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MAGICA MATHEMATICA

MAGICA MATHEMATICA

Titel: MAGICA MATHEMATICA
Autoren: Franziska Wolf
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kein Latein, er liest keine Bücher und er kennt
nicht den Satz des Pythagoras oder trigonometrische Formeln. Aber er ist nicht
dumm“, erwidert Carla. - „Gut, das könntet ihr ja bei dem Wettbewerb beweisen.“
    „Papa, heißt das du überlegst es dir?“ –
„Vielleicht. Ich muss mich erst nach ihm erkundigen. Er muss auch fleißig und
geschickt sein.“
    Carla fällt ihm um den Hals: „Ich liebe
dich Papa.“ - „Gut. Es soll mir ja Recht sein, dass du mit Pedro an der
Aufnahmeprüfung zusammen arbeitest. Sollte ich Recht haben, dann brauch ich mir
keine Sorgen machen, dass du dein Leben lang als Bildhauerin Steine klopfst“,
sagt Carlas Vater selbstgefällig.
    „Papa, du bist gemein. Pedro und ich
schaffen es. Wir werden es dir beweisen. Außerdem wollte ich mich nicht mit
Pedro treffen. Ich gehe zu Giuseppina in die Werkstatt.

In der Steinmetzwerkstatt
    Der
Steinhauer Marsilio, Giuseppinas Vater hat seine Werkstatt im Stadtteil der
Schildkröte. Hier haben sich alle Steinmetze der Stadt angesiedelt. In fast
jedem Innenhof stehen fertige und auch unfertige Skulpturen und ungezählte Rohblöcke
Marmor lehnen an den Hauswänden. Marmor, der in den Steinbrüchen von Carrara
abgebaut wird. In der linken Hand den Meißel, in der rechten den Schlägel vollendet
Marsilio sein Werk. Den dritten und letzten Wasserspeier mit dem Kopf einer
Wölfin für einen Brunnen im Stadtteil der Wölfin. Carla und Giuseppina
begutachten sein Werk. „Ich erkenne in jedem Kopf das Gesicht einer Wölfin. Sie
sehen gruselig aus.“ – „Das soll so sein“, sagt Marsilio, „ihr dämonisches
Aussehen soll den Geistern und Dämonen einen Spiegel vorhalten, soll sie
vergraulen und das Wasser des Brunnens vor bösen Mächten schützen.“ Marsilio
wischt sich mit einem grauen Tuch den Staub vom Gesicht. „Also Mädels, ich
lasse euch jetzt alleine. Meine Arbeit ist getan für heute.“
    Carla
und Giuseppina sitzen auf Dreibeinhockern in der Steinmetzwerkstatt. Carla
liebt diesen Ort. Es riecht nach Stein. Die Staubkörner tanzen in dem Licht,
welches durch die Sprossenfester scheint. Carla umschließt den weißen Marmorbrocken
mit beiden Händen. Sie liebt diesen Stein. Edel und hart und trotzdem leicht zu
bearbeiten. Es ist ein Reststück Marmor. Der Steinmetz braucht es für seine
Kamineinfassungen, Waschbecken, Fenstersimsen oder größere Skulpturen nicht
mehr. Vielleicht könnte er es noch für eine kleine Rosette oder Blume, die eine
Hauswand schmückt, gebrauchen, aber dafür hat er auch noch unzählige andere
Restmarmorstücke. Seine Tochter Giuseppina und ihre Freundin Carla freuen sich
über diese Reste. Sie verwandeln diese zu kleinen Figuren. „Eine Wölfin, das
gefällt mir. Ich versuche es“, sagt Carla. – „Ich glaube, dass wird schwierig.
Es ist aber eine gute Idee. Ich probiere es auch.“ Carla und Giuseppina fangen
an, vorsichtig ihren Stein zu behauen. Carla konzentriert sich heute nicht so
wie sonst. Sie ist mit ihren Gedanken woanders.
    „Sag
schon, was beschäftigt dich?“, fragt Giuseppina neugierig. „Ich sehe dir an,
dass du mir etwas zu erzählen hast.“
    „Stell
dir vor: Ich glaube, ich gehe morgen mit Pedro zusammen zu dem Wettbewerb an
der Baukunstschule.“ – „Ah, du hast es mal wieder geschafft, deinen Vater
rumzukriegen.“ – „Noch nicht ganz. Mein Vater ist heute Nachmittag auf der
Baustelle am Krankenhaus, auf der Pedro arbeitet. Er will sich Pedro nochmal
bei der Arbeit ansehen.“ – „Hört sich doch gut an. Pedro wird auf der Baustelle
bestimmt gelobt, weil er so fleißig und geschickt ist. Dann wird er morgen frei
bekommen und kann mit dir zum Wettbewerb. Ist doch alles paletti.“ – „Ja, aber
ich glaube, mein Vater will mir beweisen, dass ich zusammen  mit Pedro diese
Prüfung nicht schaffen werde. Das tut ihm gut, weil er sich ja sowieso immer
noch nicht mit meinem Berufswunsch nicht anfreunden kann. Nur weil ich ein
Mädchen bin. Ich glaube, er hofft, dass ich scheitere“, erzählt Carla. „Es ist
ja auch ein Männerberuf. Du siehst ja, wie hart mein Vater arbeitet. Was
fasziniert dich denn so?“
    „Mir
tut es gut, aus einem Steinbrocken ein Kunstwerk zu schaffen. Ich weiß nicht,
was aus dem Stein wird. Stück für Stück und Zentimeter für Zentimeter arbeite
ich am Stein. Der Stein nimmt Gestalt an. So wie jetzt. Nachher habe ich eine
neue Figur geschaffen. Eine einzigartige.“ Carla schafft immer noch
konzentriert, den Schlägel und Meißel in der
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