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Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal

Titel: Mara und der Feuerbringer Band 2 - Das Todesmal
Autoren: Krappweis Tommy
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das Gleiche sah und hörte wie sie. Sofort fühlte sie sich sicherer und konnte nun wieder etwas klarer denken.
    Warum zeigt ihr euch mir?, fragte Mara die drei schwebenden Wesen.
    Nicht zeigen wir uns, sprach die Erste.
    Gesehen wir werden, sprach die Zweite.
    Wenn Augen gegeben, sprach die Dritte.
    Und leise flüsterte nur der Fluss.
    Aber bevor Mara oder der Professor irgendwelche weiteren Fragen stammeln konnten, erhoben die Frauen ihre Stimmen. Dazu streckten sie ihre Arme aus und zeigten auf den gegenüberliegenden Berg oberhalb des Hotels. Dann sprachen sie synchron, wie eine einzige Frau mit drei Kehlen.
    Wo Carolus nie ward gesehn,
    neun mal neun Schritte sind zu gehn,
    von wo der Nornen Schatz begraben,
    such Völva in der Wala Namen.
    Nütze, was dir ward gegeben,
    wiege mit des Wassers Streben,
    willfährig wird sich’s lenken lassen,
    wem gelingt danach zu fassen.
    Und mit dem letzten Satz waren die drei verschwunden, hinterließen nichts als leises Plätschern und das Rauschen des Waldes.

Kapitel 5

    D er Professor blinzelte und sah sich um. »Kam es mir gerade nur so vor, ode r … «
    »Nein, ich hab’s auch gesehen«, sagte Mara. »Die Linke und die Rechte haben mir zugelächelt.«
    »Nur die Mittlere nicht«, vervollständigte der Professor ihren Satz.
    »Ja, komisch, oder? Was das wohl zu bedeuten hat?«
    Der Professor legte die Stirn in Falten, aber seine Augen blitzten geheimnisvoll. »Tja, das fragt sich der Laie sicher an mehreren Stellen in diesem wahrlich durchgeistigten Vortrag. Aber ich bin froh und, ehrlich gesagt, auch ein bisschen stolz, dass ich zum ersten Mal in unserer gemeinsamen Zeit direkt nach der Rätselstellung eine Menge Antworten parat habe. Ja, da bist du baff, nicht wahr? Um ehrlich zu sein, ich auch. Ha!« Und damit stapfte er einfach los zurück zum Hotel. Mara konnte nichts anderes tun, als hinterherzutappen.
    Der Professor war so stolz auf das, was er aus dem Auftritt der drei geheimnisvollen Frauen kombiniert hatte, dass er diesmal extralange wartete, bis er Mara davon erzählte. Mara war allerdings entschlossen, auf keinen Fall danach zu fragen. Dazu war sie viel zu stolz! Nein, Mara konnte warten und würde ihm sicher nicht den Gefallen tun, danach zu frggnn … »RAUSDAMIT!«
    Der Professor blieb stehen und blickte auf seine Uhr. »Gratuliere, das waren fast acht Minuten. Ich hatte mit maximal zweieinhalb gerechnet. Das darf belohnt werde n – und zwar mit Erleuchtung.« Er lehnte sich gegen einen Baum und blickte hinunter zum Flussbett, während er sprach: »Was wir gerade gesehen haben, waren die drei Beten oder auch die drei heiligen Jungfrauen . Sie lassen sich zurückführen auf den sogenannten Matronenkult des ersten bis dritten Jahrhunderts nach Christus. Und von dort noch weiter zurück mitten hinein in di e … «
    »Nordisch-germanische Mythologie?«, riet Mara und verkniff sich ein Augenrollen. Da sind wir also wieder.
    »Exakt. Die drei Beten sind also das vorläufige Ende einer jahrtausendealten Verehrung dieser drei Frauenfiguren. Der uralte Kult ist trotz Christentum nie wirklich verschwunden, er hat sich nur immer wieder geschickt angepasst. Noch heute finden sich darum in vielen Kirchen die sogenannten drei heiligen Jungfrauen .«
    »Wieso die sogenannten ?«, fragte Mara dazwischen. »Sind die denn jetzt heilig oder nicht?«
    Der Professor grinste. »Eine sehr kluge Frage, Mara, denn hier wird es seltsam. Keine dieser heiligen Jungfrauen wurde jemals in die offizielle kirchliche Heiligenliste aufgenommen. Und doch sind Gotteshäuser nach ihnen benannt, Bilder hängen in Kirchen, wie zum Beispiel in Sankt Alto zu Leutstetten gleich um die Ecke, Kerzen werden darunter angezündet und Menschen bitten dort um Hilfe.«
    »In Kirchen?«, wollte Mara wissen. »Moment mal, das eben war doch keine Kirche, sonder n … «
    »… sondern eine Quelle, richtig. Die Quelle der Würm, um genau zu sein. Und hier schließt sich der Kreis zu unseren alten Naturgottheiten, Mara Lorbeer, denn die Germanen und auch die Kelten beteten nicht in Kirchen oder Tempeln, sondern an besonderen Stellen mitten in der Natur! Und jetzt mal abgesehen davon, dass keine Wände drum rum sin d – wenn das da oben kein Ort des Betens und der inneren Einkehr ist, was dann?«
    Mara nickte. Vermutlich gab es sogar Kirchen, in denen weniger los war als dort oben an den Quellen.
    »Die Fähnchen, Bändchen und all das Zeug, das sind also alle s … Opfergaben? Von Leuten von heute ? Für
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