Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Maigret und das Verbrechen in Holland

Maigret und das Verbrechen in Holland

Titel: Maigret und das Verbrechen in Holland
Autoren: Georges Simenon
Vom Netzwerk:
dummen Bauernmädchen, das immer nur lacht und nichts von dem, was ich sagte, verstanden hat. Dann folgten die Wienands, Any, und der Schüler von Popinga, irgend so ein blasser Junge.«
    »Sie kamen vor dem Haus an.«
    »Man hat Ihnen sicher erzählt, daß ich von der Ve r antwortlichkeit der Verbrecher gesprochen habe. M a dame Popingas Schwester, die gerade ihr Jurastudium beendet hat und sich nach ihrer Rückkehr als Anwältin niederlassen will, hat mich nach ein paar Einzelheiten gefragt. Dabei kamen wir auf die Rolle des Anwalts in einem Kriminalfall zu sprechen. Dann ging es um die Kriminologie, und ich erinnere mich, daß ich ihr em p fahl, die Bücher des Wiener Professors Grosz zu lesen. Ich vertrat die These, daß ein strafloses Verbrechen abs o lut unmöglich sei. Ich sprach von Fingerabdrücken, von der Analyse jedes kleinsten Hinweises, von Schlußfolg e rungen … Conrad Popinga dagegen wollte durchaus, daß ich Radio Paris zuhörte!«
    Maigret lächelte unmerklich.
    »Er schaffte es! Man spielte Jazzmusik. Popinga holte eine Flasche Kognak und war erstaunt, einen Franzosen anzutreffen, der keinen trank. Er selber und auch das Bauernmädchen tranken ganz schön. Sie waren ziemlich lustig … Sie tanzten …
    ›Wie in Paris!‹ jubelte Popinga.«
    »Sie mochten ihn nicht?« bemerkte Maigret.
    »Ein großer Junge ohne Interessen! Wienands dag e gen hörte uns zu, obwohl er sich mit Mathematik befaßt … Ein Baby hat dann geweint. Die Wienands sind gega n gen … Das Bauernmädchen war ziemlich angehe i tert. Conrad schlug vor, sie nach Hause zu bringen, und beide fuhren mit den Fahrrädern los. Madame Popinga brachte mich auf mein Zimmer. Ich ordnete in meinem Koffer ein paar Papiere. Ich wollte mir ein paar Notizen für ein Buch machen, das ich vorbereite, als ich einen Schuß hörte, so nahe, daß ich hätte glauben können, es würde in meinem Zimmer geschossen. Ich stürzte nach dra u ßen. Die Tür zum Bad stand halb offen. Ich stieß sie auf. Das Fenster war sperrangelweit offen. Jemand röchelte im Garten, in der Nähe des Fahrradschuppens …«
    »War Licht im Bad?«
    »Nein. Ich habe mich zum Fenster hinausgebeugt. Dabei fühlte ich unter meiner Hand den Lauf eines R e volvers, den ich automatisch ergriff. Ich sah undeutlich eine ausgestreckte Gestalt neben dem Schuppen. Ich wollte hinuntergehen. Ich stieß mit Madame Popinga zusammen, die fassungslos aus ihrem Zimmer kam. Wir sind beide die Treppe hinuntergelaufen und waren noch nicht durch die Küche, als Any uns einholte, die so au f geregt war, daß sie im Unterrock herunterkam … Sie werden das besser verstehen, wenn Sie sie kennengelernt haben.«
    »Popinga?«
    »Schon beinahe tot … Er schaute uns mit großen, verwirrten Augen an und hatte eine Hand auf die Brust gepreßt … Als ich ihn hochheben wollte, wurde er starr … Er war tot, eine Kugel in der Brust.«
    »Ist das alles, was Sie wissen?«
    »Man hat die Polizei und den Arzt gerufen. Man hat Wienands angerufen, der kam und uns half … Ich spü r te eine gewisse Verlegenheit … Ich vergaß, daß man mich mit dem Revolver in der Hand gesehen hatte … Die Polizisten haben mich daran erinnert, eine Erkl ä rung von mir verlangt. Sie haben mich höflich gebeten, mich zu ihrer Verfügung zu halten.«
    »Das war vor einer Woche?«
    »Ja. Ich bemühe mich, das Problem zu lösen, denn es ist eines! Sehen Sie sich diese Blätter an!«
    Maigret klopfte seine Pfeife aus, ohne die Papiere e i nes Blickes zu würdigen.
    »Sie verlassen das Hotel nicht?«
    »Ich könnte es, aber ich tue es nicht, um jeden Zw i schenfall zu vermeiden. Popinga war bei seinen Schülern sehr beliebt, und man begegnet ihnen dauernd.«
    »Hat man irgendein Indiz gefunden?«
    »Ach ja, entschuldigen Sie! Any, die ihrerseits Unte r suchungen anstellt und hofft, darin erfolgreich zu sein, auch wenn es ihr noch an Erfahrung fehlt, bringt mir von Zeit zu Zeit Informationen. Zuvor müssen Sie wi s sen, daß die Badewanne mit einem Holzdeckel zug e deckt werden kann und dadurch in einen Bügeltisch umgewandelt wird. Am nächsten Tag hat man diesen Deckel hochgehoben und eine alte Seemannsmütze g e funden, die noch nie im Haus gesehen worden war. Im Erdgeschoß wurde nach langem Suchen auf dem E ß zimmerteppich ein Zigarrenstummel aus ganz schwa r zem Tabak gefunden, ich glaube eine Manila, wie sie weder Popinga noch Wienands noch der Schüler rauchte … Und ich rauche nie … Nun war aber das Eßzimmer gleich nach
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher