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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Trümmerteile gehalten hatte, waren Fische. Sie trieben mit dem Rücken nach oben.
    Wo war Gabi? Waldes Augen suchten die Terrasse ab, wo sich die geschockten Gäste nach und nach erhoben. Harry starrte auf den Fluss.
    »Harry, wo ist Gabi?«
    Der Angesprochene zuckte mit den Schultern.
    »Gabi?«, rief Walde.
    »Gaaabi«, brüllte er und drehte sich dabei um die eigene Achse.
    »Hast du mich so vermisst?«, kam eine Stimme unter dem Tisch hervor, direkt vor seinen Füßen.
    *
    Während das Wasser in die Badewanne rauschte, holte Walde eine Flasche Bier aus dem Kühlschrank. Er hielt sich am Rand der Wanne fest und streifte sich stöhnend die Socken ab.
    Als er mit den Zehen die Temperatur des Wassers prüfte, hörte er den Schlüssel in der Wohnungstür. Zu heiß. Langsam beugte er sich über die Wanne und drehte den Warmwasserhahn ab. Er nahm die Flasche vom Wannenrand und trank. In diesem Moment kam Doris ins Bad. Sie hielt ebenfalls eine Flasche Bier in der Hand. Ihre einzige Bekleidung bestand aus der Medaille des Marathons.
    »Prost! Auf den ersten Marathon!«
    Doris rührte mit der Hand durchs Wasser, stellte den Hahn ab und setzte einen Fuß in die Wanne und zog den anderen nach. Sie tauchte ein und tat einen tiefen Zug aus der Flasche.
    »Was sagst du, mein Held?« Sie schloss die Augen und glitt kurz mit dem Kopf unter Wasser.
    »Meinst du das ernst?« Walde mühte sich, sein Laufshirt über den Kopf zu ziehen.
    »Guy Peffer hat mir von deinen Taten berichtet. Er spielt mit dem Gedanken, dir dafür höchstpersönlich einen Orden zu überreichen.«
    »Soll das ein Scherz sein?«
    »Wenn ich es dir sage, den Adolphe de Nassau pour mentes.« Sie gab Badeöl ins Wasser. »Auf der vorläufigen Ergebnisliste fehlen jede Menge Läufer. Dafür habe ich dich gleich mehrmals gefunden, natürlich mit unterschiedlichen Zeiten.«
    »Was macht Annika?«
    Doris lehnte genüsslich schnaubend den Hinterkopf auf den Wannenrand. »Sie wird nachher von Marie gebracht. Als es anfing zu gewittern, wollte sie lieber bei Marie und Jo in Pfalzel bleiben.«
    Endlich hatte Walde das Shirt über den Kopf gezogen. Draußen läutete das Telefon.
    Walde ignorierte es. Doris legte sich einen nassen Waschlappen über das Gesicht. Das Telefon läutete weiter.
    »Es ist bestimmt wichtig«, kam ein Murmeln unter dem Waschlappen hervor.
    »Was sollte jetzt noch wichtig sein?« Walde hatte seine Laufhose bis zu den Knien heruntergestreift und versuchte, ohne die schmerzenden Beine allzu hoch anheben zu müssen, sich ihrer zu entledigen. Er zog den Ledergurt des Pistolenfutterals von der Schulter. Darunter war die Haut aufgescheuert.
    Das Klingeln ließ nicht nach.
    »Vielleicht ist was mit Annika«, kam es von der Wanne her.
    Als er sich endlich mit heruntergezogener Hose in die Diele gequält hatte, gab das Telefon keinen Ton mehr von sich.
    Er nahm es mit ins Badezimmer. Von der Badewanne her kam ein Kichern.
    »Was ist so lustig?«, grummelte Walde.
    »Dann guck in den Spiegel«, sie legte sich erneut den Waschlappen über das Gesicht. »So stelle ich mir einen gescheiterten Exhibitionisten vor.«
    Das Telefon klingelte wieder.
    »Wir haben ihn!« Monikas Stimme klang so euphorisch wie George Bush bei seiner Fernsehrede nach der Ergreifung Saddam Husseins.
    *
    Walde musste an einer langen Kette von Fahrzeugen vorbei, die von der Schweicher Moselbrücke bis zum Alten Fährturm standen. Er gelangte zu einem weiträumig abgesperrten Bereich des Weges. Ein Fahrrad mit Gepäcktaschen schien im Mittelpunkt des Interesses der Techniker zu stehen.
    »Wir haben einen Hinweis von zwei Jugendlichen bekommen, dass ein Verdächtiger mit einem Rad mit Gepäcktaschen unterwegs ist. Daraufhin wurden alle Radwege kontrolliert.« Ein strahlender von Manstein begrüßte Walde. »Das hatte er dabei!« Der LKA-Mann hielt in der einen Hand den Beutel mit einer sichergestellten Pistole, in der anderen waren eine Reihe von Ausweisen eingetütet. »Wir gehen davon aus, dass die versuchten Anschläge und beide Morde auf sein Konto gehen.«
    »Ist er«, Walde wies zum Bus, »über seine Rechte …«
    »Alles erledigt«, unterbrach ihn von Manstein. »Gründlich durchsucht, über seine Rechte aufgeklärt, er hat keinen Anwalt verlangt, wir haben aber dennoch einen bestellt. Der Oberstaatsanwalt ist unterwegs, bis er eingetroffen ist, können Sie gerne …« Er deutete auf den VW-Bus.
    Walde schaute durch die Scheibe. Der Mann, der in Handschellen auf der Rückbank
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