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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 08. Gefangener des Herzens
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gegangen war, führte Nathan Gabrielle zu einem Spaziergang an den Strand, damit sie ihm alle Fragen stellen konnte, die ihr durch den Kopf gingen. Er entschuldigte sich nicht für die Art, wie er sein Geld verdiente, aber er erklärte ihr, wie es dazu gekommen war.
    »Ich war noch ein junger Seemann auf einem Handelsschiff, als wir in einem Sturm sanken«, erzählte er ihr. »Nur wenige von uns überlebten. Wir trieben schon tagelang auf dem Meer, als die Piraten uns auflasen.«
    Gabrielle glaubte zu verstehen. »Also fühltest du dich ihnen verpflichtet, weil sie dich gerettet hatten.«
    »Ich würde es eigentlich nicht Rettung nennen, Gabby. Sie brauchten bloß Leute.«
    »Sonst wären sie weitergesegelt, ohne überhaupt anzuhalten?«, riet sie.
    »Genau. Dann bekamen wir das übliche Angebot: mitmachen oder zurück ins Wasser. Also machte ich mit.«
    »Aber du hättest doch nicht bei ihnen bleiben müssen, oder? Im nächsten Hafen hättest du deiner Wege gehen können.«
    »Wir liefen lange keinen Hafen an, zumindest keinen, der nicht von den Piraten kontrolliert wurde. Und als wir es schließlich taten, tja, um ehrlich zu sein, mir gefiel das Leben.
    Ich fand es aufregend. Eigentlich sprach kaum etwas dagegen zu bleiben, und dann arbeitete ich mich hoch, bis ich ein eigenes Schiff bekam.«
    »War das bevor oder nachdem du Mama kennengelernt hast?«
    »Vorher.«
    »Und sie hat nie etwas geahnt?«
    »Nicht das Geringste.«
    »Was hast du überhaupt in England gewollt, als du ihr begegnet bist?«
    »Ich war auf Schatzsuche«, grinste er. »Der Kapitän des Schiffes, das uns aufgelesen hat, hat mich damit angesteckt.«
    »Du hast in England einen Schatz gesucht?«, fragte Gabrielle erstaunt.
    »Nein, es war das fehlende Stück für eine meiner Karten, das mich dort hingeführt hat. Ich habe Jahre gebraucht, um herauszufinden, dass die Familie deiner Mutter im Besitz dieses letzten Teils sein sollte. Ich habe sie geheiratet, damit die Suche leichter wurde.«
    »Hast du sie denn gar nicht geliebt?«
    Nathan errötete leicht. »Sie hat sehr gut ausgesehen, aber trotzdem, ich liebe nur die See, Mädchen. Und Carla war einfach nur froh, einen Ehemann zu haben. Sie fing langsam an, sich zu sorgen, weil sie schon mehrere Saisons in London mitgemacht und immer noch keinen erwischt hatte. Ich war na-türlich nicht standesgemäß und konnte keinen feinen Stammbaum vorweisen wie sie, aber ich habe damals ziemlich flott ausgesehen, wenn ich das so sagen darf. Allerdings waren wir, glaube ich, beide überrascht, als sie meinen Antrag annahm.
    Der Rausch war auch ziemlich schnell vorbei. Sie war froh, als ich wieder fortsegelte.«
    Das erklärte natürlich eine Menge. Gabrielle hatte sich stets gefragt, was ihre Eltern aneinander gefunden hatten, denn immer, wenn ihr Vater zu Besuch gewesen war, hatten sie sich beinahe wie Fremde benommen. Das war der Wahrheit recht nahe gekommen. Sie hatte das Gefühl, dass nicht nur Nathan die Heirat für eigene Zwecke genutzt hatte, sondern auch Carla. Sie hatte ein Kind gewollt und dafür einen Ehemann gebraucht. Doch daran, dass ihre Mutter sie liebte, hatte Gabrielle über all die Jahre nicht ein einziges Mal gezweifelt.
    Selbst gegen Ende, als Carla wegen ihres verlorenen Liebhabers so verbitterte, hatte sie ihre Verzweiflung nicht an ihrer Tochter ausgelassen.
    »Hast du das fehlende Stück für deine Karte schließlich gefunden?«, fragte Gabrielle neugierig.
    »Nein«, murmelte ihr Vater. »Aber ich habe mir mit der Suche zu lange Zeit gelassen. Du warst schon unterwegs, als ich fortging, und du warst der einzige Grund, warum ich im Laufe der Jahre immer wieder gekommen bin. Aber ich habe es nie bereut. Du bist ein Fixstern in meinem Leben, Gabby, das Einzige, worauf ich wirklich stolz bin. Es tut mir sehr leid, dass deine Mutter gestorben ist und du alles allein durch-stehen musstest. Und dann hast du es sogar noch gewagt, hierher zu kommen und mich zu suchen – das war sehr mutig von dir.«
    »Ich dachte, ich hätte keine andere Wahl.«
    Sie waren stehen geblieben, um über das mondbeschienene Meer zu schauen, zu ihren Füßen schwappten die Wellen ans Ufer. Eine warme Brise krauste den Saum ihres Rocks. Nathan legte Gabrielle den Arm um die Schultern und zog sie an sich.
    »Es tut mir auch leid, dass du gefangen genommen wur-dest, aber es tut mir nicht leid, dass du jetzt bei mir bist, Tochter. Hier habe ich dich immer haben wollen.«
    Tränen traten ihr in die Augen, als sie den
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