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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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es war zu spät – und deine Mutter war so gemein.«
    Ich nickte. »Ich weiß.«
    »Er liebte uns beide.«
    »Danke, dass du mir das gesagt hast.«
    Es folgte ein unangenehmes Schweigen. Wir standen beide da, wie man es tut, wenn man eigentlich jemanden umarmen sollte, es aber absolut nicht will. Ich mochte Lisette nicht. Ich würde sie nie mögen. Ich wollte nicht mehr, dass wir Schwestern oder auch nur Freundinnen waren. Ich wollte nur mit ihr auskommen, meinem Vater und mir selbst zuliebe.
    Schließlich ging ich weiter.
    »Warte nach der Schule auf mich. Ich nehme dich mit nach Hause und dann spreche ich mit meiner Mom.«
    Ihre Stimme brachte mich dazu, stehen zu bleiben. »Emma?«
    Ich drehte mich um. »Was?«
    »Bis später dann.«
    Das war nicht die Entschuldigung, die es hätte sein sollen, aber ich glaube, es war eine Zustimmung. Ich sagte: »Okay.«
    KENDRA SPRICHT
(wieder)
    Lisette und Emma wurden keine allerbesten Freundinnen. Sie waren keine Schwestern. Sie wurden das Beste, was sie unter diesen Umständen jemals werden konnten: zwei Mädchen, die gezwungenermaßen zusammen wohnten, die sich aber nicht mehr gegenseitig hassten.
    »Betrachtest du das als Erfolgsgeschichte?«, fragt mich Emma bei einer Tasse Kaffee.
    Ich bin schon eine ganze Weile nicht mehr in der Schule gewesen, aber ich schaue ab und zu bei Emma vorbei. Wenn sie fragt, wo ich gewesen bin, sage ich immer: »Das möchtest du gar nicht wissen.«
    Aber die Wahrheit ist, dass ich tagsüber eine Menge fernsehe und die morgendlichen Talkshows nach der nächsten armen Seele absuche, die vielleicht meine Hilfe braucht. Es fällt mir zwar schwer, es einzugestehen, aber ich helfe wirklich gern Leuten, ihre wahre Liebe zu finden. Dadurch vergeht die Zeit schneller.
    Das Problem, wenn man an die hundert Jahre auf der Highschool war, besteht darin, dass nach einer Weile alles nur Wiederholung ist. Selbst im sozialen Leben kommt es einem so vor, als sei alles schon einmal passiert. Deshalb nehme ich mir manchmal ein paar Monate frei. Im Herbst fange ich aber wieder an. Irgendwo anders.
    »Als Erfolg«, sage ich zu Emma. »Ich betrachte es als rauschenden Erfolg. Du lebst noch und ich werde nicht aufirgendeinem Scheiterhaufen knusprig gebraten. Ein paar von meinen Niederlagen waren geradezu vernichtend.«
    »Verstehe.«
    Ich erzähle ihr nicht von Doria. Es ist nicht notwendig, dass sie davon erfährt. Aber ich kann für meine Erfolge keine Lorbeeren einheimsen wie bei der ›Operation Beastly‹ oder dafür, dass ich Emma geholfen habe, ihre wahre Liebe zu finden, ohne auch meine Fehler einzuräumen.
    »Wie läuft es mit Travis?«, frage ich sie. »Bist du verliebt?«
    Emma versucht, ganz locker zu bleiben, aber ich sehe ihr Lächeln.
    »Also bist du es?«, sage ich.
    »Ich glaube schon. Er hat mich für den Sommer nach Italien eingeladen. Ich kann in seiner Villa wohnen, während sie seinen Film drehen.«
    »Italien?« Das bringt die Rädchen in meinem Gehirn dazu, sich zu drehen. Es ist schon eine ganze Weile her, seit ich im Ausland war, nahezu hundert Jahre, und noch länger ist es her, dass ich Italia gesehen habe. Die Leute, die ich dort kannte, sind inzwischen längst tot, was in diesem Fall ganz gut ist.
    »Und wann?«, frage ich.
    »Juni. Sobald die Schule fertig ist. Mutter kommt als Anstandsdame mit.«
    »Verstehe. Und Lisette?«
    Ah, wie ich mich an Italien im Sommer erinnere. Da war dieser bezaubernde Gondoliere namens Giacomo. Erhatte mein blondes Haar bewundert (wenn ich nach Italien fuhr, war ich immer blond – ich falle gern auf) und romantische Lieder für mich gesungen. Natürlich lebt er nicht mehr, aber es würde andere geben, nahm ich an. Und ich könnte neue Freunde finden. Man sagt, die italienischen Hexen wüssten immer, wo es die besten Schuhe gibt.
    »Nein, Lisette kommt nicht mit«, sagt Emma. »Ich meine, wir kommen jetzt irgendwie viel besser miteinander aus, aber ich glaube, das würde keinen Spaß machen.«
    »Gute Entscheidung.«
    Und natürlich ist die italienische Küche grandios.
    »Dachte ich mir«, sagt Emma. »Ich habe Mutter überredet, dass sie Lisette auf eine Theaterfreizeit nach New York gehen lässt. Sie ist ganz aufgeregt.«
    Ich bin auch ganz aufgeregt. Als Emma die Theaterfreizeit erwähnt, fällt mir wieder ein, wie sehr mir die Oper immer gefallen hat. Vielleicht könnte ich den Part von Tosca oder Medea lernen, eines Tages mein Debüt an der Mailänder Scala geben und dabei die Stimme der armen Doria
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