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Makers

Makers

Titel: Makers
Autoren: Chris Anderson
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Produkt umgewandelt werden. Heute braucht man dafür keine besonderen Programmierkenntnisse mehr, und was man wissen muss, kann man online lernen. Man braucht keine Patente mehr. Mit einem einzigen Tastendruck kann man sein Produkt an Milliarden potenzielle Kunden weltweit »ausliefern«.
    Vielleicht werden viele Menschen darauf aufmerksam, vielleicht auch nicht. Vielleicht entsteht daraus ein Geschäftsmodell, vielleicht auch nicht. Vielleicht wartet ein Topf mit Gold am Ende dieses Regenbogens, vielleicht auch nicht. Entscheidend ist, dass der Weg vom »Erfinder« zum »Unternehmer« heute so kurz ist, dass er kaum noch existiert.
    In Start-up-Fabriken wie Y Combinator werden inzwischen erst Unternehmer trainiert und dann Ideen in Form gebracht. Um in einen der »Gründerkurse« aufgenommen zu werden, reicht praktisch eine PowerPoint-Präsentation. Jeder Teilnehmer bekommt ein Budget, Whiteboards und einen Schreibtisch sowie die Aufgabe, sich innerhalb von drei Wochen etwas Finanzierungswürdiges zu überlegen. Die meisten schaffen es auch. Das spricht nicht nur für den Erfindergeist der Unternehmer, sondern zeigt auch, wie niedrig die Zugangsschranken zum Web sind. In den letzten sechs Jahren hat Y Combinator 300 solcher Start-ups finanziert, die Namen trugen wie Loopt, Wufoo, Xobni, Heroku, Heyzap und Bump. Einige dieser Firmen (darunter DropBox und Airbnb) sind inzwischen mehrere Milliarden Dollar wert. Mein Arbeitgeber, Condé Nast, hateine von ihnen sogar gekauft: Reddit hat inzwischen über zwei Milliarden Seitenzugriffe pro Monat. Mittlerweile wird die Firma vom dritten Team genialer Twens geleitet; für einige von ihnen ist es der erste Job überhaupt, und sie haben im Beruf nie etwas anderes kennengelernt als raketenartigen Erfolg.
    All das geschieht in der Welt der Bits, den Grundbausteinen der digitalen Welt. Das Webzeitalter hat die Bits befreit: Sie werden billig erzeugt und sind billig zu bewegen. Die gewichtslose Wirtschaftlichkeit der Bits hat alles revolutioniert, von der Kultur bis zu den Wirtschaftswissenschaften. Diese Revolution wird das 21. Jahrhundert entscheidend prägen. Die Bits haben die Welt verändert. (Mehr zu diesem Thema sind in weiteren meiner Veröffentlichungen zu finden.)
    Wir leben jedoch überwiegend in einer Welt der Atome, der realen Welt der Orte und Dinge. So groß die Informationsindustrie inzwischen auch sein mag, sie ist immer noch nur ein Nebenschauplatz der Weltwirtschaft. Geschätzte 20 Billionen Dollar Erträge erwirtschaften die Digitalwirtschaft und verwandte Bereiche nach Angaben von Citibank und Oxford Economics. 1 Die Wirtschaft jenseits des Webs bringt es nach derselben Schätzung auf etwa 130 Billionen Dollar. Mit anderen Worten: Die Welt der Atome ist immer noch fünfmal größer als die Welt der Bits.
    Wir haben erlebt, wie die Demokratisierung von Innovationen im Web Unternehmertum und wirtschaftliches Wachstum beflügelt. Kaum vorzustellen, was eine ähnliche Entwicklung in der realen Welt der Dinge auslösen würde. Aber man muss es sich auch gar nicht vorstellen, weil es bereits geschieht. Davon handelt dieses Buch. Die Maker-Bewegung bringt heute schon Tausende Unternehmer hervor, die den Geist des »do it yourself« (DIY) industrialisieren. Meinen Großvater hätte das schöpferische Miteinander bei Open-Source- und anderen Online-Projekten wohl ziemlich verwirrt, aber die Maker-Bewegung hätte ihm bestimmt gefallen. Ich glaube, er wäre stolz gewesen.
Die Geburt eines Makers
    In den 1970er-Jahren verbrachte ich die glücklichsten Sommer meiner Kindheit bei meinem Großvater in Los Angeles. Er wohnte weit weg von meinem Zuhause an der Ostküste, und ich lernte in seiner Werkstatt, mit meinen Händen zu arbeiten. In einem Frühjahr kündigte er an, wir würden einen Viertakt-Benzinmotor bauen, und er habe den Bausatz dafür bereits bestellt. Als ich in jenem Sommer in Los Angeles ankam, wartete die Kiste bereits auf mich. Ich hatte schon einige Modelle gebaut, und so öffnete ich die Kiste in der Erwartung, darin die üblichen durchnummerierten Einzelteile und Montageanleitungen zu finden. Stattdessen lagen darin nur drei Metallblöcke und der Rohguss eines Motorgehäuses. Und eine riesige Blaupause, ein einziges, dreimal gefaltetes Blatt.

    »Wo sind die Teile?«, fragte ich. »Sie sind hier drin«, antwortete mein Großvater und zeigte auf den Metallblock. »Es ist unsere Aufgabe, sie rauszuholen.« Und genau das machten wir in jenem Sommer. Mit
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