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Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle

Titel: Mann mit Grill sucht Frau mit Kohle
Autoren: Milosz Alexandra; Matuschek Kilian
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sein
    Mit Essen spielt man nicht. Es sei denn, das Fleisch des Tieres wird dadurch zarter.
    Während sich Milosz gerade für meine Banana-Split-Torte disqualifiziert – nackt gebacken –, scheine ich meinem potenziellen Partner immer näher zu kommen.
    Â» Hallo Alexandra, hier ist Luis aus Lissabon. Ich habe gestern deine Anzeige in der Zeit gelesen. Vielleicht möchtest du mich kennenlernen und hast Lust auf ein Blind Date mit einem Halbportugiesen? Ich bin Mitte April für ein paar Tage in meiner alten Heimat Berlin und schlage einfach mal vor, dass wir uns auf einen Kaffee im › SET’s ‹ am Kudamm treffen. «
    Laut Wissenschaft konzentrieren sich 80 Prozent der Aufmerksamkeit eines Menschen auf die sinnliche und soziale Präsenz des Gegenübers. 13 Prozent bleiben an der Stimme hängen und nur sieben Prozent beim Argument. Das ist wahrscheinlich auch der Grund, warum man die Tagesschau mit Judith Rakers verbieten sollte. Ich bekomme einfach nichts von den Nachrichten mit.
    Und genauso geht es mir, als ich Luis im »SET’s« in der Schlüterstraße gegenübersitze. Wie kann man bitte so schön sein? Unfassbar. Seine Cappuccino-Ton-Haut ist so glatt, dass ich ihm Eis drauf schmieren und herunter­lecken möchte. Die tiefdunklen Augen und Locken kon­trastieren herrlich zu den Perlweißzähnen in seinem Ge­­sicht. Und diese Schultern! Zum Reinbeißen!
    Ich halte mich natürlich brav an das Sauerteigbrot. Und höre Luis fasziniert zu. Na ja, zumindest schnappe ich ein paar Bruchstücke auf – das mit dem Anstarren kostet schließlich Konzentration. Luis hat in Berlin studiert, weil seine Mutter von dort komme, erzählt er. Vor einem Jahr sei er nach Lissabon zurückgegangen. Und veranstalte jetzt Fado-Touren für Touristen. Das sei nicht so ganz das, was er sich mit seinem Politikstudium vorgestellt habe – aber er überlege sowieso gerade, wieder nach Berlin zu ziehen, sagt Luis. Lissabon sei ja nett, aber Berlin sei so anders, so aufregend, so unruhig.
    Oh Gott, ja, »be Berlin«, jubele ich innerlich und beiße ins Brot. Das Hauptstadtmotto macht doch erstaunlich oft Sinn. Luis und ich, wir zwei, Hand in Hand über den Kudamm, Klein-Constantin und Sophie laufen vorneweg, dann, wir vier, ins Literaturcafé, Holsteiner Ap­­felstreusel zu Wiener Melange mit einer Riesenportion Milchschaum, während wir unseren nächsten Portugal-Urlaub besprechen, ach. »Findest du nicht auch?«, fragt Luis plötzlich. Ȁh, ja, klar, sowieso«, antworte ich. Was meint er? Und warum redet der überhaupt so viel? Er kann doch einfach nur so dasitzen, das wäre doch nett.
    Gott, jetzt ist aber mal gut. Ich ermahne mich, mal ein wenig Inhalt von mir zu geben, und steige auf das Gespräch ein. Mit Berlin haben wir unser Thema gefunden. Luis erzählt von seiner Studienzeit, seiner ersten und letzten, weil in den Darkroom verirrten Berghain-Nacht, seinem Nebenjob als Barkeeper in Mitte und seiner Wohnung auf der Torstraße. »Ich hatte dann oft bei der Arbeit schon genug von Szene und Feiern – privat hab ich eher mal für Freunde portugiesisch gekocht oder so«, sagt Luis. Ob ihn mein Dauergrinsen langsam nervt? Ich bereue jedenfalls, das Treffen mit ihm vor die Arbeit gelegt zu haben, als ich nach einer guten Stunde schon gehen muss. »Ja, schade«, sagt Luis, »aber hey – hast du nicht Lust, mich demnächst mal in Lissabon zu besuchen?«
Okay, die hätte es werden können
    Heute ist es so weit. Ich treffe endlich Annika, die Gewinnerin meines Wettbewerbs. Auch wenn das Fickadellenrezept letztlich doch ausgeblieben ist – sie hat mir den mit Abstand schmutzigsten Menüvorschlag prä­sentiert: »Bananenkuchen à la ordinär inklusive Rührschüssel zum Auslecken.« Für unser Date habe ich mir deshalb etwas Besonderes einfallen lassen: Wir treffen uns in einer schönen französischen Brasserie im Prenzlauer Berg. So richtig mit dunklem Mobiliar, einem Pianisten und zehn Seiten Weinkarte.
    Das Schlechte an französischen Lokalen ist: Die Tische stehen so eng, dass wir fast mit unseren Nachbarn am gleichen Tisch sitzen. Rechts neben uns sitzen zwei etwa 45 Jahre alte »Gabys«, die eine blond, die andere brünett. Wahrscheinlich zwei alte Freundinnen, die inzwischen eher zuhören als reden.
    Â»Welchen Wein
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