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Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)

Titel: Make it count - Gefühlsbeben (German Edition)
Autoren: Carrie Price
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dicht, aber mich sieht man dort eher selten. Dort trifft man die gleichen Gesichter wie hier auf dem Campus. Die Mädchen mit ihren langen, blonden Haaren und ihrem perfekten Make-up, ebenso wie die Jungs in ihren klassischen, rot-weißen Collegejacken, die damit wie eine absurde Herde von Lemmingen aussehen. Dazu passen Kurzhaarschnitt, Zahnpastalächeln und die sich immer wiederholenden Aufreißersprüche. Aber, und das hält mich am Leben, es ist vorhersehbar, ungefährlich – und es tut nicht weh. Hier fühle ich mich sicher, ohne es zugeben zu müssen.
    Jared konnte ich nicht davon überzeugen, mich einige Straßen vorher aussteigen zu lassen, und so begleitet er mich jetzt durch den Flur zu meinem Zimmer. Obwohl ich vehement widersprochen habe, hat er nicht lockergelassen.
    „Schick hier.”
    Das habe ich an meinem ersten Tag hier auch gedacht. Aber alles in allem ist es nicht anders, als sonst wo auch. Nur die hohen Decken und die eindrucksvollen Namen der ehemaligen Studenten auf den Listen sind besonders imponierend. Was ich ihm hoch anrechne, ist die Tatsache, dass er nicht gefragt hat. Obwohl ich spüren kann, dass ihn mein Verhalten von vorhin noch immer ziemlich verwirrt. Wenn ich ehrlich bin, würde ich ihm so gerne alles erklären. Ihm sagen, wie es in mir aussieht, wie viel mir seine Reaktion bedeutet hat. Alles nur, weil er gesehen hat, wie verletzt ich bin. Ohne zu wissen, wieso? Ohne zu fragen. Aber wenn ich ihn einmal so nah an mich ranlasse, wenn ich ihm einmal einen Blick auf alle zertrümmerten Teile meines Innenlebens gestatte, dann …
    „Hör mal, Jared … ab hier kann ich das alleine.”
    Ich bleibe stehen und er tut es mir gleich, auch wenn er es ganz offenbar nicht will. Er war heute einfach plötzlich da. Aus dem Nichts. Und jetzt möchte ich, dass er geht. Ich will ihm nicht so nahe sein, wie ich es bin. Langsam nickt er.
    „Wenn du meinst.”
    Verdammt noch mal, er soll einfach gehen! Ich will nicht Dinge sagen oder tun müssen, die mir leidtun. Ich hasse es, hinter die Fassade verschwinden zu müssen, die mich vor Situationen wie diesen beschützt. Wenn er aber nicht lockerlässt, zwingt er mich dazu, die Lynn zu werden, die mich am Leben hält – und mich vor Abstürzen wie dem jetzigen bewahrt.
    „Gute Nacht.”
    Er macht einen Schritt auf mich zu. Wieso ich ihn nicht aufhalte, weiß ich selber nicht, aber in seiner Nähe scheint mein Körper wie gelähmt. Nur die Hitze schießt durch mein Inneres, als würde ein Feuerspucker in meinem Unterleib das Kommando übernehmen. Jared legt die Arme um mich, sanft und langsam. Er gibt mir Zeit, ihn aufzuhalten, mich zurückzuziehen. Seine Wange streift meine, und obwohl alle Alarmglocken in meinem Kopf sehr laut schrillen, lege auch ich meine um ihn und spüre, wie gut es sich anfühlt, wenn er mich in seinen starken Armen hält. Wie gut sich die Haut an seinem Hals anfühlt. Wie unverschämt gut er riecht, selbst nach einem langen Arbeitstag. Mein Herz trommelt gegen meine Brust und ich kann nur hoffen, dass er es nicht spürt.
    „Pass bitte auf dich auf, Lynn.”
    Ich schließe schnell die Augen, verdränge alle Bilder, Gedanken und Gefühle dorthin, wo ich sie nicht sehen oder fühlen kann. Das gelingt mir sonst mit Leichtigkeit. Nur bei Jared, da bricht alles, was sonst wie eine Festungsmauer wirkt, wie ein Kartenhaus in sich zusammen.
    „Sonst muss ich es tun.”
    Er lehnt sich ein bisschen zurück, bringt nur so viel Abstand zwischen uns, damit er mich ansehen kann. Seine blauen Augen wirken traurig, sein Lächeln matt. Wieso tut er das? Wieso?
    Seine Hand berührt meine Wange und eine sanfte Gänsehaut überzieht meinen Körper. Als ob heute nicht schon genug passiert ist.
    „Versprichst du mir das … ?”
    Seine Stimme ist fast so nah wie seine Lippen, die so verführerisch sind. Noch immer hat er einen Arm um meine Hüfte gelegt und zieht mich langsam näher an sich heran, was ich geschehen lasse. Das Eis ist verdammt dünn, schon meine ich, es knacken zu hören. Das ist ein Fehler. Er ist nicht anders. Oder … ?
    Ich spüre seinen Atem auf meinen Lippen und öffne sie automatisch, so als ob er das Passwort für mich kennt. Als könnte er ohne Widerstand direkt in mein Herz marschieren. Mein Kopf warnt mich, mein Herz hingegen fällt mir förmlich in den Rücken, so aufgeregt klopft es gegen meine Rippen.
    Keinen anderen Mann würde ich so lange, so nah an mich heranlassen. Jared könnte jetzt, in diesem Augenblick,
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