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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Petra Last
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eine unerklärliche, scheinbar niemals wieder zu füllende Leere.
    Als er die toten Körper seiner Frau und seiner Kinder auf das Gerüst bettete, sie mit ihren verbliebenen Habseligkeiten schmückte und ein letztes Gebet für sie sprach, fühlte er, wie der Hass, verzehrend und alles vernichtend, begann, in ihm zu wachsen und so die entstandene Leere bis in den letzten Winkel zu erfüllen.
    Er würde die Mörder jagen.
    Er würde ihnen nachstellen und sie zur Strecke bringen. Er würde sie hetzen wie ein Rudel tollwütiger Hunde. Er würde keine Ruhe finden, ehe er sie nicht gerichtet und für ihre Schandtaten zur Rechenschaft gezogen hatte. Und dennoch fragte er sich, ob er selbst dann jemals wieder Ruhe und Frieden finden würde.
    Er blickte ein letztes Mal auf die Grabgerüste, dann wandte er sich abrupt ab und schritt ohne einen weiteren Blick zurück davon.

KAPITEL EINS
    Abenddämmerung senkte sich golden über die Felder und Weiden, und das erfrischend kühle Wasser des kleinen Bächleins, das sich in der Nähe des hübschen, weiß gestrichenen Holzhauses vorbeischlängelte, plätscherte beruhigend glucksend über den steinigen Grund. Ein Krug mit Limonade kühlte dort schon seit Stunden, bereit, von durstigen Kehlen nach getanem Tageswerk getrunken zu werden. Zwei Hühner liefen noch über den Hof, leise gackernd auf dem Weg ins Hühnerhaus zu ihren Gefährten.
    Kinderlachen erklang aus Richtung der alten Eiche, deren Stamm sich im Laufe der Jahre über das Wasser geneigt hatte und so zu einem beliebten Spielplatz für die Kleinen geworden war.
    “Seid vorsichtig!”, rief ihnen die Mutter zu, ehe sie, auf ihrer Bank im Garten sitzend, ihr Gesicht wieder den letzten Strahlen der untergehenden Sonne zuwandte, während sie auf die Rückkehr ihres Mannes wartete. Sie konnte seine Silhouette schon erkennen, ein dunkler noch gesichtsloser Schatten gegen die sinkende Sonne, doch seine Züge waren ihr so vertraut wie ihre eigenen.
    Schon bald würde er bei ihr sein.
    Die friedvolle Stille des Idylls senkte sich über sie und war beinahe mit den Händen greifbar –
    “Verdammt, nochmal Hopp, wie oft habe ich dir schon gesagt, du sollst nicht Maulaffenfeilhalten?”
    Die finstere Stimme ließ das Bild vor ihren Augen zerplatzen wie eine Seifenblase. Harte Fäuste an ihren Schultern rissen Hope grob aus ihrem Tagtraum zurück in die Wirklichkeit. Sie blinzelte, um von ihrer Traumwelt, in die sie sich wieder einmal geflüchtet hatte, in die traurige Realität ihrer Existenz zurückzufinden.
    “Schreib dir das endlich hinter die Ohren.” Nigel Cummings versetzte ihr eine schallende Ohrfeige, und Hope presste eine Hand auf ihre flammende Wange, auf der sich seine Finger bereits wie ein Brandmal abzeichneten. Mit heißen, trockenen Augen funkelte sie ihren Besitzer kurz an, ehe sie schnell den Blick abwandte, um sich nicht noch einen weiteren Hieb einzuhandeln. Nigel Cummings duldete keinen Widerspruch von seinen Angestellten und schon gar nicht von der jungen Frau, die er von Kindheit an nicht besser als eine Sklavin behandelt hatte. Sie gehörte ihm, mit Haut und Haaren. Sie war sein Eigentum, und deshalb, das hatte er oft genug betont, konnte er mit ihr machen, was er wollte. Kein Hahn würde danach krähen, was mit Hope geschah. Es war, als würde sie für alle anderen nicht einmal existieren.
    “Wenn du saudämliches Miststück so viel arbeiten würdest, wie du Löcher in die Luft starrst, dann würdest du die Schulden deines Alten vielleicht irgendwann mal abgetragen haben. Aber so wird das bestimmt nichts.”
    Hope duckte sich an Cummings vorbei und verschwand in der üblen Spelunke aus Segeltuch, die er großspurig Saloon nannte und wo er seinen billigen Fusel ausschenkte. Er betrieb zudem einen Krämerladen, wo er an Gold- und Silbersucher alles, was sie benötigten, zu Wucherpreisen verkaufte. Durch die dünne Plane hörte sie Cummings fluchen, warum er sie überhaupt ernährte, ehe er, wie fast immer, damit begann, ihre Intelligenz in Frage zu stellen. Wütend schluckte Hope ihre aufsteigenden Tränen hinunter. Sie war nicht dumm, aber was konnte sie denn dafür, dass sie nicht lesen und schreiben konnte? Sie hatte begonnen, es zu lernen, damals, als ihr Großvater noch lebte, aber es war schon so lange her, dass sie sich nicht mehr daran erinnerte. Ihre Bitte, wie alle anderen Kinder der Stadt auch in die Schule gehen zu dürfen, hatte Cummings mit Hohngelächter quittiert, ehe er ihr mit der Peitsche
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