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Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Mann meiner Sehnsucht (German Edition)

Titel: Mann meiner Sehnsucht (German Edition)
Autoren: Petra Last
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fünf jungen Männern des Dorfes. Das Frühjahr war trocken gewesen, und auch wenn es in der Nähe des Sommerlagers noch ausreichend Wild gab, zogen die jungen Männer dennoch hin und wieder aus, um zu jagen.
    “Warum sollte ich?”, gab Wolfsauge zurück. “Ich bin glücklich bei meinen Brüdern.”
    “Und vermisst du nicht die Wege des weißen Mannes?”
    Wolfsauge schnaubte. “Da gibt es nicht viel zu vermissen, glaub mir.”
    “Ich dachte immer, eines Tages wirst du uns verlassen.”
    “Warum?” Erstaunt sah Wolfsauge ihn an.
    “Die Geister zeigten es mir in einem Traum”, erwiderte Kleiner Bär.
    “Zeigten sie dir auch, warum?”
    Kleiner Bär schüttelte den Kopf. “Nein. Nur, dass eine große Traurigkeit dich bedrückte.” Er blickte auf seine Hände. “Eine große Traurigkeit, die uns alle bedrückte.”
    “Und warum erzählst du mir das ausgerechnet jetzt?”
    Kleiner Bär sah ihn an. “Weil die Geister mir den Traum in der letzten Nacht noch einmal sandten.”
    “Das ist doch Unsinn. Das ist…” Er brach ab, als ein Aufschrei vom Kopf der Truppe sie erreichte. Ohne zu zögern, grub er seinem Pony die Fersen in die Flanken, und das drahtige Tier jagte los, den leichten Hügel hinauf. Wolfsauges Herz hämmerte wie rasend, beinahe im Gleichklang mit dem Takt der wirbelnden Hufe seines Reittieres. Auf der Kuppe des Hügels angekommen brachte er sein Pferd zum Stehen. Mit ungläubigem Blick erfasste er das Bild, das sich seinen entsetzten Augen präsentierte.
    Sein Herz zog sich schmerzhaft zusammen, während sein Verstand sich weigerte, das zu akzeptieren, was seine Augen ihm zeigten. Es war einfach unmöglich, zu schrecklich, um Realität zu sein.
    Das Dorf, die Heimat seiner Freunde und seiner Familie, am Ufer eines kleines Flusses gelegen, existierte nicht mehr. Wie rauchgeschwärzte Skelette ragten die wenigen, verbliebenen Zeltstangen in den Himmel, dazwischen lagen stille, unbewegte Körper zwischen denen sich das Blau uniformierter Soldaten bewegte.
    Es konnte nicht wahr sein!
    Aber noch während sein Verstand die Tatsache leugnete, aber der beißende Gestank nach Verbranntem und Tod ließen sich nicht verdrängen.
    Mit einem entsetzlichen Kriegsschrei trieb Wolfsauge sein Pony an und preschte den Hügel hinunter, dicht gefolgt von den anderen Kriegern seines Stammes. Der Pfeil lag bereits auf der Sehne des Bogens, noch ehe er wusste, dass er ihn angelegt hatte, aber bevor er ihn todbringend davon schwirren lassen konnte, hörte er eine unerwartete, aber vertraute Stimme.
    “Gabriel, nein! Wir sind es nicht gewesen!”
    Wolfsauge zügelte sein Pferd so heftig, dass es sich aufbäumte, während er versuchte, den Besitzer der Stimme ausfindig zu machen. Endlich erspähte er ihn.
    “Rafael!”
    Sein Blick zuckte weiter, suchte die, die ihm lieb und teuer waren, aber er fand niemanden. Niemand kam, um ihn und die anderen Krieger zu begrüßen. Niemand …
    Waren sie vor den Soldaten geflohen? Das musste es sein! Sie waren geflohen, hatten sich in Sicherheit gebracht und versteckt …
    Seine Augen irrten zurück zu Rafael, seinem Zwillingsbruder, der in der blauen Uniform der Unionssoldaten noch immer ungewohnt wirkte, selbst nach all den Jahren, die er jetzt im Dienste der Weißen stand.
    “Wo sind sie?”, rief er anstelle einer Begrüßung. Rafe wusste auch so, wen er meinte.
    “Wo sind sie?”, wiederholte Gabriel, als Rafe nicht antwortete, sondern ihn nur mit schmerzerfüllten Augen anstarrte.
    “Rafe, wo…” Seine Stimme erstarb, als Rafe nur bedauernd den Kopf schüttelte. Ein Schrei entrang sich Gabriels Kehle. Qualvoll, wie der Todesschrei eines waidwunden Tieres.
    “Nein!!!”
    Er glitt aus dem Sattel und stürmte vor, aber Rafael hielt ihn zurück.
    “Gabriel, nein, tu dir das nicht an”, beschwor er ihn, aber Gabriel schüttelte seine Hände ab. Mit wildem Blick starrte er ihn an.
    “Sie sind meine Familie”, krächzte er dann. “Ich muss zu ihnen.” Seine Hand zuckte zum Messer, so als wäre er bereit, es sogar gegen seinen Bruder zu benutzen, sollte dieser ihm weiter im Weg stehen. Ein weiterer Uniformierter kam auf sie zu, aber Gabriel ignorierte ihn.
    “Wo sind sie?”, keuchte er. Übelkeit stieg in ihm auf, während sein Herz sich noch schmerzhafter zusammenzog. Aus der Ferne hörte er Kleiner Bärs entsetzlichen Aufschrei. Sein Kopf zuckte hoch, aber er konnte seinem Freund in seiner Verzweifelung nicht beistehen.
    Ohne ein weiteres Wort wandte Rafael sich
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