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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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nach unten sackte. Die Familie fuhr los, vorbei an dem anderen FBI-Fahrzeug, mit dem Colby abgeholt worden war. »Es ist nur zu deiner eigenen Sicherheit, dass du mitkommen sollst«, sagte er.
    »Das heißt also: nein?« Colbys Augen bohrten sich in seine. Sie war eine energische Frau, das gehörte zu den Eigenschaften, die Magnus an ihr liebte, aber so entschlossen hatte er sie noch nie gesehen. »Nein?«
    Magnus nickte. »Nein.«
    Colby schürzte die Lippen und legte die Hand auf den Türgriff . »Gut. Dann sind wir fertig miteinander. Ich fahre zurück zur Arbeit.«
    Magnus hielt ihren Arm fest. »Bitte, Colby!«
    »Nimm deine Hände weg!«, schrie Colby und stieß die Tür auf.
    Hastig lief sie hinüber zu den vier FBI-Beamten, die um den anderen Wagen herum standen, und unterhielt sich leise mit ihnen.
    Keine Minute später war das Fahrzeug mit ihr verschwunden. Zwei Agenten kehrten zum Auto zurück und stiegen ein. »Sie will wohl nicht mitkommen«, bemerkte der Fahrer. »Sieht ganz so aus«, sagte Magnus.

Magnus schaute von seinem Buch auf und blickte aus dem Flugzeugfenster. Es war eine lange Reise gewesen, verzögert noch durch die fünfstündige Verspätung beim Start in Logan. Die Maschine befand sich nun im Landeanflug. Unter ihr hing eine Decke aus schweren grauen Wolken, die nur an wenigen Stellen aufriss. Magnus versuchte einen Blick auf das Land zu erhaschen, doch er sah lediglich aufgewühltes graues Meer, betupft mit weißen Schaumkronen.
    Er machte sich Sorgen um Colby. Wenn die Dominikaner es auf sie absehen würden, wäre das eindeutig seine Schuld. Als er Colby damals von Lenahans Telefonat erzählt hatte, riet sie ihm davon ab, sich Williams anzuvertrauen. Sie behauptete, Polizist sei schon immer ein bescheuerter Beruf gewesen. Aber wenn Magnus sich auf dem Parkplatz des Schnellrestaurants einverstanden erklärt hätte, sie zu heiraten, säße sie jetzt neben ihm und nicht in ihrem Apartment in Back Bay, wo sie nicht sicher sein konnte, ob nicht vielleicht der falsche Mann an ihre Tür klopfte.
    Doch Magnus hatte sich nicht anders entscheiden können. Er war immer aufrichtig gewesen und würde es auch bleiben. Es war richtig gewesen, wegen Lenahan zu Williams zu gehen. Es war richtig gewesen, auf den jungen Gangster im gelben T-Shirt zu schießen. Und es wäre falsch, Colby zu heiraten, nur weil sie versuchte, ihn dazu zu zwingen. Magnus war nie ganz klar gewesen, warum seine Eltern geheiratet hatten, aber er hatte mit den Folgen dieser Fehlentscheidung leben müssen.
    Vielleicht zerbrach Magnus sich auch unnötig den Kopf, und die Dominikaner würden Colby in Ruhe lassen. Er hatte darauf bestanden,dass Williams Polizeischutz für sie anordnete, was sein Chef nur widerwillig getan hatte – widerwillig deshalb, weil Colby sich geweigert hatte, Magnus nach Island zu begleiten.
    Aber wenn die Dominikaner sie sich schnappten, würde er dann mit den Folgen leben können? Vielleicht hätte er doch ja sagen und sich mit allem einverstanden erklären sollen, was sie verlangte, um sie außer Landes in Sicherheit schaffen zu können.
    Colby war dreißig Jahre alt und wollte heiraten, und zwar Magnus. Zumindest einen leicht veränderten Magnus, einen erfolgreichen Anwalt, der ein ansehnliches Gehalt bezog, in einem großen Haus in Brookline oder, wenn er richtig erfolgreich war, vielleicht sogar in Beacon Hill wohnte und einen BMW oder einen Mercedes fuhr. Eventuell sogar für seine Frau zum Judentum konvertierte.
    Anfangs hatte Colby nichts dagegen gehabt, dass Magnus ein Cop war. Sie hatten sich auf der Party eines alten Collegefreundes von Magnus kennengelernt, eines Anwalts, und sich sofort zueinander hingezogen gefühlt. Colby war hübsch, lebhaft, klug, willensstark und energisch. Ihr wiederum gefiel die Vorstellung, dass dieser Absolvent einer Eliteuniversität mit einer Pistole durch die Straßen von South Boston lief. Magnus verkörperte Sicherheit und gleichzeitig Gefahr, und selbst seine gelegentlich schlechte Laune schien Colby attraktiv zu finden. Bis zu dem Punkt, an dem sie begann, ihn nicht als Liebhaber, sondern als potenziellen Ehemann zu betrachten.
    Was sah sie in ihm? Und wer war er wirklich? Diese Frage beschäftigte Magnus immer wieder.
    Er holte seinen isländischen Ausweis hervor. Das Foto glich dem in seinem amerikanischen Reisepass, nur durfte der Isländer auf dem Bild lächeln, der Amerikaner nicht. Rotes Haar, kantiger Kiefer, blaue Augen, blasse Sommersprossen auf der
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