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Maltas Geheimnis

Titel: Maltas Geheimnis
Autoren: Hans Lebeck
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Muttersprache angesprochen zu werden, dass er das Ruder verriss. Der folgende Schlenker des Kutters war dadurch derart heftig, dass Axel seitwärts gegen die hölzerne Innenbordwand geschleudert wurde und seine mit Skizzen und Notizen übersäte Landkarte mitsamt Kugelschreiber im Wasser landete. Alisha konnte sich gerade noch festhalten und sah, wie die Karte im Wasser verschwand.
    »Anhalten«, schrie Axel dem Schiffer in deutscher Sprache zu, verzweifelt seinen Aufzeichnungen nachschauend.
    Dieser brachte mit einer geübten Handbewegung seinen Kutter wieder auf Kurs und antwortete auf Maltesisch, ohne die Fahrt zu drosseln »Verzeihung, die jungen Herrschaften. Aber dass Jemand aus dem alten Europa unsere Sprache spricht, ist schon sehr ungewöhnlich. Und dann noch so blutjung, wie Sie, meine Dame. Ja … also, das mit den Klippen ist so: Schon seit Jahrhunderten werden sie immer wieder von Paaren aufgesucht, die nicht heiraten dürfen, weil sie aus familiären Gründen nicht zusammen passen. Einige von ihnen wählten dann lieber den Tod, als sich Familienzwängen zu beugen. Sie sprangen gemeinsam ins Meer. Von diesen jungen Menschen wurde kaum einer jemals wieder gefunden.«
    Alisha übersetzte Axel die Worte des Schiffers.
    Dieser nickte bedächtig, schaute nach oben und meinte fachmännisch »Wer aus solch einer Höhe auf das Wasser klatscht, der fällt wie auf Beton. Wasser kann sehr hart sein. Aber nach einiger Zeit müssten die Toten doch wieder auftauchen?«
    Nachdem Alisha diese Frage an den Schiffer weitergegeben hatte, erklärte dieser in Englisch: »Entlang diesem Küstenabschnitt herrscht eine starke Strömung, die selbst gute Schwimmer bis nach Libyen abtreibt. Vor uns liegt übrigens eine sehr interessante Stelle. Dort liegen mehrere große Felsen vor der Küste im Wasser. Dazwischen haben sich früher Schmuggler oder Piratenschiffe nach erfolgreicher Kaperfahrt verborgen. Das war zwar sehr gefährlich, aber auch erfolgreich. Wollen Sie, dass ich hindurch fahre?«
    »Gott im Himmel. Bloß nicht«, ging es Alisha durch den Kopf.
    »Aber ja!«, rief Axel begeistert.
    Sie sagte nichts, schmiegte sich aber noch etwas enger an ihren Freund.
    Bereits eine halbe Stunde später befanden sie sich zwischen den Felsen und den Klippen. Unheimlich hoch ragten die Steilwände auf, das Wasser war quirlig, reißend. Sie hatte Angst. Für Nichts auf der Welt wäre sie diese Wände hinaufgeklettert. »Ist das nicht toll, mein Schatz?«, hauchte ihr Axel ins Ohr und drückte sie fest an sich. »Das wäre doch wirklich die ultimative Herausforderung.«
    Sie verdrehte nur spöttisch die Augen. Nachdem sie kurze Zeit später wieder aus der bedrückenden Enge herausgefahren waren, ging es noch stundenlang weiter, immer an der Küste entlang.
    Der Schiffer, begeistert dass ein Gast seine Muttersprache beherrschte, plapperte unentwegt mit Alisha und erzählte ihr die schönsten Geschichten seiner Heimatinsel. Dadurch hatte sie die ideale Gelegenheit, ihr etwas eingerostetes Maltesisch wieder flott zu machen. Sie lag kuschelig in Axels Armen, während sein Blick die Küste auf weitere Klettermöglichkeiten hin absuchte.
    Erst am späten Abend kamen sie wieder in ihrem sicheren Heimathafen an. Jens und Julia erwarteten sie schon. Alisha hätte mehr interessiert, was die Zuhausegebliebenen den ganzen Tag gemacht hatten, aber das einzige Thema, das Axel und Jens aufriefen, waren die traumhaften Kletterwände. Sie konnte es schon nicht mehr hören.
    .
    Der nächste Tag barg für Alisha eine faustdicke Überraschung. Axel und Jens wollten, oh Wunder, nicht klettern gehen, sondern mit Bussen die Insel erkunden. Gleich nach dem Frühstück ging es los. Mit einen Bus zu fahren war auf Malta ein kleines Abenteuer. Das galt sowohl für die Qualität wie auch für die Fahrpreise. Die Fahrzeuge waren meistens schlichte, alte Klapperkästen, die Fahrpreise billig, aber teilweise willkürlich. Ihre erste Station war der Busbahnhof von Valletta. Schnurstracks marschierten sie von dort aus die breite Hauptstraße entlang, hinein in die Altstadt. Als Alisha Arm in Arm mit Axel durch Valletta schlenderte, fühlte sie sich zurückversetzt in ihre Schulzeit. Es war eine stille Vertrautheit.
    War Julia hellauf, lautstark begeistert von den Boutiquen und Souvenirläden, so spürte sie mehr die Macht der Vergangenheit.
    Sie konnte es sich so gut vorstellen, wie im Frühjahr 1565 der lang befürchtete Angriff der Türken auf die Insel erfolgte und
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