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Mandys Verlangen

Mandys Verlangen

Titel: Mandys Verlangen
Autoren: Amelie C.
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vermutete sie gleichmütig. »Erst versichert er die Dinger gegen Bruch, dann schlägt er sie kaputt und kassiert.«
    Mandy erwiderte das Grinsen, wurde aber sofort wieder ernst.
    »Ich glaube nicht.« Sie dachte kurz nach. »Die Großeltern von Clarence haben die Sammlung unter den abenteuerlichsten Umständen ins Land gebracht, um sie und sich selbst vor dem Zugriff der Nazis zu schützen. Ich kann mir deshalb nicht vorstellen, dass Clarence sie so einfach zerdeppert.« Sie schwieg, dachte noch einmal kurz nach und beschloss dann. »Ich werde trotzdem eine dementsprechende Klausel einfügen.«
    »Ein weiser Entschluss.« Stacy hob gekonnt die linke Braue. »Nur besonders verschlagene Wölfe kommen in einem sauberen Schafsfell daher.«
    »Lassen wir das.« Mandy zog sich ihren Terminplan heran. »Am besten wird es sein, wenn ich zuerst zu Clarence fahre und den Vertrag mache. Sei so gut und ruf Larry an, dass ich gegen Mittag vorbeikomme, um mit ihm wegen der Farm zu verhandeln.« Sie unterbrach sich und schüttelte den Kopf. »Es ist wirklich traurig. Ich hatte so gehofft, dass Larry es doch noch schafft und seine Schulden bezahlt.«
    »Seine Ehe.« Stacy-Joan seufzte. Sie warf einen raschen Blick zur Tür, als fürchtete sie, ihr Gespräch könnte belauscht werden. »Conny ist nicht bei ihren Eltern, wie hier alle glauben. Sie ist mit einem Stuntman durchgebrannt. Du weißt schon, mit einem dieser Kerle, die beim Frühjahrsrodeo eine Wahnsinnsshow abgezogen haben. Sie hat einfach ihre Klamotten in einen Koffer geschmissen und ist auf und davon. Jetzt sitzt Larry mit den Kindern allein da und erzählt jedem, dass Conny in Utah bei ihrer kranken Schwester ist. Er schämt sich wegen der Angelegenheit fürchterlich.«
    Stacy seufzte erneut. Ihr hübsches Gesicht sah traurig aus.
    »Ohne Conny schafft Larry es aber nicht. Deshalb will er die Farm verkaufen, bevor sie gar nichts mehr wert ist. Das Geld, das der Verkauf bringt, wird vielleicht reichen, um die Schulden zu bezahlen.«
    »Was für ein Drama!« Mandy schüttelte den Kopf. Den Menschen hier in der Region ging es allenthalben nicht gut. Der Bankencrash hatte sie über Nacht ihrer Existenzen beraubt. Viele konnten seitdem die Hypothekenzinsen nicht mehr zahlen, ihre Häuser, Farmen und Weiden wurden versteigert, und die Familien verloren ihre Heimat.
    Wer überlebte, waren die großen Haie, die trotz der Weltwirtschaftskrise weiterhin die kleinen Fische fraßen. Nein, eigentlich waren sie jetzt sogar noch schlimmer. Für die Landbevölkerung hieß das, dass ihre überschuldeten Äcker und Wiesen von Fast-Food-Ketten und anderen Konzernen ersteigert wurden, die sich im ganzen mittleren Westen breitmachten.
    Sich vorzustellen, dass auch hier in Summersprings demnächst so ein Hamburgerriese das Stadtbild beherrschte, tat weh. Mandy nahm sich vor, alles zu tun, um das Land und letztlich auch sich selbst vor solch einem Schicksal zu bewahren.
    »Das kannst du wohl sagen«, stimmte Stacy-Joan ihr zu, wobei sie sich allerdings nicht auf Mandys Vorsatz bezog. »Hier geht’s bergab, Baby. Es fängt immer so an. Als Nächstes kommt die Arbeitslosigkeit, dann der Suff, und dann bleibt nichts als Hoffnungslosigkeit. Oh Mann, ich hoffe, ich bin verschwunden, wenn es hier so richtig zur Sache geht.«
    »Stacy, hör auf, böse Stimmung zu machen«, ermahnte Mandy ihre Sekretärin, und diesmal klang ihr strenger Tonfall echt. »Sieh lieber zu, dass du mir meine Termine machst. Denk immer daran, solange du alles richtig organisierst, kann ich genug Geld für uns beide verdienen.«
    Stacy grinste ihr ansteckendes Grinsen und verzog sich an ihren Computer, während Mandy in ihr Büro ging, um die tägliche Post und ihre E-Mails durchzusehen.
    Ein langer, arbeitsreicher Tag kündigte sich an. Aber Mandy liebte stressige Tage. Sie rieb sich zufrieden die Hände, schaltete dann den Computer ein und stürzte sich voller Tatendrang in ihre täglichen Pflichten.

2. Kapitel
    In Westmark Tennessee saß Nicholas Clayton vor seiner ersten dampfenden Tasse Kaffee und studierte die Kostenabrechnung seiner Bank, die ihm seine Haushälterin an diesem Morgen, neben diversen anderen Briefen, neben sein Frühstücksgedeck gelegt hatte.
    Ihm gegenüber saß in seidigem Rosa und hauchdünnem Chiffon, Leonie Vernon, die Nick zu diesem Zeitpunkt noch fest entschlossen war, in näherer Zukunft zu ehelichen.
    Leonie war eine Schönheit. Nick erinnerte sie stets ein wenig an jene anmutigen
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