Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mailverkehr für Fortgeschrittene

Mailverkehr für Fortgeschrittene

Titel: Mailverkehr für Fortgeschrittene
Autoren: Mela Wolff
Vom Netzwerk:
­U-Bahn … Ich weiß nicht. Ist irgendwie komisch. So … luftig. So ungeschützt … So … aufregend.
    Ich geh jetzt. Bis später!
    Hannah
    Betrifft: Run for cover
    Von: Gruber Bestattungen
    Datum: 05. 12. 2012 20:47
    Hey, Hannah!
    Hast Du denn gar nichts gelernt? Nie allein in eine fremde Wohnung gehen, schon gar nicht beim ersten Date. Man sollte sich bei solchen Treffen immer covern lassen. ’ne gute Freundin oder ein Freund. Sag ihm wenigstens, dass es jemanden gibt, der weiß, wo Du bist.
    Und wozu noch die Recherche? Kannst es doch mit dem Schreiben, das hast Du bewiesen. Mach lieber weiter. So ein Roman schreibt sich nicht von allein, und Du willst doch endlich Geld verdienen.
    Mike
    PS: Trotz allem: sexy Gedanke, Du auf der Straße ohne Slip …
    Betrifft: Geschichte der H.
    Von: H. Zimmermann
    Datum: 06. 12. 2012 21:38
    Hallo Mike,
    reg Dich ab, bin wieder zu Hause. Nehme mal an, Du willst trotzdem wissen, wie es war? Na klar. Also: Jean hat eine große Wohnung im Hinterhof, zweiter Stock. Weiße Wände, abgezogene Dielen. Schöne Schwarz-Weiß-Fotos im Flur von kunstvoll gefolterten Frauen. Ich wurde ins Wohnzimmer geführt. Sah zuerst die schweineteuer wirkende Hi-Fi-Anlage – glänzendes Silber, riesige Boxen. Eine dunkle, heisere Stimme erklang daraus und drohte: »Ich hol mir Dein Herz heut Nacht!«. Ich bekam Gänsehaut (das ist übrigens von Eisbrecher: »Herzdieb«).
    Jean war kleiner als ich dachte. Und älter. Er hatte so gar nichts an sich von diesem Kuhwiesenbild aus dem Internet, worüber ich sehr froh war. Jean wirkte eher wie ein braver Bürger. Leicht ergraut, Brille, Jeans und dunkelgraues Hemd. Unscheinbar … auf den ersten Blick. Aber jede seiner Bewegungen war beherrscht, kraftvoll, zielstrebig. Ein Mann, der genau wusste, was er wollte. Und der es auch bekommen würde. Früher oder später.
    Jean wies mir einen Platz auf dem schwarzen Ledersofa zu. Ich setzte mich brav, er bezog Posten am Fenster.
    Ich wurde nach meinen Erfahrungen befragt. Hab ihm brav erzählt, was ich bisher so alles erlebt habe. Er schien wenig beeindruckt. Seine Augen … Er hat mich keine Sekunde lang unbeobachtet gelassen. Diese Augen … Grau, kühl, abwartend.
    Ich bekam Rotwein, und er erzählte mir, wie sich eine gehorsame Sklavin zu verhalten hat. Sie darf zum Beispiel nie auf dem Sofa oder einem Stuhl sitzen, immer nur auf dem Fußboden, zu seinen Füßen. So hat es auch seine alte Sklavin gemacht. Er hat mit ihr telefoniert, sie kontrolliert. Ihr Aufgaben gestellt, die sie zu erfüllen hatte. Einmal, da hatte sie einen Urlaub gebucht. Vierzehn Tage. Das war ihm zu lang, und sie hat seine Missbilligung gespürt. Sie ging ins Schlafzimmer, kam mit der Peitsche zurück. Überreichte sie ihm, kniete sich hin und forderte Bestrafung. Bekam sie auch. Konnte im Urlaub leider keinen Badeanzug tragen …
    In meinem Magen flatterte ein ängstlicher Schmetterling. War es das, was ich wollte?
    »Steh auf«, befahl er.
    Ich stellte mein Glas ab und gehorchte.
    »Bück Dich.«
    Er trat hinter mich, zog mein Kleid hoch, strich sanft über meine nackte Haut.
    »Bleib stehen.«
    Er verschwand im Zimmer nebenan.
    Kam mit sage und schreibe drei Peitschen wieder. Eine neunschwänzige Katze. Eine Art Gerte. Und dann noch so eine ganz schmale, dünne Peitsche, die sehr harmlos aussah. Jean ließ die Peitsche durch die Luft sausen, ich atmete hörbar ein. Das gefiel ihm. Dann trat er hinter mich … Er hielt sich nicht mit Kinkerlitzchen auf. Kein Codewort, kein langsames Herantasten. Er schlug zu, schnell hintereinander, kräftig, schmerzhaft. Keiner der anderen Männer hatte mich so stark geschlagen. Ich japste nach Luft, bekam eine kurze Pause. Dann schob Jean meine Oberschenkel weiter auseinander. Und ehe ich noch begriff, was geschah, hatte er die neunschwänzige Katze mit Wucht zwischen meine Beine gehauen.
    Offen, ungeschützt, vertrauensvoll war ich zu ihm gekommen. Dumme Kuh. Ich hüpfte vom Teppich, schrie laut, ich konnte nicht anders. Es tat schrecklich weh. Ich finge an, zu weinen. Und nahm brav meine Position wieder ein. Warum?
    Er hockte sich vor mich hin, sah mir in die Augen.
    »Das hält nicht jede aus. Du bist stark. Setz Dich.«
    Ich beschloss, den Fußboden sein zu lassen und wählte das Sofa. Das hatte ich mir verdient.
    »Trink.«
    Lieber Sodbrennen als noch mal die Peitsche in meinem empfindlichsten Körperteil. Warum war ich immer noch hier? Ich konnte gehen, jederzeit. Er würde mich nicht
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher