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Magnus Jonson 01 - Fluch

Titel: Magnus Jonson 01 - Fluch
Autoren: Michael Ridpath
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sie nur diese eine Möglichkeit hätten, mit Magnus zu sprechen; deshalb waren sie sehr gründlich gewesen und hauptsächlich auf seiner Entscheidung herumgeritten, die Waffe e zu benutzen, obwohl sich ein unbeteiligter Zivilist in der Schusslinie befand.
    Magnus bedauerte seinen Entschluss nicht. Er hatte die geringe Wahrscheinlichkeit, die Frau zu verletzen, gegen die fast sichere Gewissheit seines eigenen Todes abgewogen. Doch für die Beamten hatte er sich eine bessere Antwort zurechtgelegt. Wenn die Gangster ihn erschossen hätten, wäre die Frau wahrscheinlich als Nächste fällig gewesen, als Augenzeugin. Dieses Argument überzeugte die Kollegen von der internen Ermittlungsgruppe. Sorgfältig mieden sie die Frage, ob Magnus diesen Gedanken vor oder nach dem Schusswechsel gehabt habe. Sie arbeiteten korrekt nach Vorschrift, standen jedoch auf seiner Seite.
    Es war das zweite Mal, dass Magnus im Dienst jemanden mit der Waffe e getötet hatte. Nach dem ersten Mal – damals war erAnfänger, seit zwei Monaten in Uniform im Streifendienst – hatte er wochenlang unter schlaflosen Nächten und Schuldgefühlen gelitten.
    Diesmal war er einfach froh, noch am Leben zu sein.
    »Schade, dass es nicht geklappt hat«, murmelte Colby vor sich hin. Auf ihren Wangen glühten zwei rote Wutflecke, ihre braunen Augen funkelten vor Zorn. Sie hatte den Mund fest zusammengepresst. Dann biss sie sich auf die Lippe und schob die Locken ihres dunklen Haars hinter die Ohren, eine vertraute Geste. »Entschuldigung, war nicht so gemeint. Aber das hat alles nichts mit mir zu tun. Und ich will auch nichts damit zu tun haben. Punkt.«
    »Es hat aber längst mit dir zu tun, Colby.«
    »Wie meinst du das?«
    »Der Chef will, dass ich Boston verlasse. Er meint, die Dominikaner geben erst dann auf, wenn sie mich umgebracht haben.« »Hört sich vernünftig an.«
    Magnus atmete tief durch. »Ich möchte, dass du mich begleitest.«
    Colbys Gesichtsausdruck war eine Mischung aus Schock und Verachtung. »Meinst du das ernst?«
    »Zu deiner eigenen Sicherheit. Es könnte sein, dass sie dich ins Visier nehmen, wenn ich nicht mehr hier bin.«
    »Und was ist mit meiner Arbeit? Was ist bitte schön mit meinem Job?«
    »Den musst du wohl eine Weile auf Eis legen. Wäre doch nur für ein paar Monate. Bis zum Prozess.«
    »Ist das mal wieder so eine verquere Nummer von dir, um mich rumzukriegen?«
    »Nein«, sagte Magnus. »Ich mache mir ernste Sorgen um dich, wenn du hierbleibst.«
    Colby biss sich wieder auf die Lippe. Eine Träne lief ihr die Wange hinunter. Magnus berührte ihren Arm. »Wo würden wir denn hingehen?«
    »Das kann ich dir leider erst sagen, wenn du auf jeden Fall zusagst.«
    »Würde es mir gefallen?« Colby warf ihm einen kurzen Blick zu.
    Magnus schüttelte den Kopf. »Eher nicht.« Im Laufe ihrer Beziehung hatten sie oft über Island gesprochen, und Colby hatte sich nicht von ihrer vorgefassten Meinung über das Land, die Vulkane und das schlechte Wetter abbringen lassen.
    »Island, stimmt’s?«
    Magnus zuckte nur mit den Achseln.
    »Warte mal kurz, lass mich überlegen.« Colby drehte sich zur Seite und blickte über den Parkplatz. Eine vierköpfige Familie marschierte mit großen Eispackungen zum Wagen, Vorfreude in den Gesichtern.
    Magnus wartete.
    Colby wandte sich wieder zu ihm um und sah ihm in die Augen. »Sollen wir heiraten?«
    Magnus wich ihrem Blick nicht aus. Er wusste, dass sie es ernst meinte. Todernst.
    »Hm?«
    »Ich weiß nicht«, zögerte Magnus. »Wir können ja darüber reden.«
    »Nein! Ich will nicht mehr darüber reden, das tun wir schon seit Monaten. Ich will es jetzt wissen. Du erwartest von mir, dass ich alles stehen und liegen lasse und mit dir nach Island komme. Okay, ich tu’s. Aber nur, wenn wir heiraten.«
    »Das ist nicht der richtige Augenblick, um so eine Entscheidung zu treffen.«
    »Was soll das heißen? Liebst du mich etwa nicht?«
    »Natürlich liebe ich dich«, erwiderte Magnus.
    »Dann lass uns heiraten! Wir können zusammen nach Island gehen und dort glücklich leben, bis dass der Tod uns scheidet.«
    »Du kannst jetzt nicht klar denken«, sagte Magnus. »Du bist sauer.«
    »Darauf kannst du dich verlassen! Du willst, dass ich mich daraufeinlasse und mit dir verschwinde, und ich tue das nur, wenn du dich auf mich einlässt. Raus damit jetzt, Magnus: ja oder nein?«
    Magnus atmete tief durch. Er sah zu, wie die Familie in ihr Auto stieg, dessen Karosserie durch ihr beträchtliches Gewicht
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