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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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unglaublich ausgefeilt sind, können wir ihn am besten aus seinem Versteck locken, wenn wir selbst Teil des Festivals werden. Cassandra wird als Sehe- rin und Tarotkartenlegerin unsere Hauptattraktion sein. Lung ist besessen von allem, was mit Sehern und Medien zu tun hat, und wird der Versuchung, sich ihre Show an- zusehen, nicht widerstehen können. Bevor sie auf die
Bühne kommt, werden wir seinen Appetit anregen, jeder mit seinen persönlichen Fähigkeiten. Cole wird jonglie- ren, ich werde singen, du wirst Bauchtanz machen, und Bergman kümmert sich um die Elektronik, inklusive Licht, Sound und Überwachung.«
    Abwehrend hob ich die Hände, als könnte ich die Bom- be damit aufhalten. »Wow! Moment mal. Ich werde ganz bestimmt keinen Bauchtanz machen.«
    »Doch, wirst du. Das ist eine wundervolle, traditions- reiche Kunstform. Du solltest stolz darauf sein, sie der Welt vorzuführen.«
    »Aber ich beherrsche diese Kunstform nicht.«
    »Doch, du beherrschst sie. Das steht so in deiner Ak…«
    »Würdest du bitte aufhören, meine verdammte Akte zu lesen?!«
    Niemand hatte auch nur ein Wort gesagt. Es erinnerte mich an die Stimmung im Klassenzimmer, wenn der Leh- rer durchgedreht ist und ein Lehrbuch aus dem Fenster geschmissen hat. Ich hatte mir kurz überlegt, ob ich auch auf diesem Weg verschwinden sollte, aber da wir uns ge- rade in einem gigantischen Wohnmobil mitten auf dem Highway befanden, kam mir diese Option doch etwas zu extrem vor.
    Das »Die-Show-muss-weitergehen«-Konzept erklärte, warum Cassandra bei uns war, die uns dabei geholfen hatte, das letzte Monster zu zähmen, dem wir begegnet waren, auch wenn die Tor-al-Degan sich fast meine Seele einverleibt hatte, bevor unsere schwarzhaarige Schönheit das Biest endlich zurück in die Sagenwelt befördert hatte, wo es hingehörte. Es erklärte allerdings nicht, warum Bergman dabei war. Eine familienfreundliche Unterhal- tungsshow, wie Vayl sie mit uns auf die Bühne bringen wollte, brauchte keinen brillanten, neurotischen Erfinder,
der sich um die Scheinwerfer und den CD-Player küm- merte. Aber dieses Rätsel würde ich mir für später aufspa- ren. Jetzt ging es um meine Integrität!
    »Bestimmt gibt es noch einen anderen, besseren Weg, um an diesen Chien-Lung ranzukommen«, sagte ich - sehr vernünftig, wie ich fand, wenn man bedachte, dass ich Vayl am liebsten die Augenbrauen ausgerissen und an die Oberlippe geklebt hätte.
    Er antwortete nicht, sondern lehnte sich einfach auf der beigefarbenen Couch zurück. Sie war das perfekte Pen- dant zu der Sitzgelegenheit, auf der ich ihm gegenüber- hockte. Aber er ignorierte mich, schaute stattdessen Cas- sandra an, die neben mir saß, und sagte: »Chien-Lung ist ein uralter Vampir, der von Drachen besessen ist. Es wird behauptet, dass er kurz nach seiner Verwandlung die Tochter des Stammesführers ausgesaugt hätte. Für dieses Verbrechen wurde er bei lebendigem Leibe gekocht.« Cassandra gab ein Geräusch von sich, das irgendwo zwi- schen Mitgefühl und Ekel angesiedelt war, und glättete eine nicht vorhandene Falte in ihrem leuchtend roten Rock. »Er behauptet, ein Drache hätte ihn gerettet, aller- dings ein wenig zu spät. Er hat seine geistige Gesundheit eingebüßt, allerdings nicht seine herausragende Intelli- genz. Und daraus ist eine explosive Mischung entstan- den.«
    Vayl fuhr fort: »Chien-Lung hat unter mindestens drei Präsidenten diplomatische Immunität genossen, wobei er nukleartechnische Errungenschaften gestohlen und die Außenpolitik in Bezug auf China beeinflusst hat. Dann ist er verschwunden. Unsere Quellen berichten, dass er ver- sucht hat, seine Verwandlung vom Vampir zum Drachen zu vervollständigen.«
    Ohne den Blick von der Straße abzuwenden (was gut
war, da er am Steuer saß), sagte Cole: »Moment mal. Ver- wandlung? In einen Drachen? Was soll das heißen?«
    »Er glaubt, sein Vampirismus sei eine Art Larvensta- dium, aus dem er, bei der richtigen Stimulation, als Dra- che hervorgehen kann.«
    Bergman, der vorne neben Cole auf dem Beifahrersitz saß, drehte sich bei dieser Erklärung abrupt um. »Das kann nicht dein Ernst sein.«
    »Ich sagte ja bereits, dass er verrückt ist.«
    Ja, aber das ist noch kein Grund, die Auftragskiller zu rufen , dachte ich. Also fragte ich: »Und was hat er diesmal angestellt?«
    Vayl hob die linke Augenbraue, gerade weit genug, um mir zu zeigen, dass er gleich etwas sehr Bedeutsames sa- gen würde. »Er hat sich mit Edward Samos zusammen-
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