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Malory

Malory

Titel: Malory
Autoren: 04. Wer die Sehnsucht nicht kennt
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James gereizt.
    »Doch wohl nicht mehr als zwei Wochen?«
    »Man kann’s nur hoffen«, seufzte James.
    Natürlich konnte Anthony nun nicht umhin, ihn wegen des bevorstehenden Besuchs seiner unwillkommenen Schwäger aufzuziehen – es machte den beiden Brüdern immer einen Höllenspaß, sich gegenseitig unbarmherzig zu necken —, gegen einen gemeinsamen Feind aber würde er seinem Bruder treu zur Seite stehen. Doch die Yankees waren ja noch nicht da ...
    Noch immer lächelnd, bemerkte Anthony: »Sicher werden sie sich bei dir einnisten wollen, da du jetzt ein eigenes Haus hast.«
    »Sei bloß still. Ist schon schlimm genug, daß ich sie über meine Schwelle lassen muß. Die Schädel würde ich ihnen ein-schlagen, wenn ich sie täglich sehen müßte. Ich würde mich nicht beherrschen können.«
    »Nun übertreibe nicht, sie waren doch nicht alle so übel.
    Mit einigen bin ich ganz gut ausgekommen, du auch, wenn du ehrlich bist. Jason hat sich sofort wunderbar mit Clinton vertragen. Und Jeremy und Derek haben sich mit den beiden jüngeren prächtig amüsiert.«
    James zog langsam eine Braue hoch, was Unheil verhieß, falls Anthony das Thema nicht bald fallenließe. »Und Warren?
    Hat sich etwa einer von uns mit dem vertragen?«
    »Nun, mit ihm nicht.«
    »Und das werden wir nie.«
    Damit hätte das Thema beendet sein sollen, doch Anthony neigte nicht dazu, subtile Warnungen ernst zu nehmen. »Dabei haben sie genau getan, was du wolltest, Bruderherz. Sie haben dich mit ihrer kleinen Schwester verheiratet, ja sogar darauf bestanden. Wann wirst du ihnen also endlich diese Tracht Prügel verzeihen, die sie dir verpaßt haben?«
    »Damit war zu rechnen. Doch Warren ist zu weit gegangen, als er meine ganze Schiffsmannschaft hineinzog und uns alle an den Galgen gebracht hätte, wenn es nach seinem Willen gegangen wäre.«
    »Völlig normale Reaktion, wenn man mit so niederträchtigen Piraten konfrontiert wird«, erwiderte Anthony lässig grinsend.
    James hob die Faust gegen seinen ihn hänselnden Bruder, ließ sie jedoch angesichts des Säuglings in seinen Armen wieder sinken. Anthonys Grinsen wurde noch breiter, denn er wußte, daß James am liebsten auf der Stelle eine Rauferei angefangen hätte.
    Doch damit würde er warten müssen. Und Anthony war noch nicht fertig.
    »Wenn ich es richtig verstanden habe«, fuhr er fort, »müß-
    test du den beiden jüngeren Brüdern und George danken, daß Warren seinen Willen nicht durchsetzen konnte.«
    »Ich glaube, es wird Zeit, daß wir wieder einmal gemeinsam nach Knighton’s Hall gehen«, meinte James bedeutungsvoll. »Wir könnten beide etwas Übung brauchen.«
    Anthony brach in Lachen aus. »Um dein Hühnchen zu rupfen? Vielen Dank. Ich halte mich lieber an die Gegner in Knighton.«
    »Aber das ist doch keine richtige Herausforderung für dich, alter Knabe.«
    »Ist mir egal. Meine Frau liebt mein Gesicht so, wie es ist.
    Es würde ihr sicherlich nicht gefallen, wenn meine Nase von deinen Hammerfäusten zu Brei geschlagen würde. Außerdem paßt es mir gar nicht, wenn du deinen Kampfgeist abreagierst, bevor diese Kerle da sind. Ich freue mich geradezu auf diese Schlacht, das kannst du mir glauben.«
    »Du kommst erst gar nicht über meine Schwelle«, brummte James.
    »George läßt mich schon rein«, erwiderte Anthony zuversichtlich. »Sie mag mich.«
    »Sie duldet dich nur, weil du mein Bruder bist.«
    »Und du wirst Gnade vor Recht ergehen lassen, was ihre Brüder betrifft?«
    »Habe ich schon. Schließlich leben sie ja noch, oder?«
    Als James später nach Hause kam, öffnete zu seiner Überraschung Amy die Tür. Er hatte sie seit ihrem ersten Ball in der vergangenen Woche nicht mehr gesehen – zum Glück dem einzigen Ball, an dem er hatte teilnehmen müssen –, doch Georgina hatte erwähnt, daß Amy sie schon vor ein paar Tagen besucht hatte. Und da er nicht geläutet hatte, mußte sie wohl auf ihn gewartet haben, ein Umstand, der ihn sofort alarmierte.
    Aber da er kein Mann war, der zu Überreaktionen oder zu voreiligen Schlüssen neigte, fragte er nur: »Wo ist Henri?
    Oder hat Artie heute Dienst? Habe beim Ausgehen gar nicht drauf geachtet.«
    Henri und Artie hatten während seiner Piratenzeit so lange zu seiner Besatzung gehört, daß sie schon fast wie eine Familie gewesen waren. Als James dann die Maiden Anne verkauf-te, hatten die beiden sich lieber in seinem Haushalt als auf einem unbekannten Schiff anheuern lassen. Man hätte sich kaum zwei gegensätzlichere
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