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Marathon Mosel

Marathon Mosel

Titel: Marathon Mosel
Autoren: Mischa Martini
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Ausschau.
    »Mist, wo sind die denn?«, fluchte Gabi.
    Unten schoben sich hintereinander zwei olivfarbene Mercedes auf die Laufstrecke. Türen wurden aufgerissen.
    Als sie näher herankamen, erkannte Walde den groß gewachsenen Begleiter von Guy Peffer. Er hatte die Trainingsjacke abgelegt und trug nun das gleiche T-Shirt, wie er es an den Sicherheitsleuten hinter der Luxemburger Gruppe gesehen hatte. Die Wagen rasten davon, bevor Gabi und Walde die untere Kaiserstraße erreicht hatten.
    Die im langsamen Trab befindliche Gruppe mit der Aufschrift MOIJEN auf den T-Shirts kam in Sicht. Gabi stoppte mit quietschenden Reifen. Walde musste sich mühsam an der Tür hochziehen, um aus dem Auto zu steigen. Seine Beinmuskeln hatten sich während der kurzen Fahrt total versteift. Steffens löste sich aus der Gruppe und lief auf Walde zu. »Genau aus diesem Grund habe ich die Gruppe langsam weitertraben lassen. Wer auf den letzten zwei Kilometern stehen bleibt, läuft Gefahr, überhaupt nicht mehr auf Touren zu kommen.«
    »Es geht um den Lauf-Chip des Außenministers.« Walde eierte neben Steffens her. »Ich muss ihn haben!«
    »Was ist denn damit?«
    »Wir müssen was überprüfen.«
    »Guy, wir brauchen deinen Chip.« Steffens hielt den Außenminister am Arm zurück.
    »Darf ich?« Walde kniete sich vor dem Mann auf den Asphalt und knotete die nassen Schuhbänder auf. Ich bin nicht wert, ihm seine Schuhbänder zu lösen, oder wie hieß die Stelle in der Bibel? Er stöhnte leise auf. Eine warmes Vollbad, genau das hatte er sich jetzt verdient, und danach würde er sich ins Bett legen … Walde zog den Chip durch die Schlaufe des Schuhriemens. Nebenan tippte Gabi ungeduldig die Spitze ihrer Sportschuhe auf den nassen Asphalt. Walde sah die Stöckelabsätze und las vor: »CS … Shit!«
    *
    »Wir haben ihn!«
    Zwei Maskierte beugten sich über Grabbe. Der eine hieb ihm die Faust in den Magen, der andere hatte seine Handgelenke so fest wie Schraubstöcke gepackt und verrenkte ihm die Arme hinter dem Kopf. Grabbe spie in einem Schwall seinen gesamten Mageninhalt aus. Er nieste und hustete gleichzeitig. Seine Lungen brannten, als seien sie mit einer heißen, ätzenden Flüssigkeit gefüllt.
    Hinter ihm sagte jemand: »Ihr guckt wohl zu viel Krankenhausserien.« Von weiter her war Gebrabbel zu hören.
    »Arschloch«, sagte der Schläger und stand auf.
    Der andere ließ Grabbes Arme los. Grabbe drehte sich, ununterbrochen hustend, auf die Seite. Er konnte nur kurzatmig nach Luft schnappen. Jemand klopfte ihm auf den Rücken.
    Grabbe starrte auf eine Klingelleiste über ihm an der gefliesten Wand. Direkt gegenüber klebte ein Plakat auf einem Schaufenster. Die Decke war weiß gestrichen.
    »Geht’s wieder?« Die Stimme kam ihm vertraut vor. Er wollte antworten, konnte aber nur krächzen. Meier kam in sein Blickfeld.
    »Es dauert noch eine Weile, bis ein Krankenwagen kommt. Am Kockelsberg ist der Blitz in die Funkanlage eingeschlagen. Die gesamte Kommunikation ist ausgefallen. Im Festnetz gibt’s auch Probleme.«
    »Was ist …«, Grabbe überkam wieder ein Hustenreiz.
    »Sie haben uns da vorn aus dem Schacht rausgeholt«, sagte Meier und deutete mit der Zigarette in die Richtung, aus welcher der Lärm kam. Grabbe fragte sich, wo in aller Welt sein Kollege den trockenen Glimmstängel herhatte? Er war doch auch komplett in der Brühe untergetaucht. Grabbe setzte sich auf und sah in die neugierigen Gesichter von Gaffern, die auf der Straße stehen geblieben waren. Er hatte einen ekligen Geschmack im Mund. Angewidert spuckte er auf die schmutzigen Fliesen.
    *
    »Das ist er nicht!« Walde rappelte sich langsam hoch.
    »Welche Nummer suchen Sie?«, fragte Steffens. »Wir hatten eine Hand voll Chips, da haben wir nicht so drauf geachtet, wer welchen trägt.«
    »Die DN -41 …«, Gabi kam ins Stocken.
    »DN – 41NV7«, komplettierte Walde.
    Die Übrigen aus der Luxemburger Gruppe bückten sich oder zogen die Knie an, um einen Blick auf die Nummer ihres Chips zu werfen.
    »DN – 41NV7«, wiederholte Gabi, erntete aber nur Kopfschütteln.
    »Der Armand ist weitergelaufen«, sagte Guy Peffer.
    »Wer ist das?«
    »Einer von den Sicherheitsleuten. Das war so abgemacht, dass er auf den beiden letzten Kilometern vorläuft.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Ein, zwei Minuten. Los komm!«, rief Harry und startete sein Motorrad.
    Walde stieg zu Harry auf die Maschine. Kaum waren sie losgebraust, mussten sie schon wieder abbremsen. Die aus der
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