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Man lebt nur ewig

Titel: Man lebt nur ewig
Autoren: Jennifer Rardin Charlotte Lungstrass
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Traumlos. Ganz sicher ohne schlafwandle- rische Aktivitäten. Der, bei dem es einem, wenn man auf- wacht, sogar egal ist, ob man geschnarcht hat.
    Pete hatte einen Wagen für uns bereitgestellt, der von einem enthusiastischen Jungen mit schwarzer Strickmüt- ze und passendem Jogginganzug gefahren wurde. Er bot uns beiden Kaffee an, öffnete uns die Türen und schwieg, während er uns durch die hell erleuchteten Straßen von Reno kutschierte.
    Wir parkten an der Straße. Frierman’s war klein, strahl- te aber trotzdem etwas Luxuriöses aus. Das schrieb ich hauptsächlich den schwarzen Smokings zu, die vor roten Samtvorhängen und unter funkelnden Kronleuchtern im Schaufenster hingen.
    »Sie haben die Berechtigung, reinzugehen«, klärte uns der Fahrer auf und streckte uns den Papierkram entgegen, damit wir ihn prüfen konnten.
    Ich hätte sagen können: »Süßer, mein Boss würde nie- mals die Kosten auf sich nehmen, uns irgendwo einzuflie- gen, wenn er nicht sicher wäre, dass wir es auch durch die Tür schaffen, wenn wir gelandet sind.« Stattdessen nickte ich nur und stieg hinter Vayl aus dem Auto.
    Der Fahrer ging zur Rückseite des Gebäudes, angeb- lich, um den Hinterausgang zu überwachen, falls jemand bei dem Treffen beschließen sollte, die Fliege zu machen.
Doch sobald wir vor der Tür standen, hatte ich das Ge- fühl, dass Flucht kein Problem sein würde.
    »Ich spüre außer dir keine Vampire in der Nähe«, flüs- terte ich Vayl zu, während ich mich mit dem Schloss be- schäftigte. Es hielt mich nicht lange auf. Ich trug eine Halskette, deren Haifischzahn-Anhänger sich, dank Berg- man, in jeden beliebigen Schlüssel verformen ließ, wenn man sich nur ein paar Sekunden Zeit nahm und ein we- nig rüttelte. »Genauer gesagt spüre ich überhaupt keine Anderen .«
    »Und die einzige starke menschliche Emotion, die ich wahrnehme, geht von unserem Fahrer aus«, ergänzte Vayl. »Er ist wegen dieser ganzen Sache ziemlich aufge- regt.«
    »Hm.« Das war mir auch aufgefallen. Nervtötend. Vor allem, weil er ungefähr in meinem Alter war und ich mich in seiner Gegenwart trotzdem so alt fühlte.
    Wir schlichen in den Laden, gingen an den Regalen mit Hosen und Anzughemden entlang und bahnten uns einen Weg ins Lager, an dessen Tür ein Schild uns warnte, dass wir besser Angestellte sein sollten, wenn wir weitergehen wollten. Wir gingen trotzdem weiter. Aber nur bis hinter die Tür.
    Der Geruch und der Anblick, der sich uns bot, als wir das Hinterzimmer betraten, ließen uns nach nur wenigen Schritten verharren.
    »Ich hätte nie gedacht, dass in einem so kleinen Mann so viel Blut sein könnte.« Ich lehnte mich an Vayl und ver- suchte, mich nicht zu übergeben, zu weinen, in Ohn- macht zu fallen oder zu fluchen. Das war einfacher, als es hätte sein sollen.
    Morty Frierman war mit einer Schlinge, die aus seinem eigenen Maßband geknüpft worden war, an einem De-
ckenbalken erhängt worden. Dann hatte irgendjemand - Samos, du krankes, perverses Schwein, ich kann den Tag nicht erwarten, an dem ich deine elende Existenz endlich beenden darf - ihn aufgeschlitzt. Für mich sah es so aus, als seien alle Körperteile noch intakt, also hatte Samos von dem alten Hund Yale wohl einen neuen Trick gelernt.
    Unser Handy vibrierte an meinem Oberschenkel. Ich ging nach draußen, um das Gespräch anzunehmen. »Ja?«
    »Jasmine? Hier spricht Cassandra.«
    »Was ist los?«
    »Cole ist wieder da.« Langes Schweigen, währenddes- sen ich zu der Erkenntnis kam, dass an der Heimatfront wohl nicht alles in Ordnung war.
    »Was hat er angestellt?«
    »Er hat sich sehr … professionell verhalten.« Okay, das allein war schon ziemlich seltsam. »Er hat nichts darüber erzählt, was passiert ist, während er weg war. Aber natür- lich hatte er Jericho von dem Massaker auf der Constance Malloy berichtet. Und dann hat er uns geschildert, wie Je- richos Leute an Bord der Jacht gegangen sind und angefan- gen haben, Generäle zu verhaften und Leichen zu bergen. Dann hat Cole, ohne vorher Pete anzurufen, beschlossen, dass er in dieser Angelegenheit der Verbindungsmann der CIA sein sollte, und hat sich davongemacht, um alles zu beobachten. Und kurz bevor er gegangen ist, hat er noch gesagt: ›Ach ja, Cassandra, Jericho lässt dir ausrichten, dass er wahrscheinlich keine Gelegenheit haben wird, dich noch einmal zu sehen, und goodbye.‹ Er war so kalt, Jasmine. Als sollte ich erwachsen werden und darüber hinwegkom- men, du weißt schon, am besten
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