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Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi

Titel: Magie der Schatten 1 - Barshim und Cashi
Autoren: C.S. Steinberg
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Sein Stellvertreter Karaz war lange genug im Amt, so dass Shorbo nicht mehr ständig zugegen sein musste.
    Shorbo zog eine Amme aus dem Dorf hinzu, die ihn unterstützte. Und die Zeit flog dahin. Das Mädchen wuchs überraschend schnell heran, als könne sie es kaum erwarten, die neue Welt um sich herum zu erkunden und kennenzulernen. Schon bald lief sie auf eigenen Füßen durch die Gräser.
    So aufgeweckt und fröhlich sich die Kleine jedoch entwickelte, es wurden keine Anzeichen von Magie sichtbar.
    Tamin, der den Kreisführer oft mit der Ausrede ihn auf dem Laufenden halten zu wollen, besuchte, ärgerte dies und Shorbo musste ihn immer wieder darauf hinweisen, dass es nicht ihre Aufgabe wäre, etwas zu wecken, was eventuell nicht vorhanden war. Schließlich reiste Tamin zurück in seine Heimat, doch er versprach dem alten Kreisführer, schon bald zurückzukehren, um ihm bei der Erziehung Cashimaés zu helfen.
    Shorbo beobachte oft stundenlang, wie das Kind einen Vogel am Himmel betrachtete oder mit ihren Gedanken einfach weit fort war. Doch konnte er ihren Geist nicht erreichen, fast, als wäre sie eine jener "Kopfblinden«, denen der Weg zur Magie verwehrt blieb. Als Kopfblinde bezeichneten die Magier die Menschen, die von jenseits der Grenzen, der anderen Welt kamen. Da sie keinen Hang zu den Elementen besaßen, wurden sie zwar vordergründig respektiert, insgeheim aber nur geduldet.
    Er machte sich Gedanken darüber, ob es vielleicht das war, was ihnen die Zukunft bringen würde: eine Welt, in der die Magie in Vergessenheit geriet. Eine Erde, wie die Menschen ihre Heimat nannten.
    Doch wenn Cashimaé ihn anschaute, mit ihrem unergründlichen Blick voller Fragen, sah er manchmal das Feuer und das Wissen einer erwachsenen Frau, die auf der Suche nach sich selbst war. Und wenn Shorbo sie fragte, wo ihre Gedanken weilten, kamen manchmal Sätze wie "Jenseits der Zeit" oder "Im vergessenen Nirgendwo". Worte, die ein so kleines Kind eigentlich nicht verstehen konnte. Was verbarg sie? Versteckte sie ihre Magie? Und warum tat sie dies?

Kapitel 4
    Es ging bereits auf die heißen Sommermonate zu. Der Wind hatte die Richtung gewechselt und trug von Norden trockene Luft über das Land.
    Shorbo saß vor dem Haus und vertiefte sich in seine Aufzeichnungen und Schriften, die ihn oft stundenlang beschäftigten.
    »Sha?«
    Eine helle Mädchenstimme unterbrach die Konzentration des alten Mannes. Er runzelte die Stirn, hielt in der Bewegung inne und betrachtete den letzten Satz, den er soeben mit der Feder beenden wollte. Ein Prickeln auf der Haut verriet ihm, dass er beobachtet wurde, und so hob er den Kopf.
    Vor dem Tisch stand ein kleines, aufgewecktes Mädchen, zierlich und schlank. Mit langen, braunen Haaren, die der Wind im leichten Spiel zurück wehte. In den Händen hielt sie einen Strauß wilder Blumen. Heute trugen ihre Augen ein tiefes Blau, klar wie der Himmel.
    Shorbo spürte eine tiefe Wärme in sich, wie er sie so betrachtete. Sechs junge Jahre alt. Wo war nur die Zeit geblieben?
    »Sha?!«
    Sie legte den Kopf fragend zur Seite. Ein Lächeln zuckte um die Lippen des Kreisführers. Niemand außer Cashimaé nannte ihn Sha und es würde wohl auch niemand anderes wagen. Er liebte die Kleine über alles und manchmal fiel es ihm schwer, ihr Regeln oder Grenzen zu setzen, denn ihr Wesen hatte etwas Berauschendes, das jeden in seinen Bann zog, der in ihre Nähe kam. Ähnlich einem Aphrodisiakum. So tief und unschuldig, dass es fast schmerzte.
    »Was möchtest du, Cashim? Du weißt doch, dass du mich nicht stören sollst, wenn ich am Arbeiten bin.«
    »Ja, ich weiß. Doch ich dachte, du möchtest gerne wissen, dass wir Besuch bekommen.«
    Er legte die Feder zur Seite und musterte sie. »Woher weißt du das?«
    Sie hob die Achseln und grinste verschmitzt, wobei ein kleines Grübchen auf ihrem Kinn erschien.
    »Hm, weiß es einfach.« Mit diesen Worten legte sie die Blumen auf den Tisch, drehte sich um und verschwand wieder in den hohen Gräsern, die das Haus umschlossen.
    Verdutzt sah Shorbo ihr nach. Er schloss die Augen und öffnete seinen Geist. Eine Weile musste er suchen, bis er die Energieströme der Angekündigten fand.
    Es war tatsächlich Besuch auf dem Weg zu ihnen.
    Er schaute in die Richtung, in die das Kind verschwunden war. Sollte sie doch beginnen, ihre Fähigkeiten zu entwickeln? Noch war es viel zu früh, ein Urteil darüber zu fällen, doch es war ein Anfang und dieser Anfang machte ihn stolz.
    Shorbo
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