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Manner Lieben

Manner Lieben

Titel: Manner Lieben
Autoren: Hanna Julian
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erzähle ich es Ihnen lieber im Trockenen." Raphael stimmte mit einem Nicken zu.
    Als Kira merkte, dass es Richtung Heimat ging, preschte sie voran und zog ihr Herrchen mit sich. Raphael hatte Mühe, das Tempo der Beiden zu halten, war jedoch froh, so schnell wie möglich aus dem Regen zu kommen. Und plötzlich fiel ihm ein, dass er vergessen hatte, seinen Schirm aufzuheben. Nun gut, das Ding war nicht besonders teuer gewesen, aber er besaß nur den einen.
    Einen Moment lang war er versucht, umzudrehen, doch dann würden sich sein und Thilos Weg natürlich trennen. Das war inakzeptabel! Einen Schirm konnte man ersetzen — eine Chance nicht! Er folgte Hund und Herrchen, wartete, bis Thilo vor einem Haus seinen Schlüssel aus der Tasche gekramt hatte, und putzte sich sorgfältig die nassen Schuhe an der Fußmatte ab, die im Hausflur lag. Sie stiegen ein Stockwerk hinauf, bis sie in einer geräumigen Altbauwohnung ankamen.
    Thilo löste Kiras Leine und rubbelte sie mit einem Tuch trocken, das wohl eigens zu dem Zweck im Flur lag. Nachdem er und Raphael ihre nassen Jacken aufgehängt hatten, ging Thilo ins Bad und kehrte mit zwei Handtüchern zurück. Eines davon reichte er Raphael, während er mit dem anderen sein eigenes Haar trocknete. Dann gab Thilo dem Hund die versprochenen Leckerli. Kira verschlang sie gierig, danach begab sie sich zu ihrem Körbchen. Sie legte sich hinein, wobei sie den Kopf auf die Vorderpfoten bettete, und seufzte hörbar zufrieden. Raphael musste lachen. „Da ist aber jemand froh, endlich wieder zu Hause zu sein." Thilo sah ebenfalls zu seiner Hündin.
    „Sie ist wirklich sehr pflegeleicht. Wenn man mal von der Sache mit den Schirmen absieht."
    „Und vom Autofahren", erinnerte Raphael.
    Thilo nickte. „Ich würde sie gegen keinen anderen Hund mehr eintauschen wollen."
    „Ich würde Derrick auch nicht mehr eintauschen wollen, obwohl er ein egoistischer Vielfraß ist."
    „Sie haben auch einen Hund?"
    „Kater", erwiderte Raphael.
    „Oh. Was denn für einen?"
    „Einen getigerten, notorisch schlecht gelaunten Tyrannen." „Klingt nett", erwiderte Thilo lachend.
    „Manchmal vergisst er sich auch. Dann lässt er sich den Bauch kraulen und ich glaube für einen Moment, er wäre ein wenig dankbar dafür, dass ich regelmäßig Katzenfutter in die Wohnung schleppe. Und dann beißt er mich plötzlich, und ich begreife, dass ich dankbar sein darf, ihn überhaupt füttern zu dürfen." Thilo lachte leise in sich hinein. Erstaunt stellte Raphael fest, dass er plötzlich Sehnsucht nach seinem tierischen Rabauken bekam.
    Die dunklen Augen streiften ihn verstehend, bevor Thilo ihm das Handtuch abnahm und eine Handbewegung machte, um ins Wohnzimmer zu deuten.
    „Setzen Sie sich doch irgendwo hin. Ich mache uns einen Kaffee."
    Raphael kam der Einladung gerne nach, wählte einen bequemen Sessel und sah sich um, während sein Gastgeber in die Küche verschwand.
    Sein Blick streifte einige vergrößerte Fotos, die gerahmt an den Wänden hingen. Hauptsächlich Landschaftsaufnahmen. Ein Bücherregal war überfüllt mit Lesestoff unterschiedlicher Art. Daneben stand ein weiteres Bild. Raphael seufzte auf und spürte, wie enttäuscht er über das war, was er dort sah. Eindeutig ein Hochzeitsfoto. Thilo war darauf abgelichtet — gut aussehend wie die pure Sünde — an seiner Seite eine attraktive junge Frau, die strahlte, als hätte sie gerade den Jackpott gewonnen . Hatte sie vermutlich auch, bei so einem Mann.
    Raphael versuchte, seine Enttäuschung hinunter zu schlucken und war plötzlich ziemlich nervös. Bei einem Hetero in der Wohnung zu sitzen war natürlich okay. Aber sich so zu ihm hingezogen zu fühlen war es nicht! Nicht, nachdem er das Bild gesehen hatte, das ihm jegliche Illusion und kühne Hoffnung nahm.
    Er versuchte, alle Fantasien, die ihn so gerne zur unpassenden Zeit überfielen, in einen Winkel seines Bewusstseins zu verbannen, den er erst wieder durchforsten wollte, wenn sein nächster angehimmelter „Pirat" auf männliche Körper stand. Raphael konzentrierte sich darauf, dass er hier einfach nur ein netter Typ für Thilo war, der ihm geholfen hatte, und bei dem er sich bedanken wollte. Mit einem Kaffee ... Prima! Mit Freundschaft vielleicht ... Weniger gut. Das ging einfach nicht! Es gab Männer, mit denen Raphael nur befreundet sein konnte, ohne Hintergedanken zu hegen — sehr viele sogar. Aber er wusste intuitiv, dass Thilo niemals zu dieser Sorte platonischer Freund für ihn
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