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Mailverkehr für Fortgeschrittene

Mailverkehr für Fortgeschrittene

Titel: Mailverkehr für Fortgeschrittene
Autoren: Mela Wolff
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Nicht, weil mir nichts einfiel. Sondern weil ich noch nicht betrunken genug war, um mit einem Fremden über meine geheimsten sexuellen Wünsche und Sehnsüchte zu reden. Aber deshalb war ich hier, oder nicht?
    Vorsichtig fing ich an. Beschrieb, wie es mich angemacht hatte, gefesselt zu sein, geschlagen und genommen zu werden. Er nickte.
    »Ich verstehe.« Mit den Augen folgte er meinem Blick in die Ecke. Dort hingen diverse Folterinstrumente an der Wand. Seile, Peitschen, Stäbe. Aber auch eine Art Latte aus Holz mit einem großen und zwei kleinen Löchern. Ich versuchte schon die ganze Zeit, herauszufinden, wozu man sie benutzte. Falk stellte sein Glas zur Seite, stand auf und ging hinüber zur Wand. Zeigte fragend auf das Holzding. Ich nickte. Er nahm es vom Haken, kam zu mir zurück und öffnete es. Es war eine Art überdimensionale Zange, die er behutsam um meinen Hals legte, und dann musste ich die Arme anwinkeln und die Hände nach oben halten. Die beiden kleinen Löcher waren für meine Gelenke.
    Falk klappte das Ding zu und schloss es ab. Ich bekam kaum noch Luft. Außerdem war die ganze Angelegenheit auch noch verteufelt schwer.
    »Das ist ein Folterinstrument aus dem Mittelalter«, verkündete Falk. »Für verstockte Hexen.«
    Ich fühlte mich tatsächlich sehr hilflos und sehr ausgeliefert. Es machte mich jedoch nicht im Geringsten an.
    »Du scheinst kein Freund von Mittelalterspielen zu sein«, stellte Falk fest.
    »Nimm mir das Ding ab, bitte.«
    Er tat es sofort. Ging hinüber an die Wand und hing das schreckliche Teil wieder auf.
    Vor meinem geistigen Auge liefen Mittelalterfilme ab. Männer, die Frauen quälten, vergewaltigten, verbrannten. Das war kein Spiel. Jedenfalls war es nicht mein Spiel. In diesem Moment begriff ich: Fesseln waren nicht gleich Fesseln.
    Ich genehmigte mir noch einen Schluck Wein.
    Urplötzlich war es wieder da: dieses komische Gefühl, beobachtet zu werden. So wie vor ein paar Tagen in dieser Hotelbar. Ich sah mich um.
    Unter dem Fleischerhaken an der Decke wurde gerade eine nackte Frau kunstvoll verschnürt. Sie hatte die Augen geschlossen, war der Welt entrückt. Der Bindfadenmeister arbeitete konzentriert. Ein Pärchen in der Ecke, er mit Halsband, sie führte die Leine, trank Wein. Beide waren nur mit sich selbst beschäftigt. Ein Mann an einem der Tische, allein. Saß mit dem in eine schwarze Lederjacke gehüllten Rücken zu mir gedreht da und starrte die verschnürte Nackte an. Hatte er sich gerade bewegt? Sich umgedreht, nachdem er mich angesehen hatte? Der Mann hatte breite Schultern und kurze dunkle Haare. Ich mochte diesen Rücken. Wollte das Gesicht sehen, das dazugehörte.
    Falk küsste mich.
    »Nicht viel los hier heute Abend. Wollen wir zu Dir fahren?«, schlug er vor.
    Unvorsichtig. Verrückt. Aber ich wollte es. Ich wollte es so sehr.
    Falk lächelte.
    »Wir machen nichts, was Du nicht möchtest.«
    Es ging ganz schnell. Eben waren wir noch an der Bar, im nächsten Augenblick schon führte er mich durch einen Pulk von Neuankömmlingen hinaus und zu seinem Auto.
    Und dann fuhren wir zu mir …
    H.
    Betrifft: Wunderland
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 23. 11. 2012 17:23
    Hallo Alice,
    willkommen daheim.
    Bin erleichtert, wieder von Dir zu hören.
    Du bist unglaublich mutig. Und unglaublich dumm.
    Schleppst gleich den ersten Kerl, der Dir über den Weg läuft, mit nach Hause?
    Vielleicht hättest Du nicht so schnell aus dem Gargoyle verschwinden sollen. Da geht es oft erst nach Mitternacht richtig los.
    Und warum hast Du Deinen Bericht so abrupt abgebrochen, jetzt, wo es spannend wird?
    Ich will alles wissen.
    Mike
    Betrifft: Spannung
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 23. 11. 2012 18:06
    Mike,
    so etwas nennt man Cliffhanger. Ein Kapitel da zu beenden, wo es spannend wird, um die Leser schön bei der Stange (oder der Peitsche) zu halten.
    Klappt ganz gut, findest Du nicht? ;-)
    Kaum waren wir bei mir angelangt, übernahm Falk auch schon das Kommando.
    »Stell Dich hierher, Gesicht zur Wand. Hände an die Wand. Spreiz die Beine. Po raus. So ist es gut.«
    Hinter mir zischte es durch die Luft. Ich hatte ihm von meiner Reitgerte erzählt (ein Vermächtnis von Charly). Ich fing an zu zittern vor Erregung, mein Atem hallte mir in den Ohren wider.
    »Hast Du einen Tanga?«
    Wie bitte? Er hatte Unterwäschewünsche? Ich schüttelte den Kopf.
    »Schöne Wäsche?«
    Gott sei Dank hatte ich eingekauft.
    »Einen Spitzenbody«, stieß ich hervor.
    Hätte ich auch anziehen können
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