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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 02. Lodernde Leidenschaft
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an irgendeinen Mann binden, der dir jede Freiheit nehmen wird, wie Lord Henry es mit mir getan hat. Und ich weiß, daß du das nicht willst. Ich weiß es genau.«
    »Es geht nicht darum, was ich will, Frances. Ich muß es einfach tun.«
    »Aber warum nur?« rief Frances erbittert. »Das ist es, was ich wissen möchte. Und sag nicht wieder, weil du es deinem Großvater versprochen hast. Erklär mir, warum er dir dieses Versprechen abnahm. Wenn ihm die Sache so wichtig war, hätte er doch selbst eine Heirat für dich arrangieren können.«
    »Es gab niemanden, den ich gern geheiratet hätte«, erwiderte
    Roslynn,
    »und
    Großvater
    hätte
    mich
    nie
    ge-
    zwungen, jemanden gegen meinen Willen zu heiraten.«
    »In all den Jahren gab es keinen einzigen Mann, der dir gefallen hätte?«
    »Ach, ich hasse es, wenn du mit dieser Betonung von all diesen fahren sprichst, Frances. Erinnere mich lieber nicht daran, wie schwierig es für mich sein wird.«
    Frances riß ihre braunen Augen weit auf. »Schwierig?«
    Sie hätte fast gelacht. »Ich kann mir nichts Leichteres vorstellen, als dich unter die Haube zu bringen. Du wirst gar nicht wissen, was du mit all den vielen Kandidaten machen sollst. Dein Alter wird dabei überhaupt keine Rolle spielen, meine Liebe. Großer Gott, weißt du denn nicht, wie schön du bist? Und als ob das nicht schon genug wäre, besitzt du auch noch ein Vermögen, das jedem Bankier den Mund wäßrig machen würde.«
    »Aber
    ich
    bin
    fünfundzwanzig,
    Frances!«
    sagte
    Ros-
    lynn in einem Ton, als wäre sie hundert Jahre alt.
    Frances grinste. »Ich auch, und ich finde mich noch gar nicht so uralt.«
    »Es ist etwas anderes, wenn man Witwe ist. Du warst verheiratet. Niemand fände etwas dabei, wenn du es wieder tätest.«
    »Ich habe nicht die Absicht, verbindlichsten Dank.«
    Roslynn runzelte die Stirn über diese Unterbrechung.
    »Alle werden sich totlachen, wenn ich mich unter all diese blutjungen Debütantinnen mische.«
    Frances lächelte. »Ehrlich, Ros...«
    »Ach, es stimmt doch. Eine alte Jungfer wie ich, die auf Männerfang ausgeht, macht sich nun mal lächerlich.«
    »Jetzt hör aber auf! Ich versichere dir - ich schwöre dir, daß dein Alter überhaupt keine Rolle spielen wird.«
    Roslynn konnte das nicht glauben. Sie war - auch wenn sie es gut zu verbergen wußte - den Tränen nahe.
    Der Gedanke, sich zum Gespött der Leute zu machen, wenn sie Ausschau nach einem Ehemann hielt, war ihr unerträglich.
    »Jeder wird glauben, daß etwas mit mir nicht stimmen kann, wenn ich in meinem Alter noch ledig bin. Du weißt doch, wie die Menschen nun mal sind.«
    »Wenn sie hören, daß du in den letzten sechs Jahren deinen Großvater gepflegt hast, werden sie dir größte Achtung
    entgegenbringen.
    Also
    kein
    Wort
    mehr
    über
    dein Alter! Das sollte wirklich deine geringste Sorge sein.
    Übrigens hast du es geschickt vermieden, meine Frage zu beantworten.«
    Roslynn
    lachte
    leise
    über
    die
    strenge
    Miene
    ihrer
    Freundin
    -
    ein
    unnachahmliches
    warmes,
    kehliges
    La-
    chen, dem niemand widerstehen konnte.
    Sie und Nettie waren am Vorabend so spät in dem Stadthaus an der South Audley Street angekommen, daß die beiden Freundinnen erst an diesem Morgen Zeit zu einem ausführlichen Gespräch hatten. Es war eine alte Freundschaft, die sie verband; sie hatte zwölf Jahre überdauert, obwohl sie sich in den letzten zehn Jahren nur einmal gesehen hatten, als Frances mit ihrem Sohn Timmy vor vier Jahren einen Urlaub in den Highlands verlebt hatte.
    Roslynn hatte in Schottland andere Freundinnen, aber keine stand ihr so nahe wie Frances, und keiner hätte sie ihre Geheimnisse anvertrauen mögen. Sie hatten sich mit dreizehn kennengelernt, als Roslynn von ihrem Großvater auf eine Schule in England geschickt worden war, um
    ›damenhaftes Benehmen‹ zu lernen. Sie war zu jener Zeit ein Wildfang gewesen, dem jeder Sinn für standes-gemäße gesellschaftliche Umgangsformen völlig abging.
    Roslynn hatte es an dieser Schule zwei Jahre ausgehal-ten,
    bevor
    sie
    wegen
    unverbesserlichen
    schlechten
    Be-
    nehmens‹
    hinausgeworfen
    worden
    war.
    Großvater
    hatte
    nicht geschimpft, als sie nach Cameron Hall zurückkehrte, denn er hatte sie sehr vermißt und war überglücklich gewesen, sie wieder bei sich zu haben. Aber er hatte eine der
    Lehrerinnen
    überreden
    können,
    Roslynn
    Privatun-
    terricht zu erteilen, und kein noch so übler Streich hatte
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