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Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Maigret - 43 - Hier irrt Maigret

Titel: Maigret - 43 - Hier irrt Maigret
Autoren: Georges Simenon
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überwachen.«
    Maigret hatte recht. Die Wirtin wußte Bescheid. Auch sie hatte die Zeitung auf dem Tisch liegen, aber sie hatte die Louise Filon, von der darin die Rede war, nicht mit der Lulu, die sie kannte, in Verbindung gebracht. Im übrigen berichtete die Morgenausgabe nur folgendes:
     
    In einem Appartement in der Avenue Carnot wurde heute morgen eine gewisse Louise Filon, erwerbslos, von ihrer Putzfrau tot aufgefunden. Sie ist durch einen aus unmittelbarer Nähe abgefeuerten Revolverschuß getötet worden. Diebstahl scheint als Motiv des vermutlich gestern abend verübten Verbrechens nicht in Frage zu kommen. Kommissar Maigret hat die Untersuchung persönlich in die Hand genommen und verfolgt, wie wir zu wissen glauben, bereits eine bestimmte Spur.
     
    Pierrot arbeitete im Grelot, einer kleinen Tanzbar in der Rue Charbonnière, fast an der Ecke des Boulevard de la Chapelle. Wenn es auch dasselbe Quartier war, so war es doch dessen unsicherster, am wenigsten einladender Teil. Schon auf dem Boulevard de la Chapelle stieß Janvier auf Araber, die trotz des Regens auf der Straße herumlungerten. Daneben sah man noch andere Männer und auch Frauen, die jetzt, am hellichten Tag, ganz gegen die Vorschriften, vor den Hotels auf Kundschaft warteten.
    Das Grelot war lila gestrichen, und abends brannte darin wahrscheinlich auch lila Licht. Um diese Zeit befand sich kein Mensch im Lokal, außer dem Wirt, der in Gesellschaft einer älteren Frau -vielleicht der seinigen – zu Mittag aß. Janvier, der die Tür hinter sich geschlossen hatte und auf den Wirt zuging, merkte, daß der Mann seinen Beruf auf Anhieb erraten hatte.
    »Was wollen Sie? Wir machen erst um fünf auf.« Janvier zeigte seine Dienstmarke; der andere verzog keine Miene. Er war kurz und breit gebaut; Nase und Ohren waren die eines ehemaligen Boxers. Über der Tanzfläche befand sich eine Art Balkon, der aussah, als wäre er an die Wand gehängt worden, und zu dem die Musiker vermutlich über eine Leiter hinaufgelangten.
    »Was wollen Sie?«
    »Ist Pierrot hier?«
    Der Wirt blickte sich im leeren Saal um und antwortete nur:
    »Sehen Sie ihn irgendwo?«
    »Ist er heute nicht gekommen?«
    »Er fängt erst abends um sieben an. Manchmal kommt er so gegen vier oder fünf zu einer Kartenpartie vorbei.«
    »Hat er gestern abend gearbeitet?«
    Der Mann und die Frau sahen sich an, und Janvier begriff, daß gestern abend etwas passiert sein mußte.
    »Was hat er getan?« erkundigte sich der Wirt vorsichtig.
    »Vielleicht gar nichts. Ich will ihm nur ein paar Fragen stellen.«
    »Warum?«
    Der Inspektor setzte jetzt alles auf eine Karte.
    »Weil Lulu tot ist.«
    »Was! Was sagen Sie da?«
    Seine Überraschung war echt. Übrigens war nirgends eine Zeitung zu sehen.
    »Seit wann?«
    »Seit heute nacht.«
    »Was ist mit ihr passiert?«
    »Sie kennen sie?«
    »Früher war sie hier Stammgast. Sie war fast jeden Abend da. Ich meine natürlich, vor zwei Jahren.«
    »Und jetzt?«
    »Sie kam ab und zu, um einen Schnaps zu trinken und der Musik zuzuhören.«
    »Wie spät war es, als Pierrot gestern abend zwischendurch wegging?«
    »Wer hat Ihnen gesagt, daß er fort war?«
    »Die Concierge aus der Avenue Carnot, die ihn gut kennt, hat gesehen, wie er ins Haus ging und eine Viertelstunde später wieder herauskam.«
    Der Wirt schwieg eine ganze Weile und schien zu überlegen, wie er sich verhalten sollte. Auch ihn hatte die Polizei schließlich in der Hand.
    »Ich möchte wissen, was mit Lulu passiert ist.«
    »Sie ist ermordet worden.«
    »Bestimmt nicht von Pierrot!« gab er mit Überzeugung zurück.
    »Ich habe nicht gesagt, daß es Pierrot war.«
    »Was wollen Sie dann von ihm?«
    »Ich brauche ein paar Auskünfte. Sie behaupten also, er hätte gestern abend hier gespielt?«
    »Ich behaupte nichts. Ich sage die Wahrheit. Um sieben Uhr war er da oben und hat gespielt.«
    Er zeigte auf die Estrade.
    »Aber gegen neun ist er dann weggegangen?«
    »Er wurde angerufen. Um neun Uhr zwanzig.«
    »Von Lulu?«
    »Das weiß ich nicht. Wahrscheinlich.«
    »Aber ich weiß es«, sagte die Frau. »Ich stand neben dem Apparat.«
    Es gab keine Telefonzelle in dem Lokal; der Apparat war in einer Mauernische neben der Tür zur Toilette.
    »›Ich komme sofort‹, hat er zu ihr gesagt. Und dann zu mir:
    ›Melanie, ich muß schnell zu ihr hinüber!‹
    Ich habe ihn gefragt: ›Ist etwas nicht in Ordnung?‹
    Und er hat geantwortet: ›Es sieht so aus.‹
    Er ist dann nach oben gegangen, um
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