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Mala Vita

Mala Vita

Titel: Mala Vita
Autoren: Claudio M. Mancini
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entgegnete Casagrande. »Aber sie hatten es wichtig. Das habe ich gesehen. Ein paar Minuten später sind sie zusammen, ohne mir ein Wort zu sagen, verschwunden.«
    »Einer von der Gegenseite?«
    »Quatsch!«, wehrte Casagrande ab. »Die kennen wir doch alle! Weshalb fragst du?«
    »Geht dich nichts an. Mach die Augen auf! Montoglio hat gerade das Ristorante verlassen. Er müsste jeden Augenblick an deinem Wagen vorbeikommen. Bleib ihm auf den Fersen! Ich will wissen, was er vorhat.«
    »Was soll das?«, protestierte Casagrande lautstark ins Telefon. »Reicht es nicht, wenn ich mir die Knaben des SISDE vom Hals halten muss. Hier wimmelt es nur so von diesen Typen.«
    Fessoni ballte wütend die Faust und schrie unbeherrscht in den Hörer: »Du tust gefälligst, was ich sage! Montoglio scheint auf die andere Seite übergelaufen zu sein.«
    »Er ist was?«
    »Übergelaufen. Wahrscheinlich ist er ein Maulwurf. Er könnte unsere Aktion gefährden. Gut möglich, dass er sich mit unserer Zielperson trifft. Wenn meine Vermutung richtig ist, haben wir ein Problem.«
    Auf der anderen Seite herrschte betroffenes Schweigen.
    »Hast du mich verstanden?«, fragte Fessoni mit eindringlicher Stimme.
    »Ich sehe ihn«, erwiderte Casagrande.
    »Dann lass dich um Himmels willen nicht abhängen! Montoglio ist kein Anfänger …«

[home]
Flirt in Bologna
    C ardone hatte für einen kurzen Moment seinen überschwenglichen Redefluss unterbrochen. Die aufregende Frau an seinem Tisch war zweifellos keine gewöhnliche Frau, dafür war ihr Parfüm zu teuer, die Halskette zu wertvoll und das Kleid zu extravagant. Er ertappte sich dabei, wie er sie unverhohlen anstarrte. Peinlich berührt kramte er in der Tasche nach seiner Zigarettenpackung, während er versuchte, mit einem Lächeln seine Unsicherheit zu überspielen. An seinem plötzlich eintretenden Herzklopfen spürte er, dass diese Frau in seinem Leben eine Rolle spielen würde. Vielleicht die bedeutendste überhaupt.
    Er war fasziniert von dieser rassigen Schönheit, die ihm gegenübersaß. Ihr schmales Gesicht, von langem pechschwarzem Haar umrahmt, das ihr in ungestümen Wellen über die Schultern fiel, hatte einen orientalischen Einschlag, und ihr Anblick trieb ihm die Hitze in die Adern. Das enggeschnittene weiße Kleid betonte ihre körperlichen Vorzüge mit einer Raffinesse, wie sie sich nur ein Meister der Haute Couture ausgedacht haben konnte. Mit gesenkten Lidern zeichneten seine Augen die Linien ihres Körpers nach. Die festen Brüste, ein grandioser Hüftbogen und die schlanken Beine, die in sündhaft teuren Stiefeln steckten, lösten in ihm heimliche Sehnsucht aus. Der Saum des Kleides endete eine Handbreit über ihrem Knie und war an der Seite geschlitzt. Wenn er sich ein wenig zur Seite neigte, was er in Abständen möglichst unauffällig tat, bot sich ihm ein fabelhafter Blick.
    Wie schön das Leben sein kann, dachte Cardone und war wieder einmal davon überzeugt, nirgends anders leben zu wollen als in Bologna. Hier gab es das beste Essen, die schönsten Frauen und das größte kulturelle Angebot Italiens. Sich von den mandelförmigen Augen der stolzen Schönheit loszureißen schien ihm unmöglich. Sie verrieten Leidenschaft und Klugheit, aber auch jene subtil zur Schau getragene Selbstsicherheit einer Frau, die sich ihrer verführerischen Wirkung durchaus bewusst ist.
    Um diese Zeit war die Piazza Maggiore wie immer Ziel vieler Touristen, Studenten und Passanten, die von hier aus in die Gassen des mittelalterlichen Stadtkerns ausschwärmten. Die majestätische Schönheit der Stadt mit ihren prächtigen Palazzi und Kirchen, das Rot der Backsteine und die mit Flusskieseln gepflasterten Plätze übten seit jeher eine einzigartige Anziehungskraft auf die Besucher und auch auf die Menschen aus, die hier lebten.
    Es war schwer, noch einen freien Stuhl in den Cafés und Bistros zu ergattern. Hier herrschte die immerwährende Sehnsucht, zu sehen und gesehen zu werden. Hier trugen Männer dunkle Sonnenbrillen, weitgeöffnete Hemden und Coolness zur Schau. Die Frauen zeigten ungeniert Bein. Cardone nannte Bologna oft Silicon Valley, weil die Frauen so perfekt waren, dass es eigentlich nicht mit rechten Dingen zugehen konnte. Doch die junge Schöne ihm gegenüber strahlte eine klare Natürlichkeit aus, wie sie unverfälschter nicht sein konnte. Sie raubte ihm schlichtweg den Atem.
    Cardone entgingen die bewundernden Blicke der männlichen Gäste an den Nachbartischen nicht, die wie er
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