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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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Zeit.«
    Mein Herz hämmerte wie Pferdehufe auf einer leeren Straße. Ich musste mich konzentrieren. Konzentrieren! Ich blendete Charlie und Miranda aus, auch meine vor Schmerzen pochenden Arme. Alles. Ich saß da, dasGesicht himmelwärts gerichtet, und versuchte, die Magie heraufzubeschwören.
    Dieses Mal war es einfacher. In Sekundenschnelle lösten sich die Fesseln. Ich streckte meine Arme aus. Ich stand auf. Jetzt Charlie. Draußen hörte ich die kleine, schneidende Stimme des Lebkuchenmädchens. Ich ignorierte sie, wurde von meiner eigenen Stimme, von der Magie, fortgetragen. Ich streckte Charlie meine Arme entgegen.
    »Was ist hier los?«
    Ich erstarrte, die Finger ausgestreckt. Das Zimmer war plötzlich in Licht getaucht, aber es war nicht Mondschein oder Kerzenlicht. Es war eher so, dass das Zimmer einfach glühte.
    Ich drehte mich um. Das Leuchten kam von der Hexe. Draußen vor dem Fenster hörte ich jetzt Mirandas Schreie. Zu spät. »Halt, halt! Sie ist zurück!«
    »Wie hast du das geschafft?«, fragte die Hexe. »Wie konntest du dich von meinen Fesseln befreien?«
    Ich tat, was jedes Kind tut, wenn es in Schwierigkeiten steckt: Ich log. »Ich habe mich herausgewunden. Das würde jeder tun, um nicht gebacken zu werden.«
    »Jeder würde es wollen, aber keiner könnte es.« Die Hexe untersuchte das gefallene Netz. »Meine Knoten sind magisch. Wenn du sie lösen konntest, musst du selbst eine Hexe sein.«
    Trotz meiner Angst zwang ich mich, sie anzuschauen. Ich musste mich entscheiden. Die Wahrheit sagen? Oder alles abstreiten? War es gut, eine Hexe zu sein? Vielleichtwürde sie mich gehen lassen, wenn sie mich als ihresgleichen erkannte. Was hatte Miranda noch gleich gesagt? Ihre Schwestern? Aber andererseits könnte sie mich auch als Bedrohung sehen.
    Ich hatte keine Wahl. Sie wusste es.
    »Das stimmt. Ich habe die Knoten mit Zauberei gelöst. Ich bin eine Hexe.« Ich blickte zu Boden und überlegte mir, was ich als Nächstes sagen sollte. Meine Unerfahrenheit zuzugeben war riskant. Kräfte vorzugaukeln, die ich nicht besaß, vielleicht sogar noch mehr. Trotzdem, es wäre besser, wenn sie glaubte, ich sei mächtig. »Ich habe mich selbst befreit und jetzt werde ich meinen Bruder losbinden.«
    Sie gackerte. »Wohl kaum.«
    »Oh doch.«
    Wie zuvor konzentrierte ich mich auf meine mystischen Worte, die – wie ich jetzt wusste – ein Zauberspruch waren. Genau wie bei mir zwang ich die Seile dazu, Charlie freizugeben. Und doch war irgendetwas anders, als würde eine gewaltige Macht auf mich einwirken. Als meine Konzentration einen Augenblick lang schwankte, überwältigten mich die größeren Kräfte der Hexe. Ich war erschöpft, so erschöpft vom wochenlangen Kampf gegen Tod, Krankheit, Hunger und Trauer. Ich hatte genug. Ich wollte mich nur hinlegen und aufhören zu kämpfen, aber wenn ich jetzt aufgab, wäre alles umsonst gewesen. Charlie würde sterben. Ich würde sterben oder ganz allein auf der Welt sein – was ungefähr dasselbe war wie zu sterben.
    Ich stieß sie zurück. Leidenschaft verlieh mir Kraft dazu, Leidenschaft, die der Gefahr entsprang. Meine Leidenschaft war meine Kraft, und meine Kraft war meine Leidenschaft, und ich stieß mit all meiner Macht, meinem Verstand, meinem Herzen zu, bis ich spürte, wie das Blut, das durch meinen Körper, meinen Kopf strömte, kurz davor war, aus meinem Mund auf den Boden zu fließen. Ich zwang mich dazu, Charlie von den Fesseln zu befreien. Ich konnte nichts sehen, nichts hören außer Blut. Aber es musste klappen. Es musste einfach! Ich musste meinen Bruder retten.
    Dann, als ich kurz davor war, schwach und hilflos zusammenzubrechen, fühlte ich, wie sich der Griff um mich lockerte. Das, und noch etwas anderes. Ich fühlte Charlies Hand in meiner.
    Magie und Leidenschaft hüllten mich ein wie die Arme einer Mutter. Auch wenn ich noch unerfahren war, wusste ich jetzt, dass ich die Magie heraufbeschwören konnte. Ich hatte den Tod bezwungen, oder nicht? Plötzlich hatte ich Flügel, wenn ich welche brauchte, Schwingen der Finsternis wie ein riesiger Vogel, hatte Feuer und Wasser und alle Mächte des Lichts und der Dunkelheit zu meiner Verfügung. Wenn ich sie doch nur für mich einsetzen könnte und nicht gegen diese andere Hexe kämpfen müsste. Aber ich tat es. Unsere Seelen kämpften im Verborgenen und ich spürte, wie mir Charlies Hand entglitt. Ich packte sie, packte sie fest. Ich zog.
    »Genug!«, schrie die Hexe. Ich glaubte, dass sie michtäuschen
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