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MAGICA MATHEMATICA

MAGICA MATHEMATICA

Titel: MAGICA MATHEMATICA
Autoren: Franziska Wolf
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Hand. Sie pustet den Steinstaub
von ihrem Kunstwerk und lächelt: „Guck mal,  “
    „Mir
kann niemand Steine in den Weg legen, auch nicht mein Vater. Ich werde
Steinbildhauerin“
    „Also
müsst ihr beide morgen diese Prüfung an der Baukunstschule meistern“, fasst
Giuseppina zusammen. „Ich hoffe, dass ihr das schafft.“

Auf der Baustelle
    Pedro
arbeitet seit zwei Wochen auf der Baustelle im Chiasso Vecchio, dem Tunnel zur Anlieferung
von Lebensmitteln für das Krankenhaus „Santa Maria della Scala“. Genau unter
dem Ammenhaus droht eine Decke des dreistöckigen achthundert Jahre alten Gemäuers
einzustürzen. Die Zimmerer fangen sie  mit einer Holzschalung ab und die
Aufgabe der Maurer ist es, Stein für Stein das Gewölbe zu mauern. Pedro ist
weder Zimmermann noch Maurer. Er ist Hilfsarbeiter und bekommt deshalb die
schwerste Arbeit zugeteilt. Arbeit, um die sich niemand reißt. Arbeit, die
Kraft kostet. Schlecht bezahlte Arbeit. Seit Stunden schaufelt er ein Teil Kalk
auf drei Teile Sand in eine Holzwanne, gibt nach und nach Wasser dazu und rührt
den Kalkmörtel an. Pedros Arme schmerzen, er hat Muskelkater und er kann sich
vor Schwäche kaum noch auf den Beinen halten.
    Noch
wenige Minuten muss Pedro durchhalten, bis die Turmglocken des benachbarten Doms
die Mittagspause einläuten. Michele legt seine Kelle beiseite, holt ausder linken Hosentasche ein großes, graues Stofftaschentuch
und wischt den Schweiß und Staub von der Stirn. „Genug! Mittagszeit!“
    Pedro
und alle anderen Handwerker legen ihre Werkzeuge auch beiseite. „Pedro, vergiss
die Karbidlampe nicht! Sie muss gefüllt werden. Pedro nimmt die Karbidlampe und
seine Brottasche und sagt zu Matteo dem Maurer: „Endlich Mittagspause und raus
aus dieser Hölle. Der Staub brennt mir in den Augen, meine Arme sind bleischwer
und ich bin hungrig.“ – „Ja, ich brauche die Pause auch“, bestätigt Matteo. Die
gesamte Arbeitstruppe setzt sich auf die Mauer im Hinterhof der schattigen
Nordseite des Ammenhauses. Es ist ein schöner Platz. Pedro zieht seine Schuhe
aus und lässt sie von der Mauer baumeln. Er packt sein Vesper aus. Ein Stück
trockenes Brot, ein paar Oliven und dazu frische längliche Tomaten, die zur
Hälfte noch grün sind.
    Die
Mittagspause ist um und mit den gefüllten Karbidlampen macht sich der Trupp an die
zweite Hälfte des Arbeitstages. Seit mehr als zwei Stunden mischt Pedro wieder
den Kalkmörtel an.
    Signore
Parini folgt dicht Signore Marchesani die engen Stufen hinunter. Sie nähern
sich mit spärlichem Licht den Arbeitern. „Wer kommt jetzt? Ich glaube, die
haben noch nie eine Schaufel in der Hand gehabt. Hohe Herren aus der Stadt“,
lästert Matteo. Pedro schaut zu den beiden Männern. Den größeren Herrn mit der
Brille erkennt er trotz der Dunkelheit. „Der größere ist Signore Parini, der Vater
meiner besten Freundin. Er ist Prior des Stadtteils des Panthers, also mein
Prior.“ – „Habe ich mir schon gedacht: die Bauaufsicht. Sie tragen zwar
Arbeitskleidung und Arbeitsschuhe, machen sich aber nicht schmutzig. Dann ist
der andere der Prior des Stadtteils des Adlers, in dem unsere Baustelle ist.
    Michele,
der Chef der Baustelle unterbricht seine Arbeit und begrüßt die Herren
freundschaftlich mit Handschlag. Zu dritt begutachten sie die Baustelle und unterhalten
sich eine Weile. Michele erzählt von den Schwierigkeiten der Gewölbeschalung.
Signore Parini beobachtet Pedro. „Wer ist das? Der Junge, der den Kalkmörtel anrührt.“
Er heißt Pedro und ist der Sohn von Giuseppe, mit dem ich jahrelang zusammengearbeitet
habe. Der Junge ist dankbar um jede Arbeit. Seit sein Vater Giuseppe gestorben
ist, schuftet er hart tagein, tagaus, um seine Mutter zu unterstützen. Sie
schafft es nicht allein. Sie ist am Ende ihrer Kräfte. Außer Pedro sind noch
vier kleinere Kinder im Haus“, erklärt Michele. Signore Parini will mehr
wissen: „Seid Ihr zufrieden mit ihm? Ist er geschickt?“ – „Ja, er ist sehr
geschickt, fleißig und sieht, wo man ihn gebrauchen kann.“ – Signore Parini
denkt an seine Tochter. Im Grunde genommen will er ihr jeden Wunsch erfüllen. 
Er sagt zu Michele: „Ich will selbst mit ihm reden.“
    „Matteo,
übernimm du das Mischen. Pedro soll zu uns kommen. Der Prior will ihn sprechen“,
befiehlt Michele. Pedro erschrickt, sieht, wie Michele ihn zu sich winkt. Er
überlegt: „Was habe ich falsch gemacht?“, ist aber froh, seine Arbeit unterbrechen
zu können.
    „Wie
alt
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