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Malloreon 3 - Dämon von Karanda

Malloreon 3 - Dämon von Karanda

Titel: Malloreon 3 - Dämon von Karanda
Autoren: David Eddings
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Cyradis ihre Schlüsse aus den Prophezeiungen beider Seiten zieht, und wenn die Prophezeiungen gleichwertig sind, enthalten sie auch gleichwertige Information. Nicht nur das, Cyradis richtet sich wahrscheinlich auch noch nach Prophezeiungen, die nur die Seher kennen. Ich bin ziemlich sicher, daß sie uns nicht zu diesem ›Ort, der nicht mehr ist‹ läßt, ehe alle Bedingungen auf ihrer Liste abgehakt sind.« »Uns nicht läßt?« rief Silk.
    »Unterschätze Cyradis nicht, Silk«, mahnte Belgarath. »In ihr vereinigt sich alle Macht der Dalaser. Das bedeutet, daß sie wahrscheinlich zu Dingen imstande ist, von denen wir nicht einmal träumen würden. Sehen wir die Sache vom Praktischen her: Als wir aufbrachen, hatte Zandramas einen Vorsprung von einem halben Jahr, und wir brachen zu einer sehr anstrengenden und zeitraubenden Reise durch Cthol Murgos auf – aber wir wurden immer wieder aufgehalten.« »Wem sagt Ihr das?« brummte Silk sarkastisch.
    »Ist es da nicht merkwürdig, daß wir trotz all dieser Unterbrechungen die Ostseite des Kontinents eher erreichten, als wir hoffen konnten, und Zandramas nur noch einen Vorsprung von wenigen Wochen hat?« Silk blinzelte, dann kniff er die Augen zusammen.
    »Das gibt einem doch zu denken, oder nicht?« Der alte Mann zog seinen Umhang enger um sich und blickte auf die Schneeschicht ringsum. »Gehen wir hinein«, schlug er vor. »Es ist wirklich nicht sehr gemütlich hier draußen.«
    Hinter den Salzmarschen an der Küste und dem braunen Röhricht, das sich unter der Last des nassen Schnees beugte, erstreckten sich niedrige Hügel, die durch das Schneegestöber nur verschwommen zu sehen waren. Ein schwarzer Holzpier überbrückte die Marsch und reichte weit ins tiefere Wasser hinaus, so daß sie mühelos von Bord des malloreanischen Schiffes gehen konnten. Am Landende des Piers führte eine Wagenfährte zu dem Hügelland, doch der Schnee hatte seine Doppelspur begraben. Der Eunuch Sadi blickte leicht benommen hoch, als sie vom Pier auf den Weg ritten. Behutsam strich er mit den langen Fingern über die geschorene Schädeldecke. »Fühlt sich wie Feenflügel an«, sagte er lächelnd. »Was?« fragte Silk verblüfft.
    »Die Schneeflocken. Ich habe eigentlich noch nie zuvor richtigen Schnee gesehen – nur einmal, als ich ein nördliches Königreich besuchte, und da bloß durchs Fenster. Aber im Freien habe ich ihn noch nicht erlebt. Gar nicht so schlimm, nicht wahr?«
    Silk bedachte ihn mit einem sauren Blick. »Sobald ich eine Gelegenheit habe, kaufe ich Euch einen Schlitten.«
    Sadi blinzelte verwirrt. »Verzeiht mir, Kheldar, aber was ist ein Schlitten?«
    Silk seufzte. »Schon gut, Sadi, es sollte nur ein Witz sein.«
    Auf der Kuppe des ersten Hügels lehnten windschief mehrere Kreuze am Straßenrand. Von jedem hing ein Skelett, noch von vereinzelten Fetzen bedeckt, und Schnee krönte jeden der Totenschädel.
    »Verzeiht meine Neugier, General Atesca«, sagte Sadi sanft und deutete auf die Kreuze, »aber wozu das?«
    »Strategie, Eure Exzellenz«, antwortete Atesca knapp. »Seine Kaiserliche Majestät möchte, daß die Murgos sich von ihrem König abwenden. Sie sollen erkennen, daß Urgit die Ursache ihres Unglücks ist.«
    Sadi schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, daß diese Art von Strategie Erfolg hat. Durch Greueltaten macht man sich seine Opfer nicht geneigt. Ich persönlich zog immer Bestechung vor.«
    »Murgos sind grausame Behandlung gewöhnt.« Atesca zuckte die Schultern. »Das ist das einzige, was sie verstehen.«
    »Warum habt ihr sie nicht vom Kreuz genommen und beerdigt?« fragte Durnik empört mit bleichem Gesicht.
    Atesca blickte ihn lange und fest an. »Sparsamkeit«, antwortete er. »Ein leeres Kreuz sagt nicht viel aus. Nähmen wir sie herunter, müßten wir sie durch neue Murgos ersetzen. Das wird auf die Dauer mühsam, und früher oder später gingen uns die Leute zum Kreuzigen aus. Die Toten hängen zu lassen erzielt seine Wirkung – und ist zeitsparend.«
    Garion tat sein Bestes, so zu reiten, daß er zwischen Ce'Nedra und den abschreckenden Beispielen am Straßenrand war, um ihr den entsetzlichen Anblick zu ersparen. Aber sie ritt ohnehin achtlos weiter, ihr Gesicht wirkte seltsam starr, und ihre Augen waren leer und blicklos. Er warf Polgara einen fragenden Blick zu und sah ihr Stirnrunzeln. Er zügelte sein Pferd, bis er an ihrer Seite ritt. »Was hat sie?« flüsterte er angespannt. »Ich bin mir nicht ganz sicher, Garion«, wisperte sie
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