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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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hast du da?«
    Es war nur Charlie. Ich frohlockte. »Mein lieber Junge! Das Haus besteht aus Gebäck!«
    Ich reichte ihm ein Stück. Er nahm es und biss hinein.Ich beobachtete, wie sich ein Grinsen auf seinem Gesicht ausbreitete.
    »Wir sind gerettet!«, rief ich. Dann ergriff ich ihn und wir tanzten im Kreis, rund herum und hin und her, wie die Kinder, die wir einmal gewesen waren, die Kinder, zu denen wir in diesem Moment wieder wurden. Als wir damit fertig waren, ließen wir uns fallen, aßen unersättlich, bis unsere Gesichter sich anfühlten, als würden sie der Anstrengung nicht mehr standhalten. Wir waren gerettet!
    Stillschweigend waren wir übereingekommen, dass wir nur von den unauffälligen Teilen des Hauses essen würden, damit wir es nicht allzu sehr beschädigten. Trotzdem mussten wir einfach ein wenig von den Dachrinnen aus Zuckerguss probieren, von den kandierten Verzierungen und natürlich von dem sich tief nach unten neigenden Lebkuchendach.
    »Erwischt!« Es war die Stimme einer Frau.
    Ich wurde gefesselt, in einer Art Spinnennetz gefangen. Jemand oder etwas zog mich fort von dem herrlichen Haus, wobei mein Kiefer nicht aufhörte, wie von selbst weiterzukauen.
    »Ich werde dich lehren, das Haus anderer Leute aufzuessen! Und jetzt der andere!«
    Bevor ich mich auch nur umdrehen konnte, um nachzusehen, wer da sprach, hörte ich Charlie aufschreien. Sie hatte ihn auch gefangen. Ich wehrte mich und versuchte, mich aus dem Netz von Fäden zu befreien, die immer mehrzu werden schienen. Trotzdem war ich bemüht, Charlie zu beruhigen: »Ich werde dich retten.«
    »Er ist nicht zu retten«, sagte die Stimme. »Und du selbst auch nicht. Ihr habt mich bestohlen, ihr gierigen Kinder. Ich werde aus euch beiden Lebkuchen für meinen Zaun backen.«
    Zu spät sah ich mir den Zaun, der das Haus umgab, genauer an. Die seltsam aussehenden Zaunlatten waren überhaupt keine Zaunlatten. Vielmehr erkannte ich jetzt auf jeder Latte ein Gesicht. Es waren Lebkuchen-Kinder – gebackene Kinder!
    Während ich versuchte, Charlies Schreie auszublenden, drehte ich mich so weit ich konnte und entdeckte eine Frau – eine schöne Frau mit flammendem Haar. Obwohl Charlie und ich uns beide wehrten, schien sie uns ohne Mühe festzuhalten. Sie lachte sogar.
    »Neue Lebkuchen für meinen kleinen Zaun.« Ihre Augen funkelten wie Schneekristalle, sie hatten ein intensives, überirdisches Grün, das mir nur allzu bekannt vorkam. Ich wusste, was sie war.
    »Ihr seid eine Hexe!«
    »Vielleicht bin ich das, aber daran liegt es nicht, dass ich beschütze, was mir gehört.« Sie zog uns näher zu sich. Charlie weinte, aber ich versuchte, ruhig zu bleiben.
    »Ich weiß … es ist nur …« Ich verstummte. Eigentlich hatte ich ihr gerade erzählen wollen, dass ich auch eine Hexe war, aber etwas hielt mich davon ab. Ich spürte, dass es vielleicht besser wäre, es für mich zu behalten, besonders weil ich mir meiner Fähigkeiten noch immer nicht ganz sicher war. Vielleicht war es nur Zufall gewesen, dass Charlie überlebt hatte. »Mein Bruder ist sehr krank gewesen. Es könnte noch ansteckend sein.«
    »Wer’s glaubt, wird selig. Ich werde euch nicht gehen lassen.«
    »Seht doch selbst. Seht her, wie mager er ist.«
    Die Frau – oder Hexe – schüttelte den Kopf. »Ich werde mich mit keiner Krankheit anstecken. Aber du hast recht, er ist zu mager, um eine passende Ergänzung für meinen Zaun abzugeben. Ihr seid beide zu mager.«
    Ich schaute mich nach den gequälten Lebkuchenkindern um. »Wenn Ihr uns freilasst, verspreche ich, dass wir weit weglaufen und dass wir Euch nie wieder unter die Augen kommen. Wir bitten um Verzeihung, dass wir von Eurem Haus gegessen haben.«
    Wenn sie uns gehen lassen würde, wären unsere Bäuche wenigstens voll und wir würden so weit wie möglich rennen, vielleicht zu den einsamen Mooren in der Nähe von Yorkshire oder gar nach Shropshire – irgendwohin, nur fort von hier.
    Die Hexe schien nachzudenken, und dabei wurden ihre Augen noch grüner. Dann leuchteten sie rot auf.
    Plötzlich waren wir woanders.
    Der Lebkuchenduft war hier womöglich noch stärker. Ich war an Händen und Füßen gefesselt. Eigentlich waren das Einzige, was ich noch bewegen konnte, meine Augen. Sie suchten Charlie.
    Seine Hände waren an seine Beine gefesselt, wie bei einem Kalb, dass ein Brandzeichen erhalten soll. Ich zerrte an meinen Fesseln. Sie gaben nicht nach. Wenn überhaupt, dann wurden sie noch enger. Ich zog wieder daran.
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