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Maison Aglaia

Maison Aglaia

Titel: Maison Aglaia
Autoren: Peter Hardcastle
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blöde entgegen. Er hupte, doch das Grautier bewegte sich keinen Millimeter von der Stelle, sondern kaute nur auf ein paar Strohhalmen herum, als wolle es sagen: "Versuchs nur, Du dusseliger Autofahrer, ich steh jetzt erst mal hier."
    "Verflixt, der hat uns noch gefehlt!" schimpfte er und drückte ungeduldig auf die Hupe.
    Da er eine kaum befahrene kleine Nebenstraße genommen hatte, kam ihnen auch kein anderes Auto zu Hilfe. Weit und breit war nur der störrische Esel zu sehen.
    "Das haben wir doch gleich!" erklärte Dieter, der Mann, dem nichts zu schwer war. Als wäre er der erfahrenste Eseltreiber von ganz Frankreich, stieg er aus und sprach den Esel an.
    "Alors, Monsieur donkey, würden Sie bittä diesä Straße freimachen?"
    Doch der Esel starrte ihn nur aus blöden Augen an und kaute unbeeindruckt weiter. Norbert Müller stieg nun ebenfalls aus, dachte aber nicht daran, den heftig gestikulierenden und jetzt lauthals brüllenden Dieter zu unterstützen. Stattdessen betrachtete er neugierig eine kleine Mauer aus Feldsteinen und murmelte: "Ungewöhnliche Arbeit. Könnte wichtig sein ..."
    "Norbert!" rief seine Frau schrill und befahl streng: "Komm sofort wieder in den Wagen zurück!"
    Ergeben nickte er, steckte sich aber verstohlen einen Steinbrocken in seine ausgebeulten Jackentaschen. Peter dachte an seinen letzten Krimimord mit dem berühmten "stumpfen Gegenstand".
    Dieter schwang sich plötzlich auf den Esel und versuchte ihn mit einem Stöckchen anzutreiben. Das wirkte sofort. Der Esel hörte auf zu kauen, senkte den Kopf und machte einen Buckel ... und Dieter landete im Straßengraben. Dann trottete der Graue von der Straße und verschwand hinter ein paar Sträuchern. Dieter rappelte sich mit hochrotem Gesicht wieder auf und klopfte seinen staubigen Mantel fluchend ab.
    "Ist Dir was passiert?" fragte Peter besorgt. Sofort dachte Dieter wieder an sein Publikum. Er drehte mitten auf der Straße eine Pirouette und verbeugte sich kopfschüttelnd nach allen Seiten - für Peter ein sicheres Zeichen, dass dieses Eselsabenteuer scheinbar ohne größere Blessuren abgegangen war.
    "Ein wirklich pittoreskes Land. Was man so alles geboten bekommt!" plapperte Armgard Müller auf der Weiterfahrt. Und scheinbar arglos fügte sie mit zuckersüßem Lächeln hinzu:
    "Fast so interessant wie Xaver Huber auf der Kuh. Ich habe noch nie gesehen, wie man einen Esel reitet...“
    "Ich eigentlich auch nicht," brummte Dieter nun verstimmt und rieb sich seinen durchaus schmerzenden Ellenbogen.
    "Wenn ich dieses Eselsvieh wiedersehe, dann werde ich ihm eine Abkühlung verpassen, die er nicht so schnell wieder vergisst!" orakelte er dann noch düster, während die strahlend weißen Mauern von Maison Aglaia hinter einer Straßenbiegung in Sicht kamen.
    "Ah, das Hotel, der Palazzo Aglaia, welch ein Anblick!" jubelte Dieter sofort und vergaß seinen schmerzenden Ellenbogen und das verbogene Selbstbewusstsein für den Augenblick.
    "Das soll es sein?" fragte Armgard Müller mit einer Miene, als wollte sie sagen: Dieser Schuppen kann doch wohl kein Hotel sein!
    Peter ärgerte sich erst kräftig, beschloss dann aber gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Er hatte ja unbedingt Hotelier werden müssen, also durfte er nicht schon beim ersten Gast aus der Haut fahren.      
     

Diesen Blick kann ich nicht missen!
     
    Am späten Nachmittag traf ein weiterer Gast ein - Polizeirat a.D. Josef Meisel aus München. Er begrüßte sie mit einem fröhlichen "Grüaß Gott alle miteinand, i bin der Meisel Seppi!"
    Seinem tannengrünen BMW entnahm er einen alten, aber schönen Schweinslederkoffer und eine große Fototasche mit einem außen befestigten riesigen Objektiv. Da Peter selbst gerne fotografierte und unsere Gäste mit Bild- und Videovorträgen aus eigener Produktion auf die geplanten Ausflüge vorbereiten wollte, freute er sich auf einen "Bruder im Geiste". Der Meisel Sepp bemerkte mein Interesse natürlich sofort meinte ernsthaft: "Ja mei, i kann hoit koa guats Motiv net missen. Da kenn i nix, des muaß auf die Plattn!"
    Der Abend verlief geruhsam. Armgard und Norbert Müller waren von der Bahnfahrt ermüdet und gingen nach ein paar von Beatrice bereitwillig aufs Zimmer gebrachten Sandwiches mit Käse und Schinken, dazu eine Flasche Rotwein, frühzeitig schlafen. Er saß mit dem Meisel Sepp noch eine Weile zusammen und bewunderte seine Fotoausrüstung. Dabei erzählte er mit viel Selbstironie von einer Fotosafari durch Indonesien, wo ihn
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