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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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entschloss sich, trotzdem einzusteigen. »Courtney sollte mich abholen, aber sie hat eine SMS geschrieben, in der steht, dass sie nicht kann.«
    »Sie ändert manchmal ihre Meinung.«
    »Ja. Gehst du immer so früh los? Ich meine, hast du vor der Schule noch eine Lerngruppe oder sonst etwas Streberhaftes?«
    Ich beschloss, die offensichtliche Beleidigung zu ignorieren. »Nein, ich habe nach dir Ausschau gehalten.«
    »Warum?« Sie starrte mich an.
    »Ich finde, wir sollten vielleicht …« Es war schwierig zu sprechen, wenn sie mich mit Blicken durchbohrte. Ich schaute auf die Straße. »Daddy ist tot. Wir müssen uns wirklich um nichts mehr streiten. Echt nicht, du hast gewonnen. Wenn es dein Ziel war zu verhindern, dass ich eine Beziehung zu ihm habe, hast du gewonnen. Und Warner? Aus Warner mache ich mir nichts mehr.«
    »Ich auch nicht.«
    »Ich weiß. Eigentlich hast du mir einen Gefallen getan. Durch dich habe ich erfahren, wie er wirklich ist.« Ich riskierte es, sie anzuschauen. »Was bleibt also unterm Strich? Wir sitzen noch zwei Jahre lang im selben Haus fest, und ich finde, wir sollten das Beste daraus machen.«
    Sie verdrehte die Augen. »Das Beste daraus machen heißt wohl, dass ich all die Arbeit mache und du alles bekommst?«
    »Nein. Ich meine, es sei denn, du stehst auf so etwas. Ich dachte, ich könnte vielleicht mit Mutter sprechen und ihr sagen, dass ich es nicht fair finde, dich so zu behandeln. Aber du musst auch etwas tun.«
    »Was? Du hast doch schon alles, was du willst, einen tollen Freund, schöne Kleider.«
    »Ich will, dass du aufhörst, mir die Schuld für alles zu geben. Ich war drei, als dein Dad meine Mutter geheiratet hat. Ich hatte keine Wahl. Ich habe ihn nicht dazu gebracht, das zu tun.«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Kann sein. Aber es ist so ungerecht. Ich habe keine Mutter und jetzt auch keinen Vater mehr, und du …«
    »Ich vermisse ihn auch. Er war der einzige Vater, den ich je hatte, und ich liebte ihn, und jetzt werde ich ihn nie wieder sehen oder die Gelegenheit bekommen, es ihm zu sagen. Aber können wir vielleicht mit diesem Spiel, wer am ärmsten dran ist, aufhören? Wenn du mich fragst, stehen wir dadurch beide ziemlich armselig da.«
    Lisette sagte lange Zeit nichts. Wir waren inzwischen an der Schule angekommen. Es war noch früh, nicht überfüllt, deshalb fuhr ich einfach auf den Parkplatz, und plötzlich wurde mir klar, dass ich Mutter darum bitten würde, netter zu Lisette zu sein, ob sich Lisette nun einverstanden erklärte, netter zu mir zu sein, oder nicht. Es war einfach nicht meine Art, gemein zu ihr zu sein oder zuzulassen, dass Mutter gemein zu ihr war. Außerdem kostete das Energie, die ich nicht hatte.
    Außerdem wusste ich, dass Dad nicht gewollt hätte, dass Lisette unglücklich und arm war.
    Ich suchte mir eine Parklücke aus und wandte mich wieder an Lisette. »Hör mal, ich wollte damit einfach nur sagen, dass ich genug davon habe. Ich bin fertig damit. Daddy ist tot. Warner ist für mich gestorben und ich habedie Nase voll vom Kämpfen. Wenn wir miteinander auskommen, großartig, wir können uns die Hausarbeit teilen, aber wenn nicht, dann ist für mich trotzdem Schluss damit.«
    Ich wollte, dass dieses Gespräch endete. Es musste jetzt enden. Ich hatte gesagt, was ich zu sagen hatte, und Lisette half mir wie immer gar nicht. »Jedenfalls muss ich jetzt, ähm, zu Ms Meinbach wegen der Zeitung.«
    Ich stieg aus dem Wagen, knallte die Tür zu und ging auf die Schule zu.
    »Warte!« Sie kam hinter mir hergerannt.
    Ich blieb stehen. »Was ist?«
    Sie holte mich ein. »Mein … unser Vater. Ich sollte es dir sagen.«
    »Was?«
    »Er hat dich immer geliebt. Ich versuchte … ich fühlte mich als seine Tochter. Er sollte mich am meisten lieben, aber selbst nachdem ich dich verjagt hatte, sprach er die ganze Zeit von dir, darüber, wie nah ihr euch gewesen wart, wie sehr er es vermisste, Zeit mit dir zu verbringen.«
    Ich spürte, wie mir Tränen in die Augen stiegen. »Das hat er gesagt?«
    Bis dahin hatte ich gar nicht gewusst, wie notwendig es für mich gewesen war, das zu hören, und dann auch noch von ihr, denn sie war die einzige Person, die niemals lügen würde, die niemals einfach nur nett sein wollte.
    »Ja«, sagte sie. »Davon war ich total genervt, und am Ende dachte ich, vielleicht war es dumm von mir, konkurrieren zu wollen. Vielleicht sollte ich mich einfach zurückhalten und versuchen, mit allen auszukommen. Dann ist er gestorben und
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