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Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel

Titel: Magnolia Steel - Städing, S: Magnolia Steel
Autoren: Sabine Städing
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Tante Linette gereizt, »ich werde …« Mitten im Satz brach sie ab.
    Magnolia hörte, wie ihre Tante laut und geräuschvoll die Luft einsog. Sie schnüffelte. »Das Mädchen belauscht uns«, sagte sie. »Besser du gehst jetzt.«
    Ein kurzes Brummen, dann klappte eine Tür.
    Ihre Tante konnte sie riechen!! Wie entsetzlich! Unheimlich! Ekelig! Die Gedanken wirbelten nur so durch Magnolias Kopf. Wohin war sie hier geraten? Wer wusste, ob sie den nächsten Morgen überhaupt noch erlebte? Im Schlaf gemeuchelt. Magnolia wurde kreidebleich.
    »Steh dir da oben nicht die Beine in den Bauch, sondern komm herunter und hilf mir beim Abendessen!«
    Das galt ihr. Sie hatte also keine andere Wahl, als zu dem Ungeheuer in die Küche zu gehen.
    Vermutlich bin ich das Abendessen, dachte Magnolia in einem Anflug von bitterem Humor.
    »Dafür bist du viel zu mager«, kicherte ihre Tante, während sie Pfannkuchenteig in eine schwere gusseiserne Pfanne gab.
    »Ups«, Magnolia schluckte. Wie machte sie das denn, konnte sie auch noch Gedanken lesen?
    Tante Linette warf ihr einen belustigten Blick zu und widmete sich wieder dem Pfannkuchen, der köstlich duftend in der Pfanne lag. Mit einem gekonnten »Hepp« wendete sie ihn in der Luft und Magnolia hätte schwören können, dass er kurz unter der Küchendecke flatterte, ehe er sich elegant drehte und in die Pfanne zurückplumpste. Tante Linette grunzte zufrieden.
    »Du kannst den Tisch im Garten decken. Im Sommer esse ich abends gerne im Freien. Alles, was du dafür brauchst, findest du dort.« Sie deutete auf einen weißen Küchenschrank hinter der Tür.
    Gehorsam, aber noch immer grübelnd, deckte Magnolia den Tischim Garten. Er stand auf dreieinhalb Beinen direkt vor einem riesigen Holunderbusch. Für einen Moment hielt sie inne und lauschte. Der Garten hatte etwas Beruhigendes. Die Dämmerung, die noch vorhandene Wärme des Tages, der Duft nach Kräutern.
    »Ist dieses Plätzchen nicht wunderbar?«, fragte Tante Linette. Sie kam heraus, beladen mit einem Teller voll Pfannkuchen und einem Krug Brombeersaft und stellte beides schwungvoll auf den Tisch. So schwungvoll, dass der Saft aus dem Krug schwappte und der Turm Pfannkuchen in gefährliche Schieflage geriet. Magnolias Mutter wäre jetzt fluchend nach einem Lappen gerannt. Tante Linette schenkte der Saftlache auf dem Tisch keine Beachtung. »Setz dich und lass es dir schmecken«, sagte sie und zog sich ebenfalls einen Stuhl heran.
    Magnolia nahm Platz. Obwohl sie es nicht für möglich gehalten hatte, verspürte sie plötzlich einen ungeheuren Appetit.
    Schweigend stopfte sie den ersten Pfannkuchen in sich hinein. Dabei überlegte sie angestrengt, ob sie eine Unterhaltung anfangen sollte, oder ob es in Ordnung war, einfach nur dazusitzen und schweigend zu essen. Nach dem vierten Pfannkuchen und dem dritten Becher Brombeersaft besann sie sich auf ihre guten Manieren.
    »Entschuldige«, sagte sie zerknirscht. »Ich glaube, es ist nicht besonders höflich, schweigend die Pfannkuchen in sich hineinzuschlingen.« Sie versuchte ein schiefes Lächeln.
    »Höflich, papperlapapp!«, schnaubte Tante Linette. »Hauptsache es schmeckt.« Ungeniert schob sie sich den Rest ihres aufgerollten Pfannkuchens in den Mund und kaute mit vollen Backen.
    Hauptsache, es schmeckt …? Hey, das war nett. Neugierig sah Magnolia ihre Tante an.
    Die fuhr sich mit dem Handrücken über den fettigen Mund, lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und schloss die Augen.
    Inzwischen war es beinahe dunkel. Irgendwo sang eine Nachtigall und der Duft von Rosen hing süß und schwer in der Luft.
    Zum ersten Mal an diesem Tag spürte Magnolia, wie alle Anspannung von ihr abfiel. Satt und zufrieden sackte sie in ihrem Stuhl zusammen. In der Ferne rief ein Käuzchen und alles war so friedlich.
    Da hörte sie es. Ein leises Wispern ganz in ihrer Nähe. Erstaunt sah Magnolia sich um, doch es war niemand zu sehen. Tante Linette schien nichts zu bemerken. Oder doch? Magnolia sah, wie sie unauffällig, aber energisch nach etwas trat. Sie runzelte die Stirn.
    Eine Weile war alles still, dann wisperte es erneut. Diesmal kam das Geräusch sehr deutlich aus dem Holunderbusch direkt hinter Tante Linettes Stuhl.
    »Was war das?«, fragte Magnolia laut.
    »Was war was?«, Tante Linette trat so heftig mit dem Fuß nach hinten, dass sie beinah das Gleichgewicht verlor und drohte, von ihrem Stuhl zu fallen.
    »Na, das laute Flüstern«, sagte Magnolia. Tante Linette benahm sich ja reichlich
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