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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 06. Stuermische Begegnung
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verärgert ist?
    Kann man Frauen überhaupt verstehen?«
    Darüber mußte James innerlich lachen. Er erinnerte sich an eine Sache, die er vor Jahren festgestellt hatte, doch hatte er nie mit seinem Bruder darüber gesprochen. Das erklärte auch, warum sein Bruder sich vielleicht im Augenblick mit ein oder zwei Brandys stärken wollte. Kurz gesagt: Probleme mit Frauen.
    So fragte er freiheraus: »Wie lange liebst du Molly eigentlich schon?«
    Jason blickte hastig auf, zeigte sich aber nicht im mindesten überrascht. »Schon vor Dereks Geburt.«
    James konnte seine Verblüffung über diese Antwort kaum verbergen. »Allmächtiger ... also, verdammt noch mal, Jason! Warum, zum Teufel, hast du nie den Mund aufgemacht?«
    »Meinst du vielleicht, es hätte an mir gelegen? Weit gefehlt. Ich hätte es in die Welt hinausposaunt, wäre es nach mir gegangen. Aber so liegen die Dinge leider nicht. Molly hat triftige Gründe, warum sie nicht möchte, daß unser Geheimnis bekannt wird. Sogar Derek hatte anfangs keine Ahnung davon. Irgendwie hatte sie es geschafft, mir einzureden, daß ihre Gründe stichhaltig seien. Jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher.
    Das ist der strittige Punkt nach all den Jahren der Heimlichtuerei.«
    »Warum sprichst du nicht ein Machtwort und heiratest sie einfach?« Was James da sagte, hatte Hand und Fuß.
    Jason lachte amüsiert. »Das versuche ich doch ständig.
    Seit meiner Scheidung von Francis. Aber Molly läßt sich nicht von ihrem Standpunkt abbringen. Sie ist fest davon überzeugt, daß wir einen fürchterlichen Familienskandal heraufbeschwören würden, und das möch-te sie uns ersparen.«
    James hob eine blonde Braue. »Familienskandal? Wann hat es in dieser Familie einmal keinen Skandal gegeben?«
    Jetzt zog Jason ebenfalls eine Braue nach oben. »Sehr richtig ... wofür allein deine Person oft genug Anlaß gegeben hat.«
    James schmunzelte über den tadelnden Tonfall seines Bruders. »Sprechen wir nicht mehr darüber. Ich bin bekehrt, das wißt ihr doch.«
    Jason schüttelte belustigt den Kopf. »Ich kann immer noch nicht nachvollziehen, wie es dazu gekommen ist.«
    »Liebe, natürlich. Liebe vollbringt erstaunliche Wunder. Wenn wir schon davon sprechen, ich bräuchte wirklich ein Wunder, um aus diesem Schlamassel mit George einen Ausweg zu finden. Sollte dieses Wunder geschehen, dann werde ich es an dich weiterreichen.
    Es scheint ganz so, als ob du selbst auf ein Wunder wartest.«
    Seit der damaligen Unterhaltung im Arbeitszimmer seines Bruders hatte James das Gefühl, daß Jason dieses Wunder zuteil geworden war – dank ihrer Großmutter. Ihm jedenfalls war es noch nicht in den Schoß gefallen. Aber einmal war Schluß. Morgen würde er mit Georgina reden. Heute abend war er einfach zu müde.
    Jetzt würde er nur Dinge sagen, die er bereuen könnte, und dann wäre es an ihm, sich am nächsten Morgen zu entschuldigen.
    Er ging weiter, aber bereits nach drei Schritten wirbelte er herum und schlug mit der Faust gegen die Tür.
    Zum Teufel mit der Warterei! Ja, er war müde, sogar hundemüde. Aber noch ermüdender war es, ständig allein zu schlafen.
    »Es ist offen.«
    James blickte ungläubig auf die Schlafzimmertür und drehte den Knauf. Wehe, wenn sie wieder verschlossen war! Er würde sie eintreten, wenn sie nicht sofort aufging.
    Er trat in das Zimmer, schloß die Tür hinter sich und lehnte sich, die Arme über der Brust verschränkt, mit dem Rücken dagegen. Georgina saß in ihrem weißen Seidenneglige, das er ihr zu Weihnachten geschenkt hatte, auf dem Bett. Sie bürstete gerade ihr langes braunes Haar. Er hatte ihr immer gern dabei zugese-hen, aber in letzter Zeit war ihm dies nicht mehr vergönnt gewesen.
    Stirnrunzelnd blickte er sie an und fragte trocken: »Du hast wohl vergessen, die Tür abzuschließen?«
    »Nein.« Das war alles, was über ihre Lippen kam.
    Er hob die Brauen noch ein wenig höher. »Jetzt erzähl mir nicht, die Liebesgeschichte deiner Vorfahren hätte dich so gerührt, daß du mir vergibst
    »Gerührt? Nein. Mir ist einfach klargeworden, daß es mir nicht weiterhilft, wenn ich die Sache hinausschie-be. Ja, ihre Geschichte hat mich zu der Einsicht gebracht, daß das Unvermeidliche nicht vermieden werden kann. Außerdem möchte ich dir auch sagen, daß es nichts gibt, das ich dir verzeihen könnte.«
    »Das wußte ich die ganze Zeit, aber was, zum Teufel, meinst du mit nichts?«
    Sie senkte den Blick und sprach so leise, daß er es nicht verstehen konnte. Er ging
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