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Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition)

Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition)

Titel: Mamakind Spannender Liebesroman (German Edition)
Autoren: Frieda Lamberti
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Blumenmädchen und Konfetti. Eine Stunde Posieren vor dem Fotografen. Dann im Konvoi ab ins Lokal. Mittagessen. Kaffeetrinken. Abends spielte eine Dreier Combo Deutsche Schlager Musik aus den sechziger und siebziger Jahren. Entweder war der Organist blind, besoffen oder blutiger Anfänger. Jedes Mal, wenn er die Töne nicht traf, zuckte ich zusammen. Und ich zuckte ständig. Fast schon wie ein Epileptiker. Sein Spiel grenzte an Körperverletzung und ich rief völlig entnervt meinen Freund Bodo an. Er sollte mich endlich abholen und mich aus dieser Geisterbahn befreien.
   »Und du machst gerade dein Abitur? Was willst du danach studieren?«, fragte mich Reinholds Mutter.
   »Gar nichts. Ich werde erst für ein Jahr als Au-pair Mädchen nach Frankreich gehen.« Mit dieser Neuigkeit hatte ich eine Bombe platzen lassen, die Lore, zum ersten Mal seitdem ich denken konnte, die Sprache verschlug. Ihre Einwände konnte sie nicht mehr anbringen, denn ihr Angetrauter fand meine Idee super. »Die beste Möglichkeit, die Sprache richtig zu lernen. Und wo soll es hingehen? Nach Paris?«
   »Vielleicht«, sagte ich, denn endgültig hatte ich mich noch nicht entschieden.
    Die Au-pair Agentur schlug mir vier Gastfamilien vor. Im Elsass, im Burgund und in der Auvergne. Ich verzog betrübt das Gesicht.
   »Das ist ja alles im Landesinneren. Haben Sie nichts an der Küste?«, fragte ich enttäuscht, denn es war mein innigster Traum, irgendwo am Meer zu leben. Die Vermittlerin durchforstete noch einmal ihre Unterlagen und blickte mich abwägend an. Eine Möglichkeit gab es noch.
   »Der Schweizer Unternehmer Dennis Weissenbach sucht für die Sommermonate eine Betreuung für seine beiden Kinder in seinem Ferienhaus an der Côte d’Azur. Allerdings nur für sechs Wochen. Er ist Witwer. Es gäbe also nur einen Gastvater. Und es wird Deutsch gesprochen.« Das wäre es doch, dachte ich und sagte zu.

Bodo war stinksauer, als er von meinen Frankreich Plänen erfuhr. Nach dem bestandenen Abi wollte er mit mir über den Sommer an die Ostsee reisen. Er hatte schon ein Zelt und zwei Luftmatratzen gekauft. Auf seiner alten Zündapp sollte es in die Lübecker Bucht auf einen Campingplatz gehen, solange bis er sein Medizinstudium antreten wollte. Wir beiden gingen schon seit zwei Jahren miteinander. Aber mir war klar, dass die Zeit gekommen war und unsere Wege sich besser trennen sollten. Schon in den letzten Monaten hatte ich gemerkt, dass wir völlig unterschiedlich tickten. Immer wieder fuhr er mir über den Mund, wenn ich eine andere Haltung zu einem Thema einnahm. Dann zog er demonstrativ die Augenbrauen hoch und machte einen chauvinistischen Spruch, der mich auf die Palme brachte. Wir verabschiedeten uns, mit dem Versprechen uns regelmäßig zu schreiben. Aber mir war klar, dass es eine Trennung für immer war.
Eine Woche später bestieg ich den Zug in Richtung Basel. Oma Käthe und Papa brachten mich zum Bahnhof. »Nicht weinen, Omi«, sagte ich und bat die beiden, nicht mehr mit zum Bahnsteig zu kommen. »Es sind doch nur sechs Wochen. Ein langer Urlaub. Mehr nicht. Zu meinem Geburtstag bin ich wieder da. Ja, ich schreibe euch, versprochen.« Papa drückte mir noch zwei hundert Markscheine in die Hand. Ein Vermögen im Jahr 1979. Mit Oma Käthes dreihundert Mark im Portemonnaie war ich richtig gut bestückt.
Ich war noch nie im Ausland, geschweige denn ohne meine Familie verreist. Wie aufgeregt und gespannt ich auf mein neues Leben war, kann nur jemand nachempfinden, der es selbst schon einmal erlebt hat.
 
    Das Schild mit meinem Namen konnte ich schon von Weitem erkennen.
   »Beatrice Scherz?«
   »Sind Sie etwa Herr Weissenbach?« Verblüfft schaute ich in das junge Gesicht eines Mannes, den ich auf Mitte dreißig schätzte. Er entsprach nun gar nicht meinen Vorstellungen eines Witwers. Geschweige denn eines reichen Unternehmers und schon gar nicht meines (Gast)Vaters.
   »Wo sind die Kinder? Haben Sie sie nicht mitgebracht?« Weissenbach sagte, dass der kleine Maurice noch im Kindergarten ist und seine Mutter auf das Baby aufpasst. Auf der halbstündigen Fahrt gab er sich auskunftsfreudig. Ich erfuhr, dass Florentine erst acht Monate alt ist und er sein Geld mit Finanzdienstleistungen verdient. Dieser Mann machte nicht den Eindruck eines tief trauernden Witwers auf mich. Gern hätte ich erfahren, wann und wie seine Frau ums Leben kam. Ihn danach zu fragen, traute ich mich jedoch nicht. Ich mochte den
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