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Magyria 02 - Die Seele des Schattens

Titel: Magyria 02 - Die Seele des Schattens
Autoren: Lena Klassen
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dass es leicht wird«, meinte sie, auch wenn es nicht ganz das traf, was sie so sehr beunruhigte. Sie hatte die Schatten gesehen. Einen Schatten kannte sie, einen einzigen, der es verstanden hatte, ihr Herz zu umgarnen und sie alle Vorsicht und jede Vernunft vergessen zu lassen. Wenn sie an Mattim dachte und an seine süßen Küsse, wurde ihr heiß und kalt und die Welt verlor an Konturen. Mattim war ein Schatten geworden, um das Geheimnis der Feinde aufzudecken, und so wie es aussah, hatte er genau das getan. Und dennoch …
    Wie konnte einer, der angeblich für das Licht kämpfte, sich weigern, die Pforte zu schließen, solange die übrigen Schatten sich auf der anderen Seite befanden? Wenn sie die Treffen mit ihm überdachte, wurde sie das Gefühl nicht los, dass er einige entscheidende Dinge vor ihr verborgen hatte. Ihm zu trauen war so verführerisch einfach. Es war wie damals, als er noch ein Mensch gewesen war, Prinz des Lichts und Mitglied der Nachtpatrouille. Sich in ihn zu verlieben war Mirita ganz selbstverständlich vorgekommen, geradezu unausweichlich. Wie hätte sie ihn nicht lieben können, so hübsch und charmant, wie er war? Wie hätte sie ihm nicht ihr Herz schenken können, wenn er mit ihr seine Pläne besprach, wenn er sie behandelte wie eine Gleichgestellte, wie eine echte Freundin, obwohl er der Thronerbe war und sie nichts weiter als eine kleine Bogenschützin?
    Genau so war es auch jetzt. Alles in ihr rief danach, ihm zu vertrauen. Dahinzuschmelzen, ihm jedes Wort zu glauben und aufzugehen in den Träumen von ihm … gerade deshalb zwang sie sich zur Vorsicht. Auch mit ihrer Seele musste sie umgehen wie die beste Bogenschützin von Akink. Sie richtete ihren Blick auf die Stelle, die am meisten schmerzte, ließ den Pfeil fliegen und traf sich selbst mitten in die Wunde.
    »Die Informationen über die Schatten hat König Farank von einem der Ihren«, sagte sie. »Genau das ist das Problem.«
    »Ach, Mirita!« Piet schüttelte lächelnd den Kopf. »Wie ernst du immer bist, wie misstrauisch! Meinst du nicht, der König von Magyria kann am besten entscheiden, wem er Glauben schenkt und wem nicht? Das Licht vermag Wahrheit und Lüge zu unterscheiden, und die Lüge verbrennt unter den Strahlen des hellen Lichts. Ist es nicht so? Du musst dem Herrscher vertrauen. Und wenn du dazu nicht in der Lage bist, musst du ihm immer noch gehorchen.«
    Er grinste plötzlich. »So wie du mir vertrauen und gehorchen wirst, wenn wir erst verheiratet sind.«
    Wütend funkelte Mirita ihn an. Seit der junge Mann in die Patrouille aufgenommen worden war, hatte er angefangen, ihr den Hof zu machen. Er war ein netter Kerl, mit dem man Pferde stehlen konnte, und es wäre ein Vergnügen gewesen, mit ihm zu arbeiten, wenn er ihr nicht andauernd seine übergroße Liebe gestanden hätte.
    Piet zwinkerte ihr belustigt zu und wedelte mit der Fackel. »Wir schaffen das schon. Wir schlagen die Feinde in die Flucht, holen den Tag zurück, und dann lassen wir die Hochzeitsglocken läuten, was meinst du?«
    Wir holen den Tag zurück … Mattim, das war der Tag. Mattim, der so viel Licht in sich getragen hatte, dass die Welt sich mit seinem Weggang verdunkelt hatte. Niemand wusste, dass Königin Elira Mirita die Ehe mit dem Prinzen versprochen hatte, wenn es ihr nur gelang, ihn zur Vernunft zu bringen. Sie hatte es nicht geschafft. Trotzdem war diese Liebe nicht umzubringen, trotzdem konnte sie nicht aufhören zu träumen. Wenn er zurückkehrte, geheilt , irgendwie … als wäre er ein Kranker, den nichts Schlimmeres als eine üble Grippe plagte. Dabei war es die Finsternis selbst. Mattim zu lieben war, als würde man einen Toten lieben.
    Sie wünschte sich, sie wäre in der Lage gewesen, diese Liebe abzustreifen, sie von sich zu schleudern wie einen Pfeil, den man auf die Bogensehne legte und fliegen ließ. Wie oft hatte sie das nicht schon getan! Danach hatte sie jedes Mal den Pfeil gesucht und wieder aufgehoben, diesen Pfeil, auf den sie ihren und Mattims Namen geschrieben hatte.
    »Wenn das Licht erst zurückgekommen ist«, plauderte Piet weiter, »dann könnten wir Akink den Rücken kehren und die vergessenen Städte besuchen und …«
    »Du willst Akink den Rücken kehren?«, unterbrach ihn Mirita. »Da hast du den Beweis, dass wir nicht zusammenpassen. Ich habe nicht vor, jemals hier wegzugehen. Außerdem«, fügte sie leiser hinzu, »wie könnte das Licht zurückkommen? Selbst wenn wir die Schatten dauerhaft vertreiben – es
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