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Magical

Magical

Titel: Magical
Autoren: Alex Flinn
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aber stattdessen hungers sterben.
    »Lass uns ausruhen, Charlie. Wir werden morgen weitersuchen.«
    »Aber ich habe Hunger.«
    »Ich weiß. Ich habe auch Hunger, aber da kann man jetzt nichts machen. Morgen früh werden wir Beeren sammeln.«
    »Beeren? Ich dachte, wir gehen in ein Dorf. Was ist mit Mutter und den anderen?«
    »Morgen ist ein neuer Tag. Gott im Himmel wird für uns sorgen.«
    Sein Hunger musste ihn wohl davon überzeugt haben, mit Streiten aufzuhören, denn er legte sich neben mich. Ich saß noch eine Weile da, bis die Sonne am Himmel erlosch. Ich fragte mich, ob ich wohl mit Magie Essen beschaffen konnte. Ich versuchte, mich an die mystischen Worte zu erinnern, die ich am Tag zuvor gemurmelt hatte, um dieMagie wieder heraufzubeschwören. Zweifel überkamen mich und schließlich schlief auch ich ein.
    ˜ ˜ ˜
    Das Morgenlicht zwang mich dazu, die Augen zu öffnen, und ich sah mich nach Charlie um. Er schlummerte noch. Ich gönnte mir den Luxus, mir Sorgen zu machen. Was sollten wir jetzt tun? Wohin würden wir gehen? Ich war mir meiner Kräfte so sicher gewesen, aber ich konnte wohl keine besonders gute Hexe sein, wenn ich nicht einmal ein klein wenig zu essen herbeizaubern konnte. Wir würden verhungern. Es war vorbei.
    Ich blickte auf meine andere Seite. Täuschten mich meine Augen?
    Ich schloss sie noch einmal und schlug sie dann wieder auf.
    Sie täuschten mich nicht. Da war ein Haus – ein entzückendes kleines braunes Haus mit Weiß am Dachvorsprung und einer Art Zaun darum herum. Vielleicht waren wir doch gerettet.
    Ich kroch über den kargen Boden. Als ich näher kam, bemerkte ich etwas Seltsames an dem kleinen Haus. Es schien nicht aus Holz oder Ziegeln gebaut zu sein, und ganz sicher nicht aus Stein. Stattdessen bestand es aus etwas glattem Goldbraunem, das mit allerlei Buntem verziert war. Als ich näher kam, stieg mir ein gar köstlicher Duft in die Nase. Hatte ich Wahnvorstellungen? War ichdem Hungertod so nahe, dass ich den Verstand verloren hatte? Trotzdem – Düfte wecken Erinnerungen, und dieser enthielt eine Erinnerung, die so süß war, so teuer. Er erinnerte mich an die Reise, die mein Vater und ich vor langer Zeit nach Shropshire unternommen hatten.
    Ein Schluchzen stieg in mir auf. Vater!
    Er hatte es damals als Lebkuchen bezeichnet. Es enthielte ein Gewürz aus dem Fernen Osten und hätte außergewöhnliche medizinische Eigenschaften.
    Ich atmete den Duft ein. Buk jemand Lebkuchen in diesem Haus? Ohne einen Blick zurück zu meinem schlafenden Bruder rannte ich zu dem Häuschen und suchte nach einem Fenster. Vielleicht würde man mich davonjagen. Dennoch musste ich es versuchen. Ansonsten würden wir verhungern.
    Ich schlich mich näher. Der Duft wurde stärker, er lockte mich an wie die Arme einer Mutter. Ich fand ein Fenster. Sollte ich es wagen hineinzuschauen?
    Als ich meine Hand auf das Haus legte, bemerkte ich etwas sehr Sonderbares. Die glatte, braune Hauswand war weich. Was war das für ein seltsames Material? Und als ich darauf drückte, sank mein Daumen ein. Ich schnüffelte. Lebkuchen. Konnte es sein, dass das ganze Haus aus Lebkuchen bestand?
    Unmöglich. Der Geruch überwältigte mich, weil ich so hungerte – nicht nur nach Essen, sondern auch nach Erinnerungen, nach meinen Eltern, nach der Vergangenheit. Ich sog die Luft tief ein und erinnerte mich daran, wie ichüber den Marktplatz ging, in der einen Hand ein Stück Lebkuchen, in der anderen die Hand meines Vaters. Ich drückte meinen Daumen tiefer in das braune Material, und wieder gab die Wand nach.
    Unmöglich! Und doch musste es Lebkuchen sein. Entweder das, oder ich versank gerade in einem angenehmen Tagtraum. Ich kauerte mich nieder, um eine unauffällige Stelle zu finden, an der ich knabbern konnte. Vielleicht war das die Zauberei, die ich versucht hatte, zustande zu bringen. Was sonst könnte es sein? Und wenn ich Sterbende heilen und Essen herbeizaubern konnte, was würde ich sonst noch alles können? Die Möglichkeiten waren grenzenlos! Grenzenlos!
    Und doch konnte ich meine Familie nicht zurückholen.
    Nein, aber ich konnte den einen, der mir geblieben war, retten.
    Ich griff nach einer Fensterbank und brach etwas ab. Stücke davon bröselten in meine Hand. Ich biss hinein.
    Es war tatsächlich Lebkuchen! Ich nahm noch einen Bissen und noch einen. Ich war wie ein Tier, gefräßig, mit unstillbarem Hunger.
    »Hey!«
    Ich zuckte zusammen. Konnte das der Eigentümer des Hauses sein?
    »Kendra, was
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