer Boshafte

Marcel Proust fuer Boshafte

Titel: Marcel Proust fuer Boshafte
Autoren: Marcel Proust
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ihrer Leiden willen beklagte und sie dennoch völlig beruhigt in die Zukunft blicken ließ.
    SZ 1, 104

    Die Intoxikationen dienen auch dazu, den Patienten zu beruhigen, der mit Vergnügen erfährt, seine Lähmung sei einzig toxisch bedingt.
    SZ 4, 291

    Der gelehrige Cottard hatte zu der Patronne gesagt: »Regen Sie sich nur weiter so auf, und Sie werden mir morgen 39° Fieber produzieren«, wie er zu seiner Köchin gesagt hätte: Morgen machen Sie mir ein Kalbsbries zu Mittag. Wenn auch die
Medizin nicht wirklich zu heilen vermag, gibt sie sich wenigstens damit ab, den Sinn der Verben und Pronomina abzuwandeln.
    SZ 4, 441

    Wir wissen, daß kalte Bäder uns nicht bekommen, aber wir lieben sie: Wir werden immer einen Arzt finden, der uns dazu rät und nicht etwa zu verhindern sucht, daß sie uns schaden.
    SZ 5, 261

    Meine Tante hatte nach und nach alle anderen Besucher ausgeschaltet, weil sie in ihren Augen den Fehler besaßen, einer der beiden Kategorien von Leuten anzugehören, die sie verabscheute. Die einen, die schlimmeren und deren sie sich zuerst entledigt hatte, waren diejenigen, die ihr rieten, nicht so sehr auf sich selbst »achtzuhaben«, und die, sei es auch nur in negativer Form – etwa durch schweigende Mißbilligung oder durch ein zweifelndes Lächeln –, die umstürzlerische Meinung vertraten, daß ein kleiner Spaziergang in der Sonne oder ein schönes englisches Beefsteak (wo doch schon zwei armselige Schluck Vichywasser sie vierzehn Stunden lang im Magen drückten) ihr sehr viel besser tun würden als ihr Bett und ihre Medizin. Die andere Kategorie bestand aus Personen, die sie für weit ernstlicher krank hielten, als sie selber meinte, nämlich so krank, wie sie zu sein behauptete.
    SZ 1, 102f.

    »Cottard ist ein Esel. Selbst wenn man annimmt, das hindere ihn nicht, ein guter Arzt zu sein – was ich mir schlecht vorstellen kann –, so hindert es ihn doch bestimmt, ein guter Arzt für Künstler, für intelligente Menschen zu sein.«
    SZ 2, 207

    Da völliges Nichtstun aber die gleichen Wirkungen hervorbringt wie übertriebenes Arbeiten, und zwar sowohl auf psychischem wie auf körperlichem Gebiet, hatte die unaufhörliche Abwesenheit jedes geistigen Impulses hinter der Denkerstirn des bewußten Octave den Effekt, ihn trotz seiner nach außen hin zur Schau getragenen Ruhe mit einem völlig unergiebigen Denkbedürfnis zu erfüllen, das ihn des Nachts am Schlaf hinderte, wie es einem überarbeiteten, mit metaphysischen Problemen ringenden Philosophen hätte widerfahren können.
    SZ 2, 652

    So leidet ein Mann, der die schönen, beim Mondschein in den Wäldern verbrachten Nächte vergessen hat, noch immer an dem Rheumatismus, den er ihnen verdankt.
    SZ 6, 165

    Hypochondrisch und zudem zu Verdauungsstörungen neigend, hielt er es dieser Veranlagung wegen für unbedingt geboten, im Dunkeln zu Abend zu essen und gleich nach der Mahlzeit zwei Stunden spazierenzugehen. Eine Kerze immerhin blieb während des Essens brennen, damit man Teller, Gabeln und Gläser unterscheiden konnte, und noch in demselben Augenblick, in dem das Nachtmahl beendet war, schleppte Monsieur Lepic, damit die Verdauung nicht etwa zuvor schon einsetzen würde, seine Frau bei Regen, Schnee oder Wind zu einem zweistündigen Ausgang ins Freie und schmähte sie als die Vernichterin seiner Gesundheit, wofern sie auch nur eine Minute auf sich warten ließ.
    JS 1, 76

Die Männer

    »Von zehn jungen Männern sind acht kleine Lumpen, kleine Schurken, die geeignet sind, Ihnen Schaden zuzufügen, der nicht wieder gutzumachen ist.«
    SZ 3, 413

    Ein Mann von großem Talent gibt gewöhnlich auf die Dummheit der anderen weniger acht, als ein Dummkopf es täte.
    SZ 4, 133

    Er war ein großer, starker, sehr dunkler, arbeitsbesessener Mann, der irgend etwas Schneidendes an sich hatte. Er sah wie ein aus Ebenholz gefertigtes Papiermesser aus.
    SZ 4, 447

    »Ich für meine Person freilich finde ihn so herrlich blöd, daß es mich eher freut. Ich glaube, Sie haben nach Tisch seine Bemerkung gehört: ›Whist kann ich nicht spielen, aber Klavier.‹ Ist das nicht wundervoll! Groß, großartig ist das gesagt, und außerdem gelogen, denn er kann das eine sowenig wie das andere.«
    SZ 4, 547

    Er glich einem alten Buch aus dem Mittelalter, voller Irrtümer, absurder Überlieferungen und Obszönitäten.
    SZ 4, 635

    So lebte Monsieur de Charlus in Täuschungen dahin wie der Fisch, der meint, das Wasser, in dem er schwimmt, breite sich auch jenseits
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