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Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)

Titel: Malavita: Eine Mafia-Komödie (German Edition)
Autoren: Tonino Benacquista
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nur gegen Bezahlung hineinließen. Doch keine zehn Minuten waren vergangen, da lagen die drei Knaben auf dem Boden. Einer hatte gekotzt, einer krümmte sich vor Schmerzen, und der dritte, der Anführer, heulte wie ein Baby. Morgen früh um acht sollten sie hundert Euro bei Warren abliefern. Der Betrag verdoppelte sich bei Verzug alle zwölf Stunden. Aus Angst vor einem weiteren Wutausbruch dankten sie Warren und senkten den Kopf. Diese drei, das wurde Warren sofort klar, könnten seine gefügigsten Handlanger werden, falls er das wollte. Diesen Fluchtweg musste man seinen Feinden immer offenhalten, falls sie sich ergeben zeigten.
    Hätte er heute Abend nicht die Grundlagen für seine Organisation gelegt, hätte er allein mit seinem Baseballschläger diesen drei Typen gegenübertreten müssen. Und jedem, der sich ihm dabei in den Weg gestellt hätte, hätte er gesagt, dass das Leben ihm keine andere Wahl ließ.
    *
    Maggie betrat den kleinen Supermarkt in der Avenue de la Gare, nahm sich einen roten Einkaufskorb, ging durchs Drehkreuz und hielt nach der Kühlwarenabteilung Ausschau. Ob sie heute Abend Rahmschnitzel mit Champignons machen sollte? Sie liebte es, ihre Familie mit neuen Gerichten zu überraschen. Im Gegensatz zu Frederick passte sich Maggie gerne den örtlichen Gepflogenheiten an. So wie sie sich mit der Architektur und der Lokalpresse auseinandergesetzt hatte, so wollte sie jetzt die regionale Küche kennenlernen, die mürrischen Blicke ihrer Familie nahm sie dafür gerne in Kauf. Reflexartig blieb sie dennoch bei den Nudeln stehen und sondierte das Angebot an Tagliatelle verde, Penne, Spaghetti Nr. 5 und Nr. 7 sowie das Überangebot an Muschel- und Hörnchennudeln. Warum es derart viele verschiedene Nudelarten geben musste, hatte sie nie begriffen. Vorausahnend packte sie ein Päckchen Spaghetti und eine Dose geschälte Tomaten in den Einkaufskorb, sollte es zu Beschwerden ihrer beiden Männer kommen. Bevor sie zur Kasse ging, fragte sie eine Verkäuferin nach Erdnussbutter.
    »Was?«
    »Erdnussbutter. Entschuldigen Sie meine Aussprache.«
    Die junge Frau rief nach dem Geschäftsführer, der sich in seinem blauen Arbeitskittel vor Maggie aufbaute.
    »Erdnussbutter«, wiederholte sie. » Peanut butter .«
    »Ich habe verstanden.«
    Wie jeden Morgen war dieser Mann heute um sechs Uhr aufgestanden, um die Lieferungen in Empfang zu nehmen und sie im Lagerraum abladen zu lassen. Dann hatte er den Arbeitsbeginn seines Personals kontrolliert, es zur Arbeit motiviert und die ersten Kunden begrüßt. Am Nachmittag schauten zwei Großhändler vorbei, er selbst hatte einen Termin bei der Bank. Zwischen vier und sechs hatte er persönlich die Regale mit Schokolade und Keksen aufgefüllt und dabei festgestellt, dass die Nachbestellungen nicht korrekt ausgeführt worden waren. Ein Tag ohne Zwischenfälle, bis diese fremde Frau erschien und nach einem Produkt verlangte, das er nicht hatte.
    »Versetzen Sie sich in meine Lage. Ich kann nicht all die seltsamen Produkte führen, die meine Kundschaft haben will. Tequila, Surimi, frischer Salbei, Büffelmozzarella, Chutney, Erdnussbutter – und was weiß ich noch alles! Im Lagerraum würde das Zeug bis zum Ablauf des Haltbarkeitsdatums vor sich hin faulen.«
    »Es war nur eine Frage. Entschuldigen Sie.«
    Maggie verschwand in den hinteren Teil des Geschäfts. Wegen einer solch belanglosen Sache einen Aufstand verursacht zu haben war ihr peinlich. So wichtig war die Erdnussbutter auch wieder nicht. Ihr Sohn konnte seine Brote mit allem Möglichen bestreichen, sie hatte ihm einfach an seinem ersten Schultag eine kleine Freude machen wollen. Sie verstand den Händler durchaus. Auch ihr gingen die Flausen der Touristen in Bezug auf das Essen auf die Nerven. Ganz zu schweigen von denen, die aus der Nahrung ein Objekt des Heim- oder Fernwehs machten. Der Zirkus, den ihre Landsleute veranstalteten, wenn sie in Paris die Fast-Food-Läden stürmten, nur um sich hinterher zu beklagen, dass das Essen nicht dem entsprach, was sie das übrige Jahr in sich hineinstopften, betrübte sie. Sie sah darin eine entsetzliche Respektlosigkeit gegenüber dem Land, in dem sie zu Gast waren. Dies galt umso mehr für sie, da Frankreich ihnen Unterschlupf gewährt hatte.
    Ohne länger darüber nachzudenken, füllte Maggie weiter ihren Einkaufskorb und blieb kurz bei den Getränken stehen.
    »Erdnussbutter …«
    »Und dann wundern sie sich, dass jeder Fünfte von ihnen kugelrund ist.«
    »Allein
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