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Mannerfreie Zone

Mannerfreie Zone

Titel: Mannerfreie Zone
Autoren: Papa Ariella
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es diesen winzigen Moment, wo man gerade noch die Stadt sehen kann. Zu dieser späten Stunde sieht sie wirklich wunderschön aus. Dwight redet nicht unaufhörlich über diesen Blick. Er sieht durch den Rückspiegel, wie ich die Stadt anstarre, und scheint es genauso zu genießen wie ich.
    „Ich weiß, wie du dich fühlst, Kindchen, ich bin auch jedes Mal ganz gerührt. Darin steckt so viel Leben.“ Gut gesagt, Mr. Dwight. (Moment mal! Ich werde doch nicht rührselig werden, obwohl ich nicht einmal sonderlich betrunken bin. Wer nämlich nachts um halb vier mit dem richtigen Maß an Alkohol diesen Blick sieht, wird auf jeden Fall ein paar Tränen vergießen. Dwight kennt alle Abkürzungen, um zu meinem Haus zu kommen. Ich sage ihm auf Wiedersehen und klettere die Stufen hoch, wobei ich versuche, nicht zu viel Lärm zu machen.
    Kurz bevor ich wegdämmere denke ich noch darüber nach, wie viel man über andere weiß, was man eigentlich gar nicht wissen sollte. Tabitha kennt die Geschichte von Roseanne und dem Typen auf der Toilette, und ich weiß, dass
Big C
keine anständige Ausbildung hat. Ich frage mich, was die Leute wohl alles von mir wissen. Aber wahrscheinlich habe ich ja gar nicht genug Geheimnisse. Vielleicht sollte ich mir welche zulegen.
    Außerdem finde ich es ziemlich tröstlich, dass
Big C
auch als Assistentin begonnen hat und jetzt tolle Kleider trägt und es sich erlauben kann, die coolsten Partys nicht zu besuchen, weil sie keine Lust hat. Ich darf nicht vergessen, Tabitha davon zu erzählen. Sie wird es lieben.
    Schon wieder ein Kater. Die entsetzlich lange Fahrt in die Stadt hat meinen pochenden Kopfschmerzen auch nicht gerade geholfen. Ich werde eine halbe Stunde zu spät zur Arbeit kommen, aber natürlich immer noch früher als alle anderen. Beharrlichkeit ist der einzige Weg nach ganz oben. Natürlich wäre es viel einfacher, rechtzeitig zur Arbeit zu gehen und den sprichwörtlich frühen fetten Wurm zu ergattern, wenn ich nur um die Ecke wohnen würde. Das motiviert mich nun doch, mich nach einem Apartment umzusehen.
    Zuerst einmal schicke ich jedem, der für das Magazin arbeitet, eine E-Mail. Das widerspricht natürlich allen Regeln, die für unser internes E-Mail-System gelten, aber wenn die Leute Pornobilder, die besten zehn Gründe, warum man montags nicht arbeiten sollte, und diese ganzen verdammten Kettenbriefe verschicken können, dann darf ich das System doch ausnahmsweise auch einmal privat nutzen.
    Hallo an alle
,
    ich werde leider sehr bald das elterliche Nest verlassen müssen und ziehe es vor, nicht obdachlos zu werden. Wenn jemand von euch eines dieser heiß begehrten freistehenden New Yorker Apartments kennt, dann lasst es mich bitte wissen und rettet so eine arme Seele davor, auf der Straße leben zu müssen. Danke!
    Eve
    Als Antwort bekomme ich ein paar Warnungen über die Gefahren der Wohnungssuche, und manche geben mir den Namen ihres Maklers. Adam aus der Marketingabteilung schickt mir ein eher biblisches Schreiben:
    Eve
,
    bleib doch einfach mit mir für immer in unserem Garten. Ich verspreche dir auch, mir ein paar Kleider überzuziehen
.
    Adam
    Nachdem in den Zeitungen keine wirklichen Neuigkeiten stehen (ich weiß, ich arbeite für eine Zeitschrift und sollte mich schämen! Aber egal.), suche ich im Internet nach Wohnungsangeboten. Selbst ein Einzimmer-Apartment kostet mindestens fünfzehnhundert Dollar plus Maklerkosten, die sich auf fünfzehn Prozent belaufen. Ich habe den bekloppten Fitness-Freaks in der Firma lange genug meine Schulter zum Ausheulen geliehen, um eine Menge über die Wohnungssuche zu wissen. Zuerst einmal muss ich mir eine Gegend aussuchen und daran auch festhalten. Zweitens ist es immer besser, einen Mitbewohner zu haben, um die Kosten zu teilen. Und schließlich sind Wohnungen in den weniger zentralen Bezirken billiger. Aber auch wenn mir nur sehr beschränkte Mittel zur Verfügung stehen und ich vermutlich für denselben Preis in Brooklyn oder Jersey City einen Palast bekommen würde und hier nur ein etwas größeren Wandschrank, weigere ich mich, weiterhin ein Leben als Brücken- oder Tunnelmensch zu leben.
    Entweder Manhattan oder gar nichts.
    Ich finde eine Anzeige über ein großes Apartment direkt am University Place im Village. Es heißt, es wäre perfekt für Studenten. Nun, wir waren schließlich einmal Studenten. Und dieses ganze Studentengerede deutet doch an, dass es günstig sein muss. Aber nein, die Wohnung kostet tausendfünfhundert
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