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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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sollte.
    Wir gingen vor bis zum Geländer, in Richtung Ufermauer. Auf der anderen Seite konnte ich das dunkle bewegte Wasser sehen, aber auch den Vollmond, der sich darin spiegelte.
    »Es ist schön hier«, sagte ich. »Du hast Glück, dass du hier wohnst, zumindest zeitweise.«
    »Aber man ist so abgeschnitten. Ich wünschte, ich hätte mehr Freunde. Das ist teilweise der Grund dafür, dass ich Dad mein Einverständnis für diese Party gegeben habe, damit ich wenigstens ein paar Leute in meinem Alter kennenlernen kann, die nicht kreischen.«
    Und dann sah ich sie aus den Augenwinkeln. Lisette. Sie war da.
    Selbst in diesem Raum war sie noch das schönste Mädchen. Die Menge schien sich für sie zu teilen und die Leute drehten sich um, um sie anzustarren, als wäre sie wirklich Aschenputtel. Warner war bei ihr, aber weit zurückgefallen. Sie ging schnell, um ihn auf Abstand zu halten. Er war blass und stolperte und sah mehr als nur ein bisschen dumm aus.
    Travis schien keinen von beiden zu bemerken. »Aber es ist schwer, sich auf Partys mit Leuten zu unterhalten. Es ist so künstlich.«
    Lisette kam näher. Meine Füße taten wieder weh. Auf diesen Moment hatte ich gewartet, den Moment, in demsie und Travis sich sehen und sich ineinander verlieben würden und sie Warner fallen lassen würde. Damit ich ihn zurückhaben konnte.
    Warum trat ich also nicht zurück?
    »Ich bin sehr froh, dass deine Mutter dich dazu gebracht hat hierherzukommen«, sagte Travis.
    Lisette kam näher. Sie sah mich und konnte ihren schockierten Gesichtsausdruck darüber, dass ich mich mit Travis unterhielt, nicht verbergen.
    »Ich glaube, Eltern sind nicht immer verrückt«, sagte ich.
    »So weit würde ich nicht gehen.«
    Ich sah, dass auch Warner mich beobachtete. Travis hatte sie immer noch nicht bemerkt, aber ich wusste, dass er sich auf den ersten Blick in Lisette verlieben würde, wenn er sie sah. Jeder tat das.
    Aber vielleicht auch nicht. Ich stand sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne am Abgrund. Sollte ich mich zurückziehen oder sollte ich einfach abwarten, was passieren würde? Es war ja nicht so, dass sich dieses Teenie-Idol tatsächlich in mich verlieben würde.
    Ich warf einen Blick auf Warner. Er hatte Lisette endlich eingeholt und versuchte, ihre Hand zu ergreifen. Sie tat so, als würde sie ihn nicht sehen. Fast tat er mir leid. Fast.
    Mir fiel etwas ein. In der Mittelschule war einmal eine berühmte Schriftstellerin in unsere Klasse gekommen, um mit uns zu reden und einen Schreib-Workshop mit uns zuveranstalten. Eines der Dinge, die sie uns über das Verfassen von Romanen erzählt hatte, war, dass sich die Handlung um das drehen sollte, was die Hauptfigur will . Dorothy aus Der Zauberer von Oz will zurück nach Kansas. George Milton aus Von Mäusen und Menschen will seine eigene Farm. Amelia Sedley aus Jahrmarkt der Eitelkeit will ihren Liebsten George heiraten und glücklich leben bis ans Ende ihrer Tage. Die Geschichte ende, so die berühmte Schriftstellerin, wenn die Hauptfigur entweder bekäme, was sie wolle, oder feststelle, dass sie es nie bekommen würde. Manchmal käme es aber auch vor, sagte sie, dass die Hauptfigur – wie Scarlett O’Hara in Vom Winde verweht – merke, dass sie eigentlich gar nicht wolle, was sie die ganze Zeit zu wollen geglaubt hatte.
    Meine Geschichte begann damit, dass ich Warner wollte. Ich wollte ihn und bekam ihn für kurze Zeit, dann verlor ich ihn, teilweise wegen Lisette. Aber nur teilweise. Der andere Teil war, dass er ein Trottel war. Ich gab ihm mein Herz und er warf es weg. Er traute mir nicht, oder er traute sich selbst nicht.
    Genau da erkannte ich, was bei Kendras Plan, bei meinem Plan, schiefgehen konnte: Ich konnte meine Meinung ändern.
    Nicht weil ich launisch war, das eigentlich nicht. Warner mochte die Liebe meines Lebens gewesen sein, aber ich war nicht die Liebe seines Lebens. Wenn ich das gewesen wäre, hätte er mich für nichts in der Welt verlassen.
    Ich sah zu Lisette hinüber. Warner hatte gegen ihrenWillen ihre Hand genommen. Sie schüttelte sie ab. Ich lächelte.
    Sie konnte ihn haben.
    Ich wandte mich wieder Travis zu. »Du sagst also, du hättest noch nie ein Mädchen auf einer Party kennengelernt, das du mochtest?«
    Er zuckte mit den Schultern. »Für alles gibt es ein erstes Mal, oder? Sieh mal, mein Dad bringt mich um, wenn ich nicht mit jemandem tanze – hoffentlich mit dir, wenn du einverstanden bist. Aber vielleicht könntest du morgen
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