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Maigret bei den Flamen

Maigret bei den Flamen

Titel: Maigret bei den Flamen
Autoren: Georges Simenon
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…«
    »Aber …«
    »Nichts aber! Man wird versuchen, den Mann festzunehmen, wenn es nicht schon inzwischen geschehen ist. Aber er kann sich natürlich verteidigen, indem er zum Beispiel behauptet, daß er den Mantel und den Ha m mer nur gefunden und aufbewahrt hat, ohne zu wissen, um was es sich handelte. Ebenso kann er auch sagen, er sei aus Angst geflüchtet. Schließlich hat er schon mehrfach schlechte Erfahrungen mit der Justiz gemacht, und er weiß, daß man ihm nicht so leicht glauben wird wie einem anderen …«
    »Aber das ist doch nicht stichhaltig! Damit kommt er doch nicht durch!«
    »Auch eine Anklage ist längst nicht immer stichhaltig, ebensowenig wie die Verteidigung. Man könnte auch andere beschuldigen … Wissen Sie, was ich heute mittag erfahren habe? Daß Gérard, der Bruder von Germaine, seit e i nem Monat nicht mehr weiß, wie er aus der dummen Geschichte heraus kommen soll, in die er sich hineinmanövriert hat. Er hat überall Schulden. Schlimmer noch: Man hat ihn überführt, Geld aus der Kasse geno m men zu haben, und bis der ganze Betrag zurückerstattet ist, zieht man ihm jeden Monat die Hälfte von seinem Gehalt ab …«
    »Ist das wahr?«
    »Von da ist es nicht weit zu dem Verdacht, er habe seine Schwester verschwinden lassen, um Schadenersatz kassieren zu können …«
    »Das wäre ja entsetzlich!« seufzte Madame Peeters, die bei dieser Unterhaltung nicht weiteressen konnte.
    »Sie haben ihn doch gut genug gekannt!« sagte Maigret und drehte sich zu Joseph um.
    »Vor längerer Zeit trafen wir uns gelegentlich …«
    »Vor der Geburt des Kindes, nicht wahr? Sie haben ein paarmal gemeinsame Ausflüge gemacht. Wenn ich mich nicht irre, war Ihre Schwester Anna sogar dabei, als Sie gemeinsam zu den Grotten von Rochefort …«
    »Tatsächlich?« fragte Madame Peeters erstaunt und wan d te sich ihrer Tochter zu. »Davon wußte ich ja gar nichts!«
    »Ich kann mich nicht erinnern!« sagte Anna, die seelenruhig weiteraß und dem Kommissar fest in die Augen sah.
    »Das ist auch nicht so wichtig … Aber was wollte ich eigentlich sagen? Geben Sie mir noch ein Stück Torte, Mademoiselle Anna? Nein, nicht von der Obsttorte, ich bleibe Ihrer vorzüglichen Reistorte treu. Haben Sie sie gemacht?«
    »Ja, das hat sie!« beeilte sich ihre Mutter zu bestätigen.
    Und plötzlich herrschte Schweigen, weil Maigret nichts mehr sagte und keiner sich traute, das Wort zu ergreifen. Man hörte nur, wie einige weiterkauten. Der Kommissar ließ seine Gabel zu Boden fallen und mußte sich nach ihr bücken. Dabei sah er, daß Marguerite ihren eleganten Schuh auf Josephs Fuß ruhen ließ.
    »Inspektor Machère ist ein tüchtiger Bursche!«
    »Sehr intelligent kommt er mir aber nicht vor«, bemerkte Anna gedehnt.
    Maigret lächelte ihr komplizenhaft zu.
    »Die wenigsten Leute sehen intelligent aus! Wenn ich zum Beispiel jemanden vor mir habe, von dem ich gla u be, daß er der Täter sein könnte, dann lege ich es darauf an, den Dummen zu spielen …«
    Es war das erste Mal, daß Maigret sich zu einer Beme r kung hinreißen ließ, die als vertraulich gelten kon n te.
    »Aber Ihre Stirn können Sie nicht verändern!« warf Dr. van de Weert ebenso rasch wie höflich ein. »Und für jemanden, der sich ein bißchen mit Phrenologie b e schäftigt hat … Ich möchte zum Beispiel wetten, daß Sie furchtbar jähzornig sein können.«
    Endlich wurde die Kaffeetafel aufgehoben. Der Kommissar schob als erster seinen Stuhl zurück, nahm seine Pfeife und machte sich daran , sie zu stopfen.
    »Wissen Sie, was Sie tun sollten, Mademoiselle Marguerite? Sie sollten sich ans Klavier setzen und uns So l veigs Lied vorspielen …«
    Sie zögerte und sah Joseph hilfesuchend an, während Madame Peeters murmelte:
    »Sie spielt so gut! Und singen kann sie …«
    »Ich bedaure nur eins: daß Mademoiselle Maria wegen ihrer Verstauchung nicht unter uns sein kann. He u te, an meinem letzten Tag …«
    Anna blickte ihn überrascht an.
    »Reisen Sie schon ab?«
    »Heute abend … Ich bin schließlich nicht im Ruhestand. Außerdem bin ich verheiratet, und meine Frau wird langsam ungeduldig …«
    »Und Inspektor Machère?«
    »Ich weiß nicht, was er vorhat. Ich nehme an …«
    Die Ladenglocke läutete. Man hörte eilige Schritte, und dann klopfte jemand heftig an die Tür.
    Es war Machère selbst, und er schien sehr aufgeregt zu sein.
    »Ist der Kommissar hier?«
    Er hatte ihn nicht gleich gesehen, so erstaunt war er, in ein richtiges
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