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Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen

Titel: Mama muss die Welt retten - wie Mütter vom Wickeltisch aus Karriere machen
Autoren: Aufbau
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den Tagen hier etwas lernen und mitnehmen? Wieder zurück in Berlin, hörte ich mich um und sammelte Tipps. Eine Freundin zum Beispiel stellt sich ein Bild von ihrem Kind auf den Schreibtisch, damit es sie immer daran erinnern, für wen sie arbeiten geht und wer an erster Stelle kommt. Ich selber habe mir vorgenommen, – soweit es geht – Streit mit dem Liebsten zu vermeiden. Typische Alltags-Streitthemen lassen sich umgehen, indem man beispielsweise Lebensmittel online kauft. Fast jede große Supermarktkette bietet diesen Service zu einer geringen Liefergebühr an. Überhaupt ist es hilfreich, sich zu fragen, welche Dinge man sinnvoll wegorganisieren kann, um mehr Zeit für seine Familie und sich zu haben. Und der wichtigste Tipp bleibt aber, sich eine Betreuung zu organisieren, der manzu 100 Prozent Vertrauen schenkt, denn sonst kann man sich nicht einmal eine Minute lang sinnvoll auf seine Arbeit konzentrieren.
    So ging es zumindest mir. Um dieses Buch zu Ende zu schreiben, brauchte ich eine Tagesbetreuung für Maxime. Nach seiner Lungenentzündung hatte ich beschlossen, dass er keinen Fuß mehr in seine alte Kita setzen würde. Also begann ich auf den einschlägigen Internetseiten (ihr findet sie unter den Tipps zu Kapitel II 3) mit der Suche nach einem Babysitter. Ein Desaster, denn keine der Frauen, die uns zum Kaffeetrinken und Kennenlernen besuchten, kam in Frage.
    Eine fragte mich mehr nach der Kunst an unseren Wänden aus als nach Maxime. Die Nächste war dermaßen anorektisch und aufwendig gestylt, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie jemals mit Maxime im Sandkasten wühlen würde. Nummer drei war dann eher von der kühlen Sorte. Sie lächelte während unseres Gesprächs kein einziges Mal und würdigte Maxime keines Blickes.
    Ja, und als ich schon aufgeben wollte, kam Lola. Südamerikanerin, 30, tolles Lächeln und wunderschöne braune lange Locken. Sie zog ihren Rucksack aus und sagte, dass sie erstmal einen Kaffee bräuchte. Ich fand das zwar sehr bestimmt, stellte mich aber trotzdem gleich mal an die Espresso-Maschine.
    »Ich schaue mir Maxime erst einmal an und lasse ihm Zeit«, sagte sie, und ich erfuhr nebenbei, dass sie in den letzten sieben Jahren den halben Prenzlauer Berg betreut hatte. Ganz klar: Lola war ein echter Profi. Aber das Wichtigste war, ich konnte ihr vertrauen. Wenn Lola da ist, mache ich meinen Kopf babymäßig aus und denke nur anmeine Arbeit. Und deswegen ist seitdem meine goldene Regel für Babysitter, wenn das Bauchgefühl beim ersten Kennenlernen nicht stimmt: Vergiss es! Wenn man selbst aber sofort denkt, die könnte auch meine Freundin sein, dann ist sie die Richtige.
    Doch können wir wirklich alles haben, wenn wir uns helfen lassen?
    Nach Anne-Marie Slaughter, die bis 2011 Chefin des Planungsstabes des State Departement der US-Außenministerin Hillary Clinton war, ist die Antwort auf diese Frage ein klares Nein.
    Die 53-jährige zweifache Mutter beschreibt in ihrem provokativen Essay »Why women still can’t have it all«, wie sie ihre Spitzenposition in Washington hinwarf, um sich ihrer Familie zu widmen. Slaughter ist allein aufgrund ihrer beruflichen Position sicherlich eher ein Ausnahmefall, ein Punkt ihrer Argumentation gilt jedoch für alle berufstätigen Mütter: Der Tag hat nur 24 Stunden, und volle Konzentration und Aufmerksamkeit sind oft schwer teilbar.
    Johanna, die ich während unseres Urlaubs in Frankreich kennenlernte, beantwortet diese Frage, anders als Slaughter, mit einem klaren Ja.
    Johanna kommt aus Polen, lebt mit ihrem Mann, einem Modedesigner, in Paris und arbeitet für einen sehr mächtigen Lobbyisten-Verband. Pausti und ich freundeten uns während unseres Aufenthaltes auf der Ferienanlage schnell mit den beiden an und tranken abends immer den Apéritif zusammen mit ihnen, während ihr gleichaltriger Ivan mit Maxime durch die Lobby tobte.
    Während ich mit Johanna plauderte, erfuhr ich viel überihr Familienleben: Ihr einjähriger Sohn Ivan geht tagsüber in die Krippe, wird gegen fünf Uhr von seiner Nunu, auf Deutsch: seiner Tagesmutter, abgeholt, und wenn Johanna abends um 20 Uhr zu Hause eintrifft, hofft sie, dass Ivan noch wach ist. Häufig passiert das nicht, weil er oft schon erschöpft vom Tag vorher eingeschlafen ist. So banal es klingt, jede Mutter muss ihren eigenen Weg finden, um mit ihrer Situation zwischen Kind und Beruf umzugehen.
    Als wir beim Thema Kinderkrankheiten landeten, erzählte Johanna nebenbei, dass sie neulich
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