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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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Als ich meine Augen wieder aufschlug, waren die Schüsseln leer und ich spürte, dass ich einen der Löffel in der Hand hatte.
    Ich hatte es geschafft. Ich konnte uns hier rausholen. Ich musste nur warten, bis es dunkel war.
    Sekunden später kam die Hexe herein.
    »Ah, ihr seid fertig, meine Hübschen. Hat euch euer Haferbrei geschmeckt?«
    »Lasst uns frei, Hexe!« Ich versuchte, Charlie zum Schweigen zu bringen, aber dann überlegte ich es mir anders. Wenn wir uns zu zufrieden mit unserer Gefangenschaft zeigten, könnte die Hexe meinen Fluchtplan erahnen.
    »Bitte, lasst uns frei«, sagte ich. »Unsere Eltern suchen nach uns. Sie werden uns schon bald finden.«
    »Eure Eltern sind tot. Ihr kommt aus dem Pestdorf da drüben. Fast alle dort sind tot.«
    Charlie stieß einen Schrei aus. Mein Blick traf den seinen und flehte ihn an, still zu sein.
    »Nein, Mütterchen.« Ich konnte nicht zulassen, dass sie erfuhr, dass unsere Familie tot war. »Wir sind nicht aus Eyam, sondern aus Shropshire. Wir – unsere ganze Familie – sind auf dem Weg nach London. Wir haben für die Nacht in der Nähe Halt gemacht, aber mein Bruder und ich sind früh aufgewacht und haben die Gegend erkundet. Unsere Eltern werden schon nach uns suchen.«
    »Das bezweifle ich.«
    »Wenn sie Euer Haus finden, werden sie andere alarmieren. Vor dem Richter wird es keine Gnade geben, für das …«, ich stellte mir die Gesichter der gebackenen Kinder vor und erbleichte, »… was Ihr getan habt.«
    »Der Richter wird es nicht herausfinden und deine Eltern auch nicht, weil sie mausetot sind. Bleibt hier, meine Hübschen. Ich komme bald wieder zu euch.« Sie bückte sich, um die Schüsseln zu nehmen. »Was ist das? Wo ist der Löffel?« Sie sah mich eindringlich an.
    Ich umklammerte den Kopf des Löffels mit der Faust. »Woher soll ich das wissen? Ich bin gefesselt.«
    Sie kicherte. »Das bist du in der Tat. Ah, na ja.« Sie nahm die beiden Schüsseln und den einen Löffel. »Nicht so wichtig. Ich werde nicht lange fort sein.«
    Ich hörte, wie sich ihre Schritte entfernten. Als sie sich in der Ferne verloren, sagte Charlie: »Stimmt es, was sie gesagt hat, Kendra? Sind Mutter und Vater nicht mehr unter uns?«
    Das hielt ich nicht aus. Noch mehr ging einfach nicht. Ich versuchte, lieb anstatt tadelnd zu klingen, als ich sagte: »Natürlich nicht, Charlie. Hast du Mutter nicht auf ihrem Bett gesehen?«
    »Ich muss die Wahrheit erfahren, Kendra. Ich bin schon ein großer Junge und kann sie ertragen.«
    Aber ich nicht. »Richten wir unsere Gedanken zuerst auf die Situation vor uns, und dann werden wir uns darum kümmern, wie wir nach Hause zu Mutter kommen.«
    »Und Vater?«
    »Und Vater.« Meine Stimme brach fast, als ich das Wort aussprach, aber ich sorgte dafür, dass sie fest klang. »Jetzt sei bitte still. Ich muss hören, was sie macht.«
    Doch ich hörte nichts, und viele Stunden verstrichen. Wie Kinder so sind, war Charlie offenbar bereit, einer Lüge Glauben zu schenken, solange sie dem entsprach, wonach er sich von ganzem Herzen sehnte. Er legte sich hin und schlief ein. Schließlich wurde es dunkel im Zimmer, dann wieder heller, als der Mond aufging. Meine zusammengeschnürten Arme schmerzten, als hätte ich tagelang am Waschbrett geschuftet. Ich hatte von Männern gehört, die auseinandergerissen, ausgeweidet und gevierteilt wurden. Fühlte sich das so an? Ich sehnte mich danach, meine Fesseln mithilfe von Magie abzustreifen, aber ich wagte esnicht. Die Hexe hatte gesagt, sie würde zurückkehren. Ich musste warten.
    Dann hörte ich eine Stimme. »Hallo?«
    Im Dämmerlicht sah ich nach Charlie. Aber er schlief. Ich hatte mir die Stimme nur eingebildet.
    »Hallo? Kannst du mich hören?«
    Da war eine Stimme, eine Mädchenstimme, und sie kam von draußen. Wir waren gerettet!
    »Wer ist da?«, flüsterte ich.
    »Miranda. Ich bin eine von den … Lebkuchenmädchen.«
    »Du kannst sprechen?«
    »Ja, ich kann auch hören und sehen und alles andere – nur nicht weglaufen. Das Gleiche wird euch auch widerfahren, wenn ihr nicht flieht.«
    »Ich will ja fliehen. Ich wollte nur warten, bis die Hexe fort ist, bevor ich es versuche.«
    »Warte nicht länger. Sie ist gegangen, um sich mit ihren teuflischen Schwestern zu treffen. Ich habe sie weggehen sehen. Wenn du noch länger wartest, ist es zu spät.«
    »Bist du sicher?« Neben mir bewegte sich Charlie im Schlaf.
    »Ja. Mach dich an die Arbeit«, sagte die zarte Stimme. »Du hast nicht viel
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